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Jazzzeitung

2010/02 ::: seite 6

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Inhalt 2010/02

Inhaltsverzeichnis

STANDARDS

Editorial / break / Nachrichten aus der Jazzszene / kurz, aber wichtig Jazzlexikon: Fletcher Henderson Farewell: Ed Thigpen


TITEL -
Gutes Echo auf den Jazz
Vom Überlebenswillen einer schlanken Musikrichtung


Berichte

Zweiter BMW Welt Jazz Award // Women in Jazz in Halles Oper // Pat Methenys „Orchestrion“-Auftritt in München // Preview: Zur Premiere des Festivals Elbjazz Hamburg // 28. Südtirol Jazzfestival Alto Adige


Portraits

Arbor Records Party und „Echoes of Swing“ in Florida – Teil 2 // Matthias Bublath // Harry Carney // Ornette Coleman // Rigmor Gustafsson und das radio.string.quartet.vienna // Herbie Hancock // Dieter Ilg // Mike Seltzer von „Manhattan Brass“ // Christoph Stiefel und sein Inner Language Trio // Die Augsburger Band „Swing tanzen verboten!“


Jazz heute und Education
Fünf Jahre Messe jazzahead // Christian Sommerer über seinen Posten als Leiter der Uni-Jazzensembles // Abgehört: Richard Bonas Bass-Solo zu „Play“ von Mike Stern

Rezensionen und mehr im Inhaltsverzeichnis

Präzision und Entfesselung

Christoph Stiefel und sein Inner Language Trio

Der Schweizer Pianist Christoph Stiefel arbeitet mit seinem Trio bereits seit über 15 Jahren zusammen. In dieser bewährten Formation setzt er sich, gemeinsam mit Thomas Lähns am Bass und Marcel Papaux an den Drums, für eine außerordentlich komplex gestaltete Musik mit dem Konzept der Isorhythmie auseinander. Mittels dieser Technik, deren Ursprung zur Ars Nova des Mittelalters zurückzuverfolgen ist, erzeugt die Gruppe durch eine Wiederholung mehrtaktiger rhythmischer Sequenzen über einem Grundrhythmus neue Klangstrukturen, die so ungewöhnlich wie spannend klingen. Stiefels „Inner Language Trio“ sticht, auch dank dieses andersartigen Ansatzes, aus der breiten Masse der restlichen Pianotrios hervor. Auch auf dem aktuellen Album „Fortuna’s Smile“ geht die Band mit Verve daran, dem Hörer die Welt der Isorhythmie weiter zu erschließen.

Jazzzeitung: Christoph, du verfolgst mit deinem Trio ein ganz spezielles musikalisches Konzept. Was vor allem macht das Neue daran aus?

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Christoph Stiefel: Unsere Musik besteht vor allem aus zwei Hauptelementen. Einerseits die Kompositionen – meist isorhythmisch konzipiert, daher oft komplex und schwer zu spielen. Auf der anderen Seite werden diese komplexen Vorgaben möglichst frei und intuitiv gespielt. Daraus entsteht ein eigener Triosound zwischen, ich nenne es mal, „Präzision und Entfesselung“. Die Musik ist auf diese Weise gleichzeitig abstrakt und sinnlich. Vor allem Musiker hören natürlich diese Komplexität darin, andere Hörer erleben die Stücke jedoch teilweise ganz anders, eher von einer intuitiven, sinnlichen Seite her. Sie spüren vor allem die Energie, die Grooves und den Spirit in der Band.

Jazzzeitung: Was ist das Entscheidende für die Chemie in deinem Trio?

Stiefel: Eben dieser Kontrast. Man könnte auch dazu sagen, der „Kontrapunkt“ zwischen Disziplin und Freiheit. Auch zwischen den wirbeligen Grooves und den ganz ruhigen, innigen Momenten. Um das alles gemeinsam souverän und organisch umsetzen zu können, braucht es sehr gute – und vor allem die richtigen – Musiker. Auch die musikalische und persönliche Chemie muss stimmen. Jeder kann da seine Stärken mit einbringen, aber es muss auch jeder bereit sein, viel Arbeit und viele Proben in die Band zu investieren. Anders lässt sich dieses Konzept nicht umsetzen...

Jazzzeitung: Eine „starke Musik und eine klare musikalische Vision“, sagtest du, sind dir wichtiger als, ich nenne es mal, Demokratie in einer Band. Wie beschreibst du mit deinen Worten die musikalische Vision der neuen Platte „Fortuna’s Smile“?

Stiefel: Grundsätzlich: Noch mehr auf das Konzept der Isorhythmen fokussieren. Darin jedoch für alle Beteiligten mehr Abwechslung und möglichst viel musikalischen Freiraum schaffen. Bei den neuen Kompositionen habe ich sehr darauf geachtet, die für mich immer wieder aufs neue unglaublich spannende Welt der isorhythmischen Überlagerungen für den Hörer möglichst erlebbar zu machen. Ein anderes wichtiges Ziel war uns auch, unsere starke Liveenergie, die wir in den vielen Konzerten aufgebaut haben, auf die CD zu bannen. Und dies ist uns unserer Meinung nach auch gelungen…

Bei den neuen Isorhythmen habe ich zudem bewusst versucht, dem Bass mehr Freiheit zu geben. Er sollte nicht mehr so häufig, wie bisher, ein vom Klavier im Bassbereich gespieltes Ostinato doppeln müssen. Jetzt hat er mehr eigenständige Basslinien, von denen er ausgehen kann. Dafür spielt das Klavier mehrstimmig – wie beispielsweise beim Stück „Fortuna‘s Smile“ – verschiedene rhythmische Stimmen gleichzeitig. Dadurch sind die Kompositionen zwar teilweise für mich noch schwerer zu spielen, meine Mitmusiker haben dafür aber mehr Freiheit. In den Improvisationen haben wir dann teilweise auf jegliche isorhythmischen Strukturen verzichtet, um im gemeinsamen Interplay möglichst viel Freiheit zu behalten.

Carina Prange

CD-Tipp

Christoph Stiefel Inner Language Trio: Fortuna’s Smile
NEUKLANG NCD 4045/Sunny Moon

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