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Jazzzeitung

2001/11  ::: seite 28

farewell

 

Inhalt 2001/11

standards
Editorial
News
Fortbildung
no chaser: My sax is my axe
Glossar: Xylophon
Farewell: Helmut Brandt

berichte
Szene Act und Avantgarde
J.I.M.-Jazzfest im Kunstpark Ost
Talentschuppen
Das BuJazzO im Schloss Alteglofsheim
Bach, Bass und Art Baroque
NHØP und Ulf Wakenius im Birdland Jazzclub
Häufig nur Mit links gespielt
Die Levante zu Gast in Elmau: der ukrainische Gitarrist Enver Izmailov

jazz heute
Break (von Joe Viera)
 Farewell. In memoriam Harold Land
 no chaser. Mr. Sax-Machine
 Vom Stellenwert des Kreativen
7. Darmstädter Jazz-Forum „Jazz und Gesellschaft“
 Jazz aktueller denn je
2. Deutsche Jazzwoche vom 1. bis 11. November

portrait / interview
Es darf getanzt werden
Die LeipzigBigBand: Die Zukunft liegt im Revival
Banker haben’s leichter
Hiram Bullock stellt seine neue CD „Color Me” vor
Chiemgau und der ferne Osten
Thorsten Scheffners Label organic music

play back.
Nana in der Neuen Welt
Jazzsängerin Nana Mouskouri

education
Rappender Nachwuchs
Gunter Hampels Kinder-Improvisationsworkshop in Leipzig
Kurse

dossier
Selbst ist der Musiker
Wie man mit Telefon, PC und Internet den eigenen Erfolg steuert

medien/service
Präzision
50 Jahre Modern Jazz Quartet: DVD-Editionen
Charts & Critics Choice
Internet. Link-Tipps
Rezensionen 2001/11
Service-Pack 2001/11 als pdf-Datei (kurz, aber wichtig; Clubadressen, Kalender, Jazz in Radio & TV, Jazz in Bayern und anderswo (575 kb))

 

Harold im Land des Jazz

In memoriam Harold Land

Mit Harold Land verstarb am 27. Juli in Los Angeles ein fast vergessener Meister des Tenorsaxophons. Die Vitalität seines Spiels, sein expressiver Sound, sein improvisatorischer Einfallsreichtum und seine Begabung als Themenkomponist müsste ihm eigentlich einen Platz im Pantheon der Jazzsaxophonisten sichern.

Doch mit einer ganzen Schar schwarzer Westküstenbopper teilt er leider das Schicksal, nur selten die ihm gebührende Anerkennung gefunden zu haben. In den 50er-Jahren war es wie verhext: War man ein schwarzer Be- oder Hardbopper, kam man nur in New York zu Weltruhm. Westküstenmusiker kamen hingegen eher zu Ansehen, wenn sie weiß waren und cool spielten. Als die Ära des schwarzen Westküsten-Bop in den 60er-Jahren zu Ende ging, änderte sich wenig. Die schwarzen Bopper Kaliforniens blieben Geheimtipps der Spezialisten. Trotz Aufsehen erregender Alben wie Lands „The Fox“ (1959), das bei Insidern Kultstatus genießt, auch wegen der Mitwirkung Dupree Boltons, eines geheimnisumwitterten Trompeters, der fast keine Aufnahmen hinterlassen hat.

Harold de Vance Land wurde am 18. Februar 1928 in Houston, Texas geboren. Seine ersten Sporen verdiente sich Land bei einem Bassisten namens Ralph Houston. Dann kam er in die Band des Trompeters Froebel Brigham, die im Jazz Club Creole Palace arbeitete. Mit ihr machte er 1949 für Savoy seine ersten Aufnahmen. Sie zeigen, dass er damals, ähnlich wie Gene Ammons oder John Coltrane, mit einem Fuß im Rhythm&Blues stand. Viele junge moderne Saxophonisten verdienten sich damals mit R&B ihr Brot. So arbeitete Land in den frühen Jahren etwa bei Jimmy und Joe Liggins, bevor er in der Jazz-Szene von Los Angeles ein Begriff wurde.
Der Durchbruch kam für den kraftvoll und flüssig spielenden Land im Jahr 1954. Clifford Brown, der aufgehende neue Stern unter den Bop-Trompetern, führte den Drummer Max Roach zu einer Jam Session in der Wohnung Eric Dolphys, um sich Harold Land anzuhören.

Der Schlagzeuger war natürlich von Land beeindruckt und engagierte ihn. So löste Harold Land im Clifford Brown-Max Roach Quintett den Tenoristen Teddy Edwards ab. Bis Ende 1955 gehörte Land somit einer Formation an, die viel zur Etablierung des Hardbop beigetragen hat. Auch als Komponist von Stücken wie „Land’s End“ trat er bei Brown hervor. (Harold Land liebte es, in den Titeln seiner Stücke seinen Namen einzubauen.)

Was kann sich ein junger Bop-Tenorist mehr wünschen als Mitglied des Brown-Roach-Quintetts zu sein? Doch Ende 1955 musste Land aus persönlichen Gründen die Band verlassen. Er war wegen des Quintetts nach Philadelphia gezogen; seine Frau und sein Sohn waren aber in Los Angeles geblieben. Darunter litt der Künstler. Als auch seine Großmutter in Los Angeles im Sterben lag, verließ er die Band und kehrte nach Los Angeles zurück. Die Band bestand ohnehin nicht mehr lange, denn im Juni 1956 kamen Clifford Brown und der Pianist Richie Powell bei einem tragischen Autounfall ums Leben. Lands Nachfolger bei Brown wurde Sonny Rollins, für diesen das Sprungbrett zu Starruhm.

Lands Karriere erlitt durch die Übersiedelung nach L.A. einen Dämpfer. Erst im Januar 1958 konnte Harold Land die erste Langspielplatte unter eigenem Namen vorlegen. Sie erschien bei dem auf Westküstenjazz spezialisierten Label Contemporary und hieß „Harold In The Land Of Jazz“. (Bei einer späteren Auflage wurde der Titel in „Grooveyard“ geändert, vielleicht weil man die Anspielung auf Berlioz’ „Harold In Italien“ nicht verstand oder weil man Zweifel bekommen hatte, ob Kalifornien wirklich das Land des Jazz ist). Lands 1960er Album „West Coast Blues“ wurde durch die Mitwirkung des Gitarristen Wes Montgomery wichtig, der damals gerade zum neuen Gitarrenstar avancierte.

Wie viele Musiker in L. A. fand Land auch Arbeit in den Studios, als Komponist und als Instrumentalist, wobei er auch Flöte und Oboe spielte. 1967 bis 1971, aber auch später immer wieder, arbeitete Harold Land mit dem Vibraphonisten Bobby Hutcherson zusammen.

Im Laufe der 70er-Jahre wurde es etwas still um Land. Von 1975 bis 1978 arbeitete er mit dem Trompeter Blue Mitchell zusammen. In den 80er-Jahren machte er als einer der Timeless All Stars wieder ein wenig auf sich aufmerksam. Ein weiteres Mitglied der Timeless All Stars war der unlängst verstorbene Drummer Billy Higgins, der wie Land vom schwarzen Westküsten-Bop der 50er-Jahre kam. Mit ihm leitete Land bis vor kurzem ein Quintett. In den letzten Jahren unterrichtete Harold Land an der Universität von Los Angeles. Sein Sohn, Harold Land Jr., ist heute Jazzpianist.

Marcus A. Woelfle

die jazzzeitung verabschiedet sich von...

Anita Moore (1950 Houston, Texas – 28.4.2001 ebenda), Sängerin, kam 1972 zum Ellington-Orchester.

Edwin „Eddie“ Finckel (23.12.1917 Washington –7.5.2001 Madison, New Jersey), der in Jazz-Lexika nicht erwähnt wird, war Komponist, Pianist, Arrangeur und Musikpädagoge. Im Laufe seiner Karriere hat Finckel eine große musikalische Bandbreite abgedeckt. Es schrieb unter anderem sinfonische Musik, Vokalmusik, Bühnenwerke, Filmmusik, Songs. Er begann aber seine Laufbahn als Jazzmusiker und spielte Zeitlebens Jazz. Seine ersten Sporen verdiente er sich bei Lester Young. Später komponierte und arrangierte er für einige wichtige Big Bands, darunter die von Boyd Raeburn, Gene Krupa, Ted Heath, Sam Donahue, Les Brown und Buddy Rich. Vor allem auf Bigband-Aufnahmen der späten 40-er Jahre sind seine weit über solides Handwerk hinausgehenden, zum Teil recht progressiven Kompositionen und Arrangements (z.B. „Boyd meets Strawinsky“ für Raeburn, „Leave us Leap“ für Krupa) zu hören. Er hätte mehr Beachtung verdient.

Susannah McCorkle (1.1.1946 Berkeley, Kalifornien – 19.5.2001 New York City), eine vielseitige und sensible Sängerin (Standards, Blues, Latin, Pop), die unter dem Eindruck von Billie Holiday Jazz-Sängerin wurde und auch als Schriftstellerin tätig war, ging, unter Depressionen leidend, freiwillig aus dem Leben.

Lorez Alexandria (14.8.1929 Chicago – 22.5.2001 Los Angeles) wuchs in einer musikalischen Familie auf, sang Gospel uns Spirituals in Kirchen. Im Laufe der Jahre wandte sie sich dem Jazz zu und musizierte in den späten 50er und 60er Jahren mit Musikern wie Wynton Kelly, Ramsey Lewis, Count Basie und Howard McGhee.

Helen Oakley Dance (15.2.1913 Toronto – 27.5.2001 Escondido, Kalifornien) wollte ursprünglich Jazzsängerin werden, doch machte sie eine glänzende Karriere als Jazz-Journalistin, Konzertveranstalterin, Produzentin.

Infos zu weiteren verstorbenen Jazz-Größen entnehmen Sie bitte der Rubrik „Farewell“ der Dezember -Ausgabe.

Marcus A. Woelfle

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