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Das Konzept der Jazz Juniors Kurse in Bayern geht auf. In Trägerschaft des Verbandes der Bayerischen Sing- und Musikschulen mit Unterstützung des Freistaats Bayern werden die Kurse seit nunmehr sechs Jahren durchgeführt. Willi Staud, Organisator der Workshops, ist nach dem letzten Kurs während der Herbstferien an der Bayerischen Musikakademie Marktoberdorf zwar ziemlich erschöpft, aber sehr zufrieden. Schließlich galt es diesmal rund 60 Kinder und Jugendliche zu betreuen. So groß war der Andrang bei Jazz Juniors noch nie. Woran liegt’s? Wir haben die Teilnehmer besucht: Silvia (11 Jahre, Saxophon und Klavier), Johannes (13 Jahre, Saxophon), Jan (15 Jahre, Gitarre) und Michael (16 Jahre, Saxophon) standen uns Rede und Antwort. Was gefällt Euch hier? Johannes ist kaum zu bremsen, ihm gefällt die Musik, die Stimmung, die anderen Kids hier, die Dozenten, eigentlich alles. Außer, dass man abends nicht so lang Session machen kann, wie er es gerne hätte, was auch Jan stört…. Jan war schon im letzten Jahr dabei und begeistert, was im Jazz alles möglich ist. Das Zusammenspiel mit den anderen, die Improvisationen, das gefällt ihm. „Ohne Noten zu spielen bringt einfach weniger Frust!“. Johannes stimmt vehement zu: „Du spielst einfach was. Erst traust Du Dich nicht und dann fängst Du an und es klingt gut!“, erklärt er strahlend. Michael sieht die Sache schon etwas ernster. Schließlich will er mal Berufsmusiker werden. Ihn fasziniert aber auch das Zusammenspiel mit den anderen. Sonst übt man schließlich meistens allein, hier sieht man die gemeinsamen Fortschritte. Er findet auch die Dozenten gut. Marcus Kesselbauer arbeitet mit seiner Gruppe. Der war selber jahrelang im Landes-Jugendjazzorchester Bayern und steht nun am Anfang seiner Berufsmusikerlaufbahn. Ein hautnahes Beispiel für Michael. Silvia ist hier um ihr Saxophonspiel zu erweitern. Musik ist ihr wichtigstes Hobby und Jazz passt nun mal so gut zum Saxophon. Und dass man gleich mal alle Noten einfach wegräumt, gefällt auch ihr sehr gut. Was nehmt ihr mit aus dem Kurs? Für Michael ist es klar: Er geht seinen Weg weiter, bleibt beim Jazz. Er hat sich in dieser Woche auch einen Platz im Landes-Jugendjazzorchester Bayern erspielt. Johannes macht in der Jazz Juniors Big Band weiter und freut sich schon auf die nächste Arbeitsphase. Jan findet Jazz schon sehr cool, bleibt aber auch offen für andere Musikrichtungen. Als Gitarrist spielt er auch noch in einer Rock/Pop-Band. Für ihn ist das wichtigste hier Erfahrung gesammelt zu haben: Er hat hier gesehen, was möglich ist, wie er sein jetziges Können einsetzen und wie er weiterkommen kann. Silvia möchte auf jeden Fall nächstes Jahr noch mal kommen und weiter mit ihrem Saxophon Jazz spielen. Soweit die Jungjazzer, doch was sagen die Dozenten dazu? Er lacht: „Anstrengend. Die saugen einen aus!“ Johannes Herrlich ist seit Beginn der Workshops 1999 schon dabei. Er freut sich über die positive Entwicklung und sieht das Kurskonzept voll bestätigt. Nicht zuletzt auch durch die jungen Dozenten, die aus dem Landes-Jugendjazzorchester Bayern kommen und nun selbst ihre Erfahrungen an den Nachwuchs weitergeben. Immer wieder fasziniert ist er, wie schnell die Kinder sich auf einen Unterricht ohne Noten einstellen. Bei manchen sei zwar erst die Angst da, etwas falsch zu spielen, aber wenn sie dann die ersten Melodien nachgespielt haben und sehen, dass es funktioniert, strahlen die Augen! Das gibt Selbstbewusstsein, nicht nur für die Musik. Daniel Eberhard ist Leiter der dieses Jahr gegründeten Jazz Juniors Big Band und war selbst auch Mitglied im Landes-Jugendjazzorchester Bayern. Er sieht die Nachwuchsarbeit so: „Wir arbeiten hier mit den ganz jungen Musikern, holen sie dort ab, wo sie sich musikalisch befinden und zeigen einen Weg. Sie lernen hier die verschiedenen Jazzstile kennen und lernen frei zu spielen, wie es nur der Jazz ermöglicht. Sie lernen nicht über Noten, sondern Musik wird hier zur körperlichen Erfahrung. Deshalb treffen wir uns morgens auch immer erst einmal zu einem Warm-Up, wo wir uns strecken, bewegen, klatschen, hüpfen, singen. Dann wird in den Gruppen gearbeitet, die Melodien werden durch Hören, Singen, Klatschen erarbeitet. Dann geht es los mit spielen und wieder bestimmt aktives Zuhören den Verlauf des Stückes. Das schöne ist dann, dass sich die Kids so spielend ein zweistündiges Konzertprogramm auswendig einprägen. Und wenn sich die Teilnehmer im nächsten Jahr wieder treffen, spielen sie das gleiche Stück von diesem Jahr genauso wieder. Alles ohne eine geschriebene Note. Das ganze prägt natürlich über die musikalische Entwicklung hinaus auch die Persönlichkeit: die Kinder werden hier in Spontaneität, Flexibilität, Kreativität und Teamfähigkeit geschult. Und haben auch noch Spaß dabei!“ Na, wenn das so ist, sollte Jazz doch endlich zum Pflichtfach an den Schulen werden. Wir haben auf jeden Fall den Eindruck, dass es allen in Marktoberdorf wieder viel Freude gemacht hat und freuen uns schon auf das nächste Konzert mit den ganz jungen Jazzern, die auf der Bühne so manchem alten Hasen die Show stehlen! Anne Roth |
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