Anzeige |
|
|
Anzeige |
|
Wolfram Knauer, Louis Armstrong, Reclams Universal Bibliothek 18717, Stuttgart 2010, 216 Seiten, 5,80 Euro Großen Jazzmusikern gewidmet ist eine neue Reihe der Reclam Universal Bibliothek. Den Anfang macht Louis Armstrong, wie könnte es anders sein. Zwar ist die Zahl der Armstrong-Biografien ziemlich unübersehbar, auch hat der Meister selbst zwei Autobiografien geschrieben, doch diese Biografie im bescheidenen Reclam-Bändchen nimmt man gern zur Hand, weil sie sich von anderen angenehm unterscheidet. Sie ist verständlich geschrieben, prägnant verfasst, kommt auf den Punkt und verknüpft anschaulich ein reges Leben mit aufregender Musik. Autor Wolfram Knauer, seines Zeichens Leiter des Darmstädter Jazz-Instituts, erzählt unaufgeregt ein Leben an der Musik entlang. Einzelne Titel werden vorgestellt, um beim Leser Nähe zu schaffen und Anregungen zum Wiederhören zu geben. Im „Canal Street Blues“ etwa, heißt es auf Seite 49, hört man im fünften Chorus… ein auch rhythmisch mitreißendes Arrangement, in dem insbesondere die beiden Kornette harmonisch parallel gehen“. In elf Kapiteln werden Armstrongs Stationen abgehandelt, von seinen Jahren in New Orleans, der „Stadt der Sinnesfreude“, wo alles anfing, über Chicago und New York, wo die legendären Hot-Five- und Hot-Seven-Aufnahmen entstanden, „65 Aufnahmen, die Jazzgeschichte schrieben“, bis zu den All Stars, die bis in die sechziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts die Menschen in aller Welt beglückten. Es ist die Geschichte eines Menschen aus einfachen Verhältnissen und die Geschichte seiner Musik, die die Welt bewegte. Dabei zeichnet Knauer das Bild eines bescheidenen, aber famosen Virtuosen und begnadeten Entertainers, dem es selbst in den kitschigsten Aufnahmen gelang, einen Hauch von Kunst zu wahren. Armstrong war stets der volksnahe Star, der die Grenzen des Jazz sprengte und mit dem Populären liebäugelte. Um 1900 herum geboren, so alt also wie der Jazz, ist er bis heute das Markenzeichen dieser Musik, ein Mythos, den wegen „Hello Dolly“ oder „What a wonderful world“ auch Uneingeweihte kennen und respektieren. Als Revolutionär des Jazz hat er sich nie verstanden. Seine Lebensgeschichte, kenntnisreich und verständlich geschrieben, verkörperte die Emanzipation schlechthin. Auch als Mensch war er geachtet. Louis Armstrong, liest man, „verstellte sich nie, er blieb authentisch. Er sagte, was er dachte und er liebte die Menschen“. Auch auf den „Zwiespalt zwischen dem populären und kommerziellen Erfolg Armstrongs und seiner Identifikation mit der Vergangenheit“, weist Knauer hin. Seine Musik deshalb „als Gute-Laune-Musik abzuqualifizieren“ wäre aber ungerecht, weil der Trompeter „seiner ganz eigenen Ästhetik“ folgte und schließlich mit seinen unbestrittenen Errungenschaften glänzte. Armstrong war zum „Synonym der Jazzgeschichte“ geworden, von dem man nichts Neues mehr erwartete. Reiner Kobe |
|