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Die IG Jazz e.V. Erlangen löst sich auf: So lautet eine Meldung auf Seite 5. Im Protokoll der außerordentlichen Mitgliederversammlung findet sich die folgende Begründung: Da die wesentlichen Aktivitäten der 80er-Jahre, Organisation von Jazzkonzerten und -workshops, inzwischen ohne direkte Mitwirkung der IG Jazz realisiert werden, wird der Verein als Organisationsform nicht mehr benötigt.
Auf die Frage, warum das so kam, sagte Jörg Engel, bisheriges Vorstandsmitglied der IG Jazz, lapidar, da keiner mehr zu den Sitzungen käme, könnten die Konzerte in Zukunft auch ohne IG Jazz durchgeführt werden. Und er bestätigte, dass die Konzerte in der Stadt Erlangen und im E-Werk wie bisher weitergeführt würden. Kein Grund zur Besorgnis also? Im Gegenteil. Auch wenn die Jazz IGs und die Jazzclubs heute lange nicht mehr die kreative Funktion, die künstlerische Attraktivität besitzen wie in der Nachkriegszeit oder bis in die 70er-Jahre hinein, so wäre der Jazzkultur ohne sie vollends die Basis und der Humus entzogen. Denn nur die Clubs und ihre oftmals ehrenamtlich arbeitenden Enthusiasten garantieren Auftrittsmöglichkeiten sowohl für die Musiker der jeweiligen Stadt oder Region als auch für Gäste aus der ganzen Welt. Nun mag Erlangen die Ausnahme sein. Aus Nürnberg, nur ein paar Kilometer weiter, gibt es zum Beispiel Positives zu berichten. Die Jahreshauptversammlung des Jazz Studio Nürnberg will im März Zukunftspläne schmieden. Neben der Neuwahl des Vorstands steht ein Jubiläum auf der Tagesordnung: Das Jazz Studio wird am 2. April 2004 fünfzig Jahre alt. Beachtlich wenn man bedenkt, das diese Zeitspanne fast die Hälfte der Lebenszeit der Jazzmusik ausmacht. Ein weiteres Lebenszeichen des organisierten Jazz können wir aus Regensburg vermelden. Dort gründete das Bayerische Jazzinstitut in Kooperation mit dem örtlichen Jazzclub und dem Arbeitskreis Film das 1. Regensburger Jazzfilmfestival. Damit nicht genug: Im gleichen Monat führen die beiden Erstgenannten zusammen mit der Universität Regensburg die Premiere des neuen Festivals Bayerisch-Böhmische Jazzbegegnungen durch. Also bleiben die schlechten Nachrichten aus Erlangen nur ein Einzelfall zum Glück. Dennoch, sie sind ein Alarmsignal. Denn die Kluft zwischen der Zahl an gut ausgebildeten Musikern und adäquat honorierten Auftrittsmöglichkeiten wird immer größer. Begehrt sind daher Auftritte bei den gut besuchten Reihen am örtlichen Staats- oder Stadttheater, auf den städtischen (oder von der Kommune bezuschussten) Jahresfestivals, bei BR-Mitschnitten oder bei den großen, internationalen Festivals. Will man vom Jazz leben, kommt man oft auch nicht darum herum, den musikalisch nicht immer befriedigenden Weg als Studiomusiker oder als Dozent einzuschlagen. Viele Jazzmusiker haben die Gefahren erkannt, die in der Zunahme finanziell ausgebluteter Jazzclubs liegen. Es ist ein Teufelskreis: Mit leeren Kassen lässt sich kein publikumswirksames Programm machen, und ohne Zuhörer bleiben die Kassen weiter leer. Initiativen wie die 1. Deutsche Jazzwoche (die Jazzzeitung berichtete in ihrer Ausgabe 12/00) sind da sicher ein Schritt in die richtige Richtung. Aber eben nur ein erster. Deutschlands Jazz-Initiativen müssen sich stärker vernetzen und programmatisch zusammenarbeiten, damit sie nicht das Erlanger Keiner-geht-hin-Schicksal ereilt. Denn Jazzclubs und Jazz IGs sollten auch in Zukunft das Domizil eines lebendigen, jungen und zeitgenössischen Jazz bleiben. Andreas Kolb Schreiben oder mailen Sie uns Andreas Kolb: kolb@jazzzeitung.de |
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