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Jazzzeitung

2010/02  ::: seite 13

rezensionen

 

Inhalt 2010/02

Inhaltsverzeichnis

STANDARDS

Editorial / break / Nachrichten aus der Jazzszene / kurz, aber wichtig Jazzlexikon: Fletcher Henderson Farewell: Ed Thigpen


TITEL -
Gutes Echo auf den Jazz
Vom Überlebenswillen einer schlanken Musikrichtung


Berichte

Zweiter BMW Welt Jazz Award // Women in Jazz in Halles Oper // Pat Methenys „Orchestrion“-Auftritt in München // Preview: Zur Premiere des Festivals Elbjazz Hamburg // 28. Südtirol Jazzfestival Alto Adige


Portraits

Arbor Records Party und „Echoes of Swing“ in Florida – Teil 2 // Matthias Bublath // Harry Carney // Ornette Coleman // Rigmor Gustafsson und das radio.string.quartet.vienna // Herbie Hancock // Dieter Ilg // Mike Seltzer von „Manhattan Brass“ // Christoph Stiefel und sein Inner Language Trio // Die Augsburger Band „Swing tanzen verboten!“


Jazz heute und Education
Fünf Jahre Messe jazzahead // Christian Sommerer über seinen Posten als Leiter der Uni-Jazzensembles // Abgehört: Richard Bonas Bass-Solo zu „Play“ von Mike Stern

Rezensionen und mehr im Inhaltsverzeichnis

Saitenfrühling mit frischer Brise

Neuerscheinungen von Dominic Miller, Diknu Schneeberger und Lionel Loueke

Der Stoiker, der Seiltänzer und der Tüftler. Unterschiedlicher könnten die Musiker kaum sein und trotzdem verbindet sie ihr Instrument. Denn Dominic Miller, Diknu Schneeberger und Lionel Loueke spielen Gitarre, und alle drei präsentieren sich in diesen Tagen mit ungewöhnlichen Alben.

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Dominic Miller ist der Sekundant von Sting. Und eigentlich noch mehr. Denn der Sänger mit der Vorliebe für anspruchsvollen Pop aus verschiedenen Jahrhunderten bezeichnet den in Argentinien geborenen, in USA sozialisierten und inzwischen in England lebenden Gitarristen musikalisch gesehen als seine rechte und linke Hand. Viel Lob aus berufenem Munde also für einen, der sich gerne im Hintergrund hält und als passionierter Reduktionist lieber am Detail des Ausdrucks feilt, als mit Skalenjonglage zu protzen. „Nimm beispielsweise die Akkorde zu ‚Shape Of My Heart‘“, meint Dominic Miller im Gespräch. „Da habe ich versucht, auf die Gitarre zu übertragen, was Chopin am Klavier macht“. Heraus kamen ungewöhnlich vieldeutig erscheinende Klangschwebungen, die aus Stings Ballade erst einen Hit machten. Überhaupt beweist Dominic Miller in vieler Hinsicht Geschmack. Sein fünftes Solo-Album mit dem Titel „November“ präsentiert ihn als einen Souverän der Zurückhaltung, der mit präzisem Gespür für die passende Dramaturgie die jazzrockigen Achtziger wiedererstehen lässt, ohne deren instrumentale Kraftmeierei zu übernehmen. An seiner Seite spielen Freunde und Bekannte wie der Keyboarder Mike Lindup und Bass-Mann Mark King – beide von Level 42 und letzterer übrigens ohne einen einzigen Slap auf dem Album – und machen aus den Aufnahmen eine faszinierend stimmige, eigenwillige Hommage an die Fusion-Ära, „an die Zeit, mit der ich aufgewachsen bin und die mich deutlich geprägt hat“.

Ebenfalls mit einer Verbeugung, wenn auch mit grundverschiedener Spielhaltung, knüpft der österreichische Gypsy-Swing-Newcomer Diknu Schneeberger an sein bemerkenswertes Debüt „Rubina“ an. Es geht um Django Reinhardt, einen der Ahnherrn der musikalischen Jazz-Identität Europas, und damit auch um die Selbstdefinition des Zwanzigjährigen innerhalb einer traditionell orientierten Community. Wieder im Trio mit seinem Vater Joschi am Kontrabass und dem Rhythmus-Kollegen Martin Spitzer schlendert Schneeberger den Genre-Boulevard entlang, noch schneller und präziser als vor zwei Jahren, und auch ein klein wenig eigenwillig in den harmonischen, stellenweise bluesgetönten Fächerungen seiner Linien. Verblüffend bleibt seine Musikalität, sein Witz beim Ornamentieren und so ist „The Spirit Of Django“ ein klassischer Zweitling. Er zementiert Diknu Schneebergers Bedeutung innerhalb der Sparte, ist in Thema und Ausführung bedacht auf die Konsolidierung eines fulminanten künstlerischen Einstands und zugleich die Startbahn in eine musikalische Zukunft, die über den engen Bereich des Gypsy Swings hinausführen könnte, so der junge Virtuose es denn will.

Ganz anders Lionel Loueke. Auch er wird von der Fachpresse als Weltmeister der Geläufigkeit gehandelt und hat vor allem durch die Zusammenarbeit mit Herbie Hancock deutliche Spuren im Jazzgefüge der vergangenen Jahre hinterlassen. Das Szenemagazin „Down Beat“ feierte ihn als Saiten-Newcomer mit großer Zukunft und tatsächlich hat der Berklee-Stipendiat aus Benin bereits eine markant eigene Stilistik entwickelt. Loueke konzentriert sich auf die Erforschung des Nylon-Saiten-Klangs, den er in verschiedene, jazzgetönte und afrikanisch inspirierte Klangzusammenhänge stellt. Auch sein zweites Album für Blue Note „Mwaliko“ ist zum einen Denksport für Analytiker und Musikethnologen, die damit reichlich Hausaufgaben aufbekommen, sollten sie herausbekommen wollen, was der Freak des Komplexen rhythmisch, strukturell und melodisch tatsächlich macht. Darüber hinaus ist es eine Leistungschau mit Unterhaltungswert. Denn Loueke hat sich zu seinem eigenen Trio Gäste wie die Bassistin Esperanza Spalding, deren Kollegen Richard Bona oder auch die Soul-Diva Angelique Kidjo geladen, die dem Album ein wenig Szene-Glamour verleihen. Musik, zwischen Inspiration und Überfülle.

Ralf Dombrowski

Anspieltipps

  • Dominic Miller: November (Qrious/Edel Kultur)
  • Diknu Schneeberger Trio: The Spirit Of Django (City Park/Edel Kultur)
  • Lionel Loueke: Mwaliko (Blue Note/EMI)

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