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Jazzzeitung
2005/12 ::: seite 10
jazz heute
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Vom 23. bis 26. März 2006 findet in Bremen die erste Jazzmesse „jazzahead!“
statt. Ursula Gaisa befragte das Organisationsteam Hans Peter Schneider
(Geschäftsführer Messe Bremen), Sybille Kornitschky (Projektleitung)
und Ulrich Beckerhoff (künstlerische Leitung).
Jazzzeitung: Was genau war die Initialzündung für
die erste Jazzmesse in Deutschland?
Hans Peter Schneider: Am Anfang stand vielleicht meine
ganz persönliche Liebe zum Jazz sowie die Hochachtung, die ich immer
gegenüber befreundeten Jazz-Musikern empfunden habe. Dazu kam die
Erkenntnis, dass es in Deutschland noch kein zentrales Podium für
die Bedürfnisse der professionellen Szene gibt, einen Treffpunkt
bei dem Jazzer, Promoter und alle anderen Marktteilnehmer zusammen kommen
und sich austauschen können.
Jazzzeitung: Seit wann gibt es die Idee und warum wird
sie gerade in Bremen und von der Messegesellschaft in Bremen durchgeführt?
Schneider: Die Idee schlummert schon viele Jahre in mir,
ich hatte aber bislang nicht den richtigen Ort für ihre Umsetzung.
Mir war klar, die Umstände müssten optimal sein, denn Jazz ist
leider nicht die Musik, mit der man die größten Umsätze
verzeichnet. Nun ist die Zeit mehr als reif – und ich befinde mich
in der glücklichen Situation in Bremen als Geschäftsführer
eines erfolgreichen und professionellen Messeveranstalters diese Idee
umsetzen zu können.
Der Kulturstandort Bremen weist sich durch herausragende Kunst-Profile
aus: im Theater, in der Bildenden Kunst, in der Musik. Im Jazz nicht zuletzt
durch zwei der profiliertesten Persönlichkeiten, Uli Beckerhoff und
Peter Schulze, in ihnen haben wir die richtigen Partner für jazzahead!
gefunden. Bessere Voraussetzungen gibt es nicht.
Jazzzeitung: Was erwarten Sie sich von solch einem
Unternehmen? Was soll „jazzahead!“ für die Veranstalter
und die Besucher sein?
Sybille Kornitschky: Die MGH möchte jazzahead! zu
einem jährlich stattfindenden Treffpunkt und Schaufenster der deutschen
und europäischen Jazzszene machen. Unser Ziel ist es dabei, einen
Ort des Informationsaustausches für alle Beteiligten zu schaffen,
deren Hauptanliegen das Thema Jazz ist. Nicht am Rande und auch nicht
einfach nur mit dabei, sondern Jazz im Mittelpunkt des Angebots, das soll
jazzahead! auch für die Anbieter des Jazz-Business sein. Von einer
stärkeren Vernetzung der Szene sollen letztendlich alle profitieren.
Die Besucher werden jazzahead! als eine völlig neue Art von Festival
wahrnehmen, wo sie mehr als nur guten Jazz genießen können.
Jazzzeitung: Könnten Sie die verschiedenen Teile
der Messe kurz umreißen?
Kornitschky: jazzahead! ist ein gemeinsames Forum für
Jazz bei dem eine Konferenz, ein Festival, eine Ausstellung und Verbände
unter einem Dach gebündelt werden. Das Festival bietet Jazz auf höchstem
Niveau, es umfasst Hochschulkonzerte, das erstmalig stattfindende German
Jazz Meeting, Abendkonzerte von namhaften Musikern der europäischen
Szene, ein besonderes europäisches Hochschulprojekt sowie eine Matinee
für die Allerkleinsten.
Die Konferenz richtet sich als eine Art Fort- und Weiterbildung an junge
professionelle Musiker und Jazzstudenten. Praxisnah soll sie Fragen beantworten,
die zur Ausgestaltung der eigenen Karriere wichtig sind.
Auch bei der Ausstellung wollen wir die ganze Bandbreite des Jazz abbilden,
das Angebot soll über die ebenfalls erstmalig zu sehende Ausstellung
„Jazz in Deutschland“ alles bieten, was zum Thema Jazz von
Bedeutung ist. Es werden sich Instrumentenhersteller, Studios, CD-Firmen
und Produzenten , Fotografen, Zeitschriften, Jazzstudiengänge deutscher
Musikhochschulen, private Ausbildungsinstitute und viele mehr präsentieren.
Darunter auch die verschiedenen berufsständischen Verbände,
sie haben die Möglichkeit, die eigene Verbandsarbeit vorzustellen,
können nebenbei aber auch Verbandstreffen, Jahrestagungen und Hauptversammlungen
abhalten.
jazzahead! wird außerdem zur Plattform für ein Management Symposium.
Hier geht es um die Verbindung von Jazz & Management und die Art und
Weise, wie in einer Jazz-Band Kreativität entsteht und als Vorbild
für modernes Management dienen kann. Angesprochen werden hier vor
allem mittlere und große Unternehmen, die unkonventionelle und effiziente
Wege im Management und der Unternehmensführung gehen wollen.
Jazzzeitung: Nach welchen Gesichtspunkten hat man das
künstlerische Programm ausgewählt?
Ulrich Beckerhoff: Da jazzahead! ein Ereignis ist, das
in seinen Zielen auf Deutschland und Europa ausgerichtet ist, soll sich
dies auch in der Musik der verpflichteten Ensembles in den Abendkonzerten
manifestieren. Ausschlaggebend bei der Auswahl der Gruppen war das hohe
künstlerische Niveau ebenso wie die diversen stilistischen Ausrichtungen
der verschiedenen Bands. Die Konzerte sollen ein Bild der heutigen nationalen
und internationalen Szene abgeben, ohne einen Anspruch auf Vollständigkeit
zu erheben. Schwerpunkte sind deutsche und europäische Ensembles.
Jazzzeitung: Wie kam das German Jazz Meeting dazu?
Beckerhoff: Vergleichbare Präsentationen einer nationalen
Jazz-Szene gibt es schon in diversen europäischen Ländern wie
etwa in Holland, Finnland, Ungarn und England. Nur in Deutschland fehlte
bislang ein Ereignis, bei dem es darum geht, deutsche Jazzproduktionen
international bekannt zu machen. Aus diesem Grunde und in der Erkenntnis
der absoluten Notwendigkeit einer solchen Anstrengung haben Peter Schulze
(Programmchef der Jazzfestes Berlin) und Reiner Michalke (Programmchef
Kölner Stadtgarten, Musiktriennale Köln und Moers Festival)
ein Konzept für ein German Jazz Meeting entworfen, das nun im erstmalig
im Rahmen von jazzahead! im Bremer Congress Centrum stattfinden wird.
Jazzzeitung: Jazz und Chaos, Jazz und Management –
Stichworte, die eng mit August-Wilhelm Scheer verbunden sind. Wie konnten
Sie ihn als eine Art Spiritus Rector dazu gewinnen?
Schneider: Als junger Student habe ich in den 80er-Jahren
selbst Vorlesungen von Professor Scheer besucht. Schon damals habe ich
wahrgenommen, dass er auch als Jazzer in den Clubs des Saarlandes aufgetreten
ist und das imponierte mir. Viele Jahre später bin ich wieder über
den Jazz auf ihn aufmerksam geworden: Beide hatten wir einen gemeinsamen
Freund und Saxophonlehrer, den verstorbenen Peter Decker. Ich habe mich
danach stärker in die Thematik Jazz & Management eingelesen und
fand es in der Tat spannend, das zwei Wirtschaftsleute offensichtlich
die gleiche Leidenschaft teilten. Dass Professor Scheer sich bereit erklärt
hat, das geplante Management Symposium zu leiten und zu moderieren ist
natürlich großartig.
Jazzzeitung: Wer kann und darf im März bei „jazzahead!“
dabei sein?
Beckerhoff: Zu „jazzahead“ ist jeder sehr
herzlich eingeladen, der sich für die große stilistische Bandbreite
dieser Musik interessiert. Vom Profimusiker bis zum Hobbyjazzer und alle,
die sich informieren wollen über den aktuellen Stand der deutschen
und internationalen Musikszene. Aber auch Menschen, die diese Musik und
ihre Performer von höchstem künstlerischen Niveau nur einmal
live in einer spannenden und vitalen Umgebung genießen und erleben
wollen.
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