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Jazz im Gärtnerplatz beginnt jeweils um 21 Uhr, dauert
meist bis gegen Mitternacht und endet für alle, die wollen, gemütlich
in der Theaterkantine mit Essen und Trinken. Wie im Jazzkeller können
die Konzertbesucher, darunter viele, die bisher nie in einen Jazzclub
gefunden haben, die Musiker also hautnah und zwanglos auch persönlich
kennen lernen. Der Theaterraum bietet eine einmalige Gelegenheit, der Sound, die Atmosphäre sind phänomenal. Der Weg des Musikers Faber zum Veranstalter ging über den Umweg des Schauspielers: 1998 habe ich am Gärtnerplatz mein Debüt als Schauspieler gehabt, in der Hauptrolle des Wilderer-Melodrams Der Hias, zu dem ich auch die Musik geschrieben habe. Mein Schwager ist der Schauspieler Kurt Weinzierl. Dieser hatte schon seit langer, langer Zeit die Idee, das Schicksal des boarischen Hiasl irgendwie zu bearbeiten. Dieses Projekt ist aber immer versandelt. Da traf es sich, dass meine inzwischen verstorbene Mutter Schriftstellerin war. Sie hat auch eine schöne Armstrong-Biografie geschrieben und Hörspiele für Kinder, zusammen mit meinem Vater, der übrigens Komponist war. Dem Kurt Weinzierl ist es schließlich gelungen, meine Mutter zu überzeugen dieses Melodram zu verfassen. Und ich sollte dann die Musik dazu schreiben. Ich fand es sehr reizvoll dieses Volksstück, das sehr viele ironische Spitzen hat, zum Teil die alten Melodien verwendend in einen zeitgenössischen Jazz-Funk-Mantel zu kleiden. Dann ruft mich eines Tages dieser Wahnsinnige namens Weinzierl an und sagt: Woast wos, du biast der Hias. Dös woas i ganz genau. Ich hatte nie geschauspielert, aber nachdem dieser penetrante Mensch ein Jahr lang auf mir rumgehackt hatte, ließ ich mich in einer schwachen Stunde breitschlagen. Ab Herbst 1998 bis Herbst 1999 hatte ich also die Hauptrolle zu spielen: 1 Stunde und 55 Minuten durch. Und es wurde ein Riesenerfolg. Diese Zeit habe ich auch genutzt, um sehr häufig ins benachbarte Voglers zu gehen, dort einzusteigen und wieder anzufangen, auf der Trompete zu leben. Kinderlieder für UNICEFDenn der Musiker Faber hatte sich bis zu einem überraschenden Auftritt mit Leszek Zadlo beim Jazzfest 1998 der Jazzmusiker-Initiative München aus privaten Gründen einige Jahre zurückgezogen. Davor lebte er 1980 bis 90 in Stuttgart, dann bis 1996 in Hamburg, wo er als Solist, Arrangeur und Komponist in der NDR-Bigband aktiv war und eine Professur an der Hochschule für Musik hatte. In der Münchener Jazzszene war Faber bisher kaum präsent. Seit
etwa einem Jahr ist das anders. Da konnte man ihn etwa mit Stephan Holstein,
Carola Grey oder Roman Schwaller hören. Und mit Kinderspiel,
einem Quartett mit Pianist Jörg Reiter, Bassist Thomas Stabenow und
Vibraphonist Tom van der Geld. Auf der soeben unter dem gleichen Namen
erschienenen CD spielen die vier nur internationale Kinderlieder, eines
auch von Vater Faber. Das war ein Projekt, das wir ursprünglich
für das Europäische Patentamt im Rahmen einer UNICEF-Veranstaltung
aufgeführt haben. Auch seine Band Consortium hat
Johannes Faber mit Jörg Reiter, Saxophonist Charlie Mariano, Posaunist
Adrian Mears, Bassist Dave King und Schlagzeuger Wolfgang Haffner neu
belebt und mit ihr Jazz im Gärtnerplatz eröffnet.
Wie die folgenden sechs Konzerte ist dieser Auftritt auf einer Live-Doppel-CD
dokumentiert. Und seit Dezember wird Johannes Faber auch dem eigentlichen
Charakter des Hauses gerecht: Ich gebe in der Zauberflöte
den Sprecher, dieses Rezitativ. Da muss ich also richtig singen. Ich habe
Gesangsunterricht genommen und freue mich über diese Rolle. Godehard Lutz
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