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Sein zwanzigstes Bühnenjubiläum liegt hinter, sein fünfzigster Geburtstag vor ihm: Saxophonist und Bassklarinettist Gebhard Ullmann hat einiges zu feiern. Der umtriebige, in Berlin lebende Musiker, der öfter im Jahr Station in Manhattan, New York, macht, ist dafür bekannt, stets mit einer Vielzahl von Projekten gleichzeitig am Start zu sein.
Die Veröffentlichung mehrerer Alben pro Jahr bei verschiedenen internationalen Labels ist bei ihm demzufolge die Regel, seine weitreichenden Verbindungen – immerhin sind auch seine Bands multinational besetzt und nicht auf einen Standort beschränkt – ebnen ihm viele Wege. Seine musikalische Laufbahn begann Ullmann einst mit der Querflöte. Relativ bald jedoch griff er daneben auch zum Saxophon und entwickelte schließlich eine große Begeisterung für die Bassklarinette, die für ihn beinahe zum Markenzeichen wurde. „Die Bassklarinette hat unheimlich viele verschiedene Farben, mehr als die meisten anderen Instrumente. Allein schon wegen des großen Tonumfanges, in dem sie immer unterschiedlich klingt. Außerdem hat sie von der Natur her eine Ästhetik, bei der man eher an die E-Musik denken würde. Da ist also sehr viel Neuland zu entdecken.“ Wo andere Musiker sich zwischen stilistisch auseinanderstrebenden Projekten zerrieben fühlen würden, lebt Ullmann eher auf. Keine Spur davon, sich zu verzetteln, im Gegenteil die Unterschiedlichkeit der Herausforderungen, meint er, hielten ihn jung. Dies liege auch daran, dass die Suche nach der persönlichen Aussage nie abgeschlossen sei und auch sein umfangreiches Instrumentarium eine stete Inspiration darstelle. „Im Moment spiele ich sehr viel Tenorsaxophon“, berichtet er. „Ich beschäftige mich auf meinen verschiedenen Instrumenten mit Vierteltonskalen. Auf einigen dieser Skalen bauen neue Kompositionen auf, deren Möglichkeiten ich derzeit in verschiedenen Besetzungen auslote.“ Ein Projekt, dem Ullmanns Experimente in dieser Richtung sicherlich zugute kommen werden, ist „ullmann/swell 4“ mit dem Posaunisten Steve Swell, das zum Jahresende auf Tour gehen wird. Das Quartett, dessen Name Ullmanns Vorliebe für Kleinbuchstaben widerspiegelt, unterstützt den Entdeckerdrang der beiden Protagonisten durch das, wie Ullman es ausdrückt, „groovende und zugleich unglaublich offene Spiel“ von Hill Greene und Barry Altschul. „Es ist uns wichtig, dass jedes Konzert frisch ist und jeder alles gibt“, erklärt er. „In gewisser Weise ist dieses Quartett mein intensivstes Projekt.“ Ebenfalls unterwegs, wobei jedoch das Saxophon zuhause bleibt, ist er mit „clarinet trio“, wo Klarinette, Altklarinette und Bassklarinette den Ton angeben. „Über die Jahre hat sich ein typischer Sound herausgebildet“, lobt Ullmann die Zusammenarbeit mit Jürgen Kupke und Michael Thieke. „Wir haben ein fast blindes Verständnis, was den Umgang mit Kompositionen wie auch das freie Spiel angeht.“ Ausgesprochen aktiv ist Ullmann auch an der CD-Front. Im November neu veröffentlicht, diesmal auf „Between The Lines“, wurde die CD „Die blaue Nixe“, wo sich Ullmann im Rahmen seines „piano trio“ mit Art Lande und Chris Dahlgren von der balladesken Seite zeigt. Tatsächlich habe der Titel des Albums konkrete Bezüge: „Für mich ist Musik mit Bildern und Farben verbunden“, klärt der Musiker auf. „Blau ist meine Lieblingsfarbe. Sie hat eine abstrakte Komponente, will aber auch als ,blue‘ im Sinne der Tradition verstanden sein. Die CD ist sehr ruhig, mit viel Raum. Irgendwie passte also die Assoziation ,Nixe‘.“ Carina Prange |
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