Anzeige |
|
|
Anzeige |
|
Musikgenie muss man nicht sein, um improvisieren zu können. Ein Instrument zu spielen, ist auch nicht nötig. Das Improvisieren beginnt bereits im Körper des Musizierenden, meint der Multi-Instrumentalist Gunter Hampel. Den Körper bewusst spüren, um Impulsen nachzugehen, ist das Ziel. Körper- und nicht (Musik-)Notenbewusstsein werde daher trainiert. Seit nun mehr 30 Jahren widmet sich der 64-jährige Hampel mit diesen Überzeugungen der Basis für die Erneuerung des Jazz: dem Nachwuchs.
Anfang Oktober fand im Rahmen der 25. Leipziger Jazztage ein dreitägiger Workshop für Sechs- bis Dreizehnjährige statt. Viele der 30 Angemeldeten spielen kein Instrument. Dafür dürfen sie sich gleich am ersten Tag eines aus dem zahlreichen Orff-Repertoire aussuchen, das auf dem Boden der Opern-Nebenbühne ausgebreitet ist: Zimbeln, Klanghölzer, Triangeln, Trommeln, Rasseln. Zusammen mit den mitgereisten Mitgliedern der Band Next Generation ahmt Hampel mit den Kindern Alltagsgeräusche nach: Katzenmiauen, Zähneputzen, Autolärm. Als visuellen Auslöser für den Moment des Spielens dient dem Bandleader mit der Baseballmütze ein Basketball.Wann immer das bunte Spielgerät aufprallt, spielen die Kinder auf ihren Instrumenten. Wenn sie keine haben, klatschen sie im Rhythmus mit. Aufeinander eingehen, Aufmerksamkeit schenken und reagieren, lernen die eifrigen Schüler. Das für das musikalische Improvisieren elementare Schema des Frage- und Antwortspiels üben die Kleinen über Tanz, Bewegung und Sprachrhythmus. Hier kommen Breakdancer Prince Alegs und Funky Child LST von Next Generation besonders zum Einsatz. Sie machen zu Anfang bestimmte Bewegungen und Reime vor, die vom Nachwuchs erst nachgeahmt, dann von den besonders Kühnen vorgegeben werden. Und allen sprüht der Spaß nur so aus den Poren. Die Rechnung geht an drei Tagen begeisterten Übens auf: Am letzten Tag des Workshops werden die konzentrierten Kinder dem munter hüpfenden Ball in der richtigen Geschwindigkeit und der Begleitmusik von Next Generation folgen. Fast hemmungslos und trotzdem koordiniert rappen, tanzen und zaubern sie ihren verblüfften Eltern und Geschwistern in der Oper etwas vor. Was die Kinder hier lernen, verlernen sie nie, meint der als Erneuerer des Jazz geltende Hampel. Er muss es wissen: Bereits im Alter von 4 Jahren lernte der Göttinger Klavier, mit 8 Klarinette, mit 13 Saxophon, mit 16 Vibraphon. Ein lebendiges Beispiel der Improvisation. Patricia Batlle |
|