Anzeige |
|
|
Anzeige |
|
14 Kilometer südlich von Regensburg liegt das Barockschloss Alteglofsheim, im 17./18. Jahrhundert prachtvollster Adelssitz in Altbayern. Nun, etwa 300 Jahre später, kommt wieder neues Leben in die alten Gemäuer. Das umfangreich restaurierte Schloss wurde vor einem Jahr zum Sitz der Bayerischen MusikAkademie ernannt und bietet seitdem als Seminar- und Fortbildungszentrum Raum für musikalische Begegnungen von Klassik bis Folklore. Einen besonderen Gast beherbergte das Barockschloss im September 2001: Die 60-köpfige Mannschaft des Bundesjazzorchesters mit ihrem Kapitän Peter Herbolzheimer verbrachte hier gemeinsam mit einem hochkarätigen Dozenten-Team ihre 28. Arbeitsphase. In Sachen Nachwuchs-Jazz ist das BuJazzO in Deutschland die Adresse Nummer Eins und gilt unter Insidern schon längst als die Künstlerschmiede der Jazz-Szene von morgen.
Am 19. September war es dann soweit: ein bunt gemischtes Konzertpublikum erwartete im Konzertsaal von Schloss Alteglofsheim gespannt die jungen BuJazzer. Mit einem schmissigen Aufmacher eröffnete die zweite Band-Besetzung, angeführt vom Co-Leader und Saxophondozenten John Ruocco (USA) und zeigten sofort mir extrem gut platzierten Bläserakkorden, großer Dynamik und erfrischender Spielfreude, was sie drauf hatten. Dabei hatte John Roucco nicht nur die jungen Musiker, sondern auch den Sound selbst in den Händen, swingte und ließ swingen! Echtes Newcomer-Talent bewies der Saxophonist Jan Torkewitz mit einem selbstdirigierten, -arrangierten und -komponierten Stück aus seiner Sinfonie für Jazz; ein pulsierender Latin-Rhythmus unter raffiniert gesetzten futuristischen Bläserarrangements ließ das Publikum aufhorchen. Spätestens im Stück Au Privave sprang der Funke bei rasanten Bebop-Rhythmen und dem fliegenden Wechsel der Solisten über, während der Kontrabass ostinat einheizte. Ganz im Kontrast dazu die Einlage der Gesangsformation des BuJazzO mit dem Traditional Zulu Folk Song von Themba Mhize (siehe Jazzzeitung 9/01, S. 9). Über dem Puls der A-cappella-Stimmen schwebte der kehlig-afrikanische Sologesang (Susanna Staber) und zauberte dem Publikum Bilder aus einer fremden Welt vor die Augen. Nach der Pause legte die erste Besetzung mit Peter Herbolzheimer himself am Ruder noch merklich zu.
Die A-Crew zeigte sich klanglich (und auch rein optisch) wie aus einem Guss und wartete auf mit astrein
intonierten Bläsersätzen, feinsten Nuancierungen und perfektem Timing. Was im ersten Teil etwas hart und
verschwommen im Raum angekommen war, trat jetzt wunderbar plastisch und flexibel aufeinander abgestimmt hervor. In
Better Days Ahead brillierten Schlapbe Flach am Kontrabass und Benedikt Jahnel am Klavier und reizten
in atemberaubendem Tempo die Grenzen ihrer Instrumente aus. Ein absolutes Glanzlicht war die Nummer You and
The Night And The Music, gaben sich dabei doch die Gesangdozentin Judy Niemack und John Ruocco am Sopransax
selbst die Ehre ein traumschönes Duett mit 5-minütigem Gänsehaut-Feeling! Da kein Geringerer
als Till Brönner ebenfalls Ex-BuJazzer ist, hatten seine jungen Kollegen natürlich auch ein Stück von
ihm im Repertoire: in Balance ließ Matthias Schriefl an der Trompete seine Soli tatsächlich
traumwandlerisch über wattigen Bässen balancieren. Im nächsten Moment versetzte das groovige
Funky Sea Funky Dew den Konzertsaal in eine regelrechte Club-Stimmung nur schade, dass man sich
im Sitzen so schlecht bewegen konnte... Zum krönenden Abschluss gabs dann noch Orange Colored Sky,
wobei die beeindruckend tiefe Jazz-Stimme von Susanna Staber im Duett mit dem Altsaxophonisten Denis Gäbel das
Publikum vollständig in den Bann zog und professionelle Maßstäbe setzte. Gita Magadum |
|