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Tatsächlich kann sich Alfred Mangold (Bild unten. Foto: Willi Bauer), Betreiber der Plattenfirma Jazz4Ever, mit letzteren Eigenschaften sicher problemlos identifizieren. Der groß gewachsene, weißhaarige Nürnberger ist einer, der seine Musik liebt und aus dieser Leidenschaft heraus zum Labeleigner geworden ist. Im Fall des 60-jährigen EDV-Spezialisten war es der Schlagzeuger Wolfgang Haffner, der 1989, damals 24 Jahre jung und noch am Anfang einer steilen Karriere, den Anstoß für Mangolds spät berufenen Einstieg als selbstständiger Unternehmer lieferte.
Während eines Radio-Interviews, das Mangold für Jazztime Nürnberg führte, jammerte Haffner über mangelnde Chancen für junge Talente bei der deutschen Schallplattenindustrie. Mangold fackelte nicht lange: Er übernahm den Mitschnitt eines Haffner-Konzertes und ließ diesen auf Vinyl pressen. Fortan gab es in Deutschland ein weiteres unter etwa 40 Klein- und Kleinstlabel im Bereich Jazz. Mit 40 Produktionen, die seither erschienen sind, zählt Jazz4Ever nicht mehr zu den Branchenwinzlingen. Außenseiter im harten Geschäft um Käufer ist Mangolds Label dennoch. Hauptgrund: Der passionierte Jazzfan hatte nie vor seinen Hauptberuf aufzugeben. Mit dem Label wollte er in erster Linie eine Plattform für vornehmlich jüngere, noch unbekannte Musiker aus der fränkischen Szene schaffen. Auch heute noch spielen Musiker aus dem fränkisch-bayerischen Raum
wie die Pianisten Peter Fulda und Bernhard Pichl, Frank Möbus (g),
Michael Lutzeier (sax), Marco Piludu (g), Edith Steyer (saxes) und Horst
Faigle (dr) eine wichtige Rolle bei den Neuerscheinungen. Im Unterschied zu anderen stöhnt Mangold keineswegs beleidigt auf, wenn Musiker mit wachsendem Erfolg zu einem größeren Label abwandern. Für ihn ist das eine normale Entwicklung. Als Non-Profit-Labelbetreiber, wie sich Mangold gern sieht, versucht er erst gar nicht Musiker mit längerfristigen Verträgen zu binden. Auch tritt er nicht selbst als Produzent auf. Musiker bewerben sich mit fertig produzierten Master-CDs bei ihm. Inzwischen sind es jeden Monat bis zu fünf Anfragen, die meisten aus Köln, viele aus Berlin, die mit der Post ins Haus schneien. Davon bringt er sechs Produktionen im Laufe des Jahres heraus. Richtschnur für die Auswahl ist sein eigener Geschmack, offen gegenüber vielem. Das Leben ist zu kurz, lautet sein Credo, um es auf einen Stil auszurichten. Mit den Musikern schließt er Bandübernahme-Verträge ab. In der Regel lässt er von einer neuen CD 500 Stück pressen. Davon beliefert er standardmäßig Rundfunkanstalten und Printmedien, um für das neue Produkt zu werben. Zugleich meldet er das Album bei der GEMA an, schickt einige Pflichtexemplare an Archive. Auf Verlagsrechte, für viele Labels eine wichtige Einnahmequelle, verzichtet Mangold zugunsten der Musiker. Eine Großzügigkeit, die Zahlungen der GEMA zu 100 Prozent auf die Konten der Musiker spült. Im Gegenzug verpflichten sich die Musiker zur Abnahme einer festen Anzahl
von CDs, die sie zu einem fairen Preis bekommen und bei ihren
Auftritten verkaufen: Nach wie vor die beste Vertriebsschiene!.
In die Plattenläden und zwischenzeitlich Internetkaufhäuser
gelangen Jazz4Ever-Alben durch den Herner Zomba-Vertrieb.
In den letzten Jahren hat Mangold einen steten Rückgang der Verkäufe
registriert: Kaum ein Laden stellt sich mehr die CDs ins Regal.
Durch schnelle Lieferzeiten wird heute meist auf Bestellung gekauft.
Es kommt hinzu, dass der an sich schon kleine Markt für Jazz in den
letzten Jahren weiter geschrumpft ist. Keine guten Aussichten. Deshalb
fällt die Bilanz fürs letzte Jahr vermutlich erstmals negativ
aus. Bislang hat Mangold sein Ziel, weder groß Gewinn zu machen
noch draufzuzahlen, oft erreicht. Michael Scheiner ServiceAktuelle Veröffentlichungen
Lesestoff
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