Seit dem Sommersemester 2007 steht der Jazzposaunist Christian Sommerer
am Pult der Big Band der Universität Regensburg. Dem bereits existierenden
Konzert-Ensemble stellte er seitdem noch zwei weitere feste Big Bands
und ein Posaunenensemble (zwölf Posaunen plus Rhythmusgruppe) an
die Seite. Im Oktober 2009 ist Sommerer zum hauptamtlichen Jazz-Koordinator
und Leiter der Jazzensembles der Universität Regensburg aufgestiegen
und darf sich über die erste Vollzeitstelle in diesem Bereich an
einer deutschen Hochschule freuen. Sommerer profitiert dabei von dem
Schwerpunkt, den man in Regensburg neuerdings im Bereich Musik setzt.
Jörg Lichtinger hat mit dem Leiter der Regensburger Uni-Jazzer über
diese Entwicklung gesprochen.
Jazzzeitung: Herr Sommerer, der Weg zur Berufung eines hauptamtlichen
Leiters der Uni-Jazzensembles verlief auch in Regensburg nicht ganz ohne
steinige Abschnitte. Können Sie kurz die Geschichte der Universitäts-Big-Band
umreißen?
Christian Sommerer: Den Anfang machte Richard Wiedamann, der für
den Jazz in Regensburg immer sehr viel getan hat, noch in den 80er-Jahren.
Er hat eine erste Big Band an der Universität ins Leben gerufen,
die später von der Saxophonistin Gabi Wahlbrink weitergeführt
wurde. Diese Band wurde dann aber aus verschiedenen Gründen Mitte
der 90er-Jahre aufgelöst. Damals war wohl das Interesse seitens
der Universität selbst an der Band nicht allzu groß und die
Budget-Situation recht schwierig.
Jazzzeitung: Wie kommt es, dass sich die Wertigkeit
der Big Band in den Augen der Verantwortlichen inzwischen so geändert hat?
Sommerer: Zunächst war das Interesse der Studenten am Big-Band-Spiel
immer sehr groß. An den Gymnasien gibt es mittlerweile fast überall
Bands, deren Teilnehmer dann auch an der Uni weiterspielen wollen. Deshalb
ist das Interesse der Studenten auch größer, als die Zahl
der Plätze, die wir in unseren drei Bands anbieten können.
Zum anderen hat die Big Band, als sie schließlich von meinen Vorgängern
Prof. Dr. Hofmann und Wolfgang Dersch Ende der 90er-Jahre reaktiviert
wurde, wieder recht schnell an Prestige gewonnen und für eine entsprechend
positive Außendarstellung der Uni gesorgt.
Jazzzeitung: Hat das schon ausgereicht für die Entscheidung, eine
eigene Stelle für den Leiter der Universitäts-Big-Band zu schaffen?
Sommerer: Den eigentlichen Ausschlag für die Einrichtung meiner
Stelle gab wohl letztlich die Exzellenzinitiative des Bundes und der
Länder, bei der Regensburg damals leer ausgegangen ist. Man hat
daraufhin beschlossen, sich durch den Ausbau des musikalischen Angebots
auf dem Campus zu profilieren und so einen zusätzlichen Anreiz für
Studenten zu schaffen, denen musikalische Aktivitäten auf hohem
Niveau während ihres Studiums besonders wichtig sind. Das hat den
gesamten Musikbereich der Uni enorm weiterentwickelt. Wir haben aktuell
zwei Sinfonieorchester, ein Kammerorchester, einen großen, einen
Kammer- und einen Jazzchor und dann eben die drei Big Bands, das Posaunenensemble
und diverse kleinere Combos.
Jazzzeitung: Das klingt nach viel Arbeit, selbst wenn
Sie sich „nur“ um
den Jazzbereich kümmern müssen. Wie behalten Sie bei diesem
weit gefassten Ensembleangebot den Überblick?
Sommerer: Die Combos sind nicht ganz so arbeitsintensiv,
da ist von den Studenten auch Eigeninitiative gefordert. Was die größeren
Ensembles angeht, sind von meinen 40 Wochenstunden insgesamt 33 durch
verschiedene Ensembleproben belegt, also der Löwenanteil meiner
Stelle ist praktische Ensembleleitung. Das führt allerdings dazu,
dass ich zu Hause so gut wie keine Musik mehr höre, schließlich
leite ich auch noch drei andere Big Bands und das sind jedes Mal über
100 Dezibel, die mir da frontal ins Gesicht geblasen werden, also bin
ich froh, wenn ich abends nichts mehr hören muss.
Jazzzeitung: Bei 33 Ensemblestunden pro Woche bleibt
Ihnen auch nicht viel Zeit für Organisatorisches. Haben Sie es schwer an der Universität
ohne stützende Fakultät? Fehlen Ihnen manchmal die Mitstreiter?
Sommerer: Überhaupt nicht. Die Zuständigkeiten in Sachen Musik
liegen in Regensburg beim Kanzler, das heißt, die Musik ist praktisch
Chefsache. Das ist für mich sehr angenehm, weil ich so problemlosen
Zugang habe und nicht erst über zahlreiche Schreibtische meine Anliegen
vortragen muss. Das liegt nicht zuletzt daran, dass der Kanzler Dr. Blomeyer
selbst als klassischer Trompeter aktiv musiziert und die Auffassung vertritt,
dass Musik ein wichtiger Baustein bei der Persönlichkeitsbildung
der Studenten ist. Im Übrigen habe ich mit Graham Buckland, dem
Universitätsmusikdirektor und Leiter des Sinfonieorchesters, bereits
von Anfang an eng zusammengearbeitet. Das bedeutet, die Verzahnung der
einzelnen Konzert-Ensembles – Sinfonieorchester, Chor und Big Band – ist
enger als früher, das war zum Beispiel bei der gemeinsamen Aufführung
einer Bearbeitung von Händels „Messias“ für Big
Band und Chor im Januar schön zu sehen. In dieser Richtung wird
noch einiges mehr kommen. Jazzzeitung: Herr Sommerer, vielen Dank für das Gespräch und
viel Erfolg bei den zukünftigen Unternehmungen.
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