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Christian Broecking, Ornette Coleman – Klang der Freiheit, Interviews, Broecking Verlag, Berlin 2010, 123 Seiten (www.broeckingverlag.de) Mit seinen drei Interview-Büchern hat sich Christian Broecking einen Namen gemacht. Der Berliner Publizist hat sich über Jahre hinweg kompetent mit afroamerikanischen Musikern unterhalten. Ihm ging es darum, wie er formulierte, „subtile Schichtungen sprachlicher und musikalischer Bedeutung“ des Jazz zu ergründen. Dem Zusammenhang zwischen gesellschaftlichen Erfahrungen und künstlerischem Ausdruck galt und gilt es, auf die Spur zu kommen. Ornette Coleman machte es dem Interviewer nicht leicht. In den jetzt überarbeiteten Gesprächen, die in einem Extrabändchen zum 80. Geburtstag des Saxofonisten erschienen sind, wird deutlich, dass der vom Autor oft dem Jazz zugeschriebene „Widerstandscode der schwarzen Community“ nicht immer auszumachen ist. Coleman bestreitet ohnehin, dass seine Biografie die schwarze Rasse repräsentiert. Im Spannungsfeld zwischen Armut und Rassismus aufgewachsen, ist hieraus keine besondere musikalische Entwicklung entstanden. Im Gegenteil: sie blieb davon unberührt. Seine Musik entstand, wie er bekennt, aus „Tränen, Traurigkeit und Einsamkeit“. Sie hat zur Überwindung der Segregation beigetragen. „Musik existierte bereits, bevor man wusste, was Farben sind“, so Coleman, der nicht gern von schwarzer Musik spricht. Entscheidend sind für ihn, den Pulitzerpreisträger, ob Kategorien wie Menschlichkeit und Qualität greifen. Dem schmalen Band beigefügt sind zusätzliche Interviews mit Musikern, die Ornette Coleman einige Jahre begleitet haben. Charlie Haden, der mit 19 Jahren seiner Band beitrat, ist stolz, Ornette Coleman getroffen zu haben. Er fühlt sich bis heute „seiner Musik sehr verbunden“. Im übrigen sieht der Bassist Jazz als politische Kunstform, auch wenn er nicht in der schwarzen Gemeinschaft aufgewachsen ist. Aus ihr ist Don Cherry, dessen Interview ebenfalls angefügt ist, früh ausgebrochen. Der verstorbene Trompeter ließ sich 1970 in Schweden nieder, wo er lernte, wie er sagt, „mich als Mensch wahrzunehmen.“ Statements zahlreicher anderer Jazzer, von Anthony Braxton über Jason Moran und Dewey Redman bis Henry Threadgill, runden den Band ab. Reiner Kobe Siehe auch unseren Geburtstagartikel auf den Seiten 22–23! |
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