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Um Kraan (vor allem Hellmut Hattler/Bass und Peter Wolbrandt/Gitarre) ranken sich seit 35 Jahren Einordnungs-Experimente, die scheiterten und trotz dezidierter Schreibkunst immer wieder auf einen banalen Nenner zurückfielen: Kraan war, Kraan ist innovativ. Die Gründe sind vielschichtig: Kraan erwies sich stets als wendig, flexibel und aufgeschlossen. Rock, Jazz, Ethno und NDW (mit der sie sich auf „Nachtfahrt“ doch auseinander setzten) sind da tragende Säulen gewesen. Später konnte man ihnen eine Affinität zum Soul und amerikanischen Mainstream nicht absprechen. Das alles zusammen und ein Berg Pop waren nie plakative Schubladen, die Hattler und Wolbrandt öffneten und wissentlich verramschten, sondern kontinuierlich gleichberechtigte Musikdeklinationen, die im Zusammenklang zumindest bei Kraan funktionierten. Dass man Kraan dabei noch zu nationalen Stil-Heroen oder Musikhistorikern hochstilisierte, verdankt man den Medien und den Gesellschaften der 70er und 80er Jahre, die das ein oder andere Mal definitiv mit zuviel Pathos und Inbrunst wirkten. Eigenschaften und Auswirkungen, die Kraan bis heute verfolgen. Und heute heißt ein Trend „Reissues“. Also alte Aufnahmen
restaurieren und mit Schmankerl geschminkt wieder veröffentlichen.
Revisited Records, das Reissue- Sublabel von InsideOut Music, erweist
uns die Aufmerksamkeit bei Kraan. „Wiederhören“ (1977),
„Nachtfahrt“ (1982) und „Live 88“ (1988) eröffnen
den Reigen. Alle Wiederveröffentlichungen erscheinen remastered,
also aufgefrischt in Ton und Sound, dazu gibt es reichhaltiges und aufschlussreiches
Infomaterial im Innenleben der sechsseitigen Digipaks. Jede Menge Bilder
sowie neue Linernotes sorgen für Infotainment, oft gibt es musikalisch
noch bislang unveröffentlichtes Bonusmaterial. Schon die dritte Veröffentlichung „Andy Nogger“ (aufgenommen in einer Musikerkommune am Rande des Teutoburger Waldes) verkaufte 120.000 Einheiten. Das Album schaffte in den US-Billboard Charts Platz 9. Nach drei weiteren Studiowerken wurde im Oktober 1974 das Doppelalbum „Kraan Live“ mitgeschnitten und bearbeitet vom Produzenten Conny Plank. Das Album „Let It Out“ wurde quasi als letztes Album einer Kraan-internen Zeitrechung angesehen, denn folgende Alben „Wiederhören“ (1977) und „Flyday“ (1978) „Nachtfahrt“ (1983) bewiesen, dass Kraan engstirnig ihrem Musiktunnel folgten. Mittlerweile herrschte in Deutschland der Zeitgeist der Neuen Deutsche Welle. Kraan war sich nicht zu schade, diese Atmosphäre aufzusaugen; entwickelte sich jedoch zur bilateralen Einmannband. „Flyday“ und „Nachtfahrt“ waren laut Hellmut Hattler „jeweils zur Hälfte Solowerke von Peter und mir“. Anschließend folgten Tourneen in unterschiedlichen Besetzungen, 1988 erschien „Live 88“, gefolgt von den Alben „Dancing In The Shade“ und „Soul Of Stone“. 1992 gab es einen letzten Kraan- Auftritt auf der „Dokumenta“ in Kassel, Hattler und der Trompeter Joo Kraus gründeten „Tab Two“ während sich Wolbrandt in seinen erlernten Beruf als Graphiker zurückzog. Zum 30-jährigen Kraan-Jubiläum reformierte sich die Band im Frühjahr 2000 mit Hattler, Wolbrandt, Bischof und Fride. Die Jubiläumskonzerte „Live 2001“ wurden auf Platte gebannt und Ende Juni 2003 das Album „Through“ veröffentlicht. Eine Bandgeschichte, die bis heute anhält, deren Geist bis heute lebt und transportiert wird. Es gibt eigentlich für niemanden einen Grund sich den zehn Wiederveröffentlichungen zu verschließen; konservative Kräfte ausgeschlossen. Sven Ferchow Gewinnspiel
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