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Die etwas Betuchteren unter uns haben seit einiger Zeit Gelegenheit, eine stetig erweiterte Reihe von Jazzklassikern neu lieben zu lernen: Die Firma In-Akustik importiert die Produkte des japanischen Herstellers JVC nach Deutschland dieser hat Aufnahmen aus dem Fantasy-Repertoire, das den reichen Backkatalog solcher Firmen wie Prestige, Riverside oder Pablo beinhaltet, mit der denkbar sorgfältigsten Mastering-Technologie neu transferiert. Unter ihnen finden sich folgende, beinahe willkürlich herausgegriffene Alben: Die legendäre letzte der Art Tatum Group Masterpieces ist noch ganz dem im Krieg vermeintlich untergegangenen Swingideal verhaftet. Die Session führte den niemals übertroffenen Giganten des Pianos acht Wochen vor seinem Tod mit dem sinnlichsten aller Tenorsaxofonisten zusammen Ben Webster. Wenn sich Solitäre wie diese so aufeinander einlassen wie hier, verdoppelt sich unser Vergnügen selbst dann, wenn die Aufnahmen noch monaural aufgezeichnet wurden. Im Gegensatz dazu wurde aus Rollins Plays For Bird ebenfalls von 1956 leider kein Meilenstein, sondern nur ein ziemlich routiniert abgespultes Balladenmedley, das weder dem Andenken des eben verstorbenen Charlie Parker noch Sonny Rollins damaligem Format gerecht wird und die Mühen des Remasterings daher kaum belohnt.
Dass John Coltrane für die Gestaltung von Balladen von seinem damaligen Brötchengeber Miles Davis jede Menge gelernt hatte, wird auf Settin The Pace von den ersten Tönen an klar. Dem Showbusiness entstammende Melodien gaben Coltranes Quartett (mit Garland, Cham-bers und Art Taylor) Anfang 1958 Gelegenheit zu langen, entspannten Soli. Die bewegteren Tempi veranlassten Coltrane regelmäßig zu Sturzbächen von Tönen, den viel zitierten sheets of sound. Mehr davon gab es im Mai des Jahres auf Black Pearls, wo der als willkommener Kontrast eingesetzte Trompeter Donald Byrd Coltranes Gruppe zeitweise zum Quintett aufstockte selbstbewusster Hardbop mit gelegentlichen Anflügen von Genialität, der selbst von alten Vinylplatten gehört nichts von seiner Faszination verlöre. Die einzige CD, für die mir keine herkömmliche Ausgabe zum Vergleich vorlag, stammt vom Ende der Analog-Ära und klang sicher schon auf der Erstausgabe sehr brauchbar: Die große Sarah Vaughan ließ sich 1978 von einem Quartett aus Oscar Peterson, Joe Pass, Ray Brown und Louis Bellson kongenial begleiten. How Long Has This Been Going On gibt der am Gipfel ihrer Gestaltungsmöglichkeiten angelangten Sangesvirtuosin ausreichend Gelegenheit, ihre ans Manieristische grenzenden Künste zur Schau zu stellen. Das vertraute Liedmaterial tritt in den Hintergrund und wird zum Vehikel der Selbstdarstellung einer in jedem Falle erstaunlichen Interpretin. Alle CDs sind wie Bücher mit stabilen, zum Teil leinenverstärkten Einbänden versehen und hinterlassen einen erheblich wertigeren Eindruck als herkömmliche Pappcover, ganz zu schweigen von den unseligen, zerbrechlichen Jewelcases. Im direkten Hörvergleich mit den herkömmlichen, deutlich preiswerteren Ausgaben von Zyx ergibt sich folgender Eindruck: Die CDs klingen nicht grundlegend anders als die sogenannten 20-Bit-Remasters. Allerdings bilden die Luxusausgaben die Instrumente - insbesondere am oberen und unteren Rand des Frequenzspektrums - deutlich präziser ab. Diese Feinheiten kommen vor allem bei sehr hochwertigen Wiedergabegeräten (oder pingelig-verwöhnten Ohren) zum Tragen. Aus ein- oder zweikanaligen, sorgfältig gelagerten Tonbändern lässt sich offenbar doch noch einiges mehr an Klang herauskitzeln als erwartet. Mátyás Kiss
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