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Gabriel Solis: Monk’s Music – Thelonious Monk and Jazz History in the making, University of California Press/Berkeley, Los Angeles, London, 239 Seiten Das Buch beschäftigt sich mit der Frage, wie Thelonious Monk Musiker verschiedener Generationen beeinflusst hat, sodass er schließlich zu einer „Ikone“ der Jazzgeschichte wurde. Damit geht es weit über den Bereich hinaus, den Jürgen Arendt in „Thelonious Monk und der Free Jazz“ im Blickfeld hat (siehe Besprechung in der Jazzzeitung, Nr. 12-03/1-04). Mögliche Einflüsse Monks sind vielschichtig: sie reichen vom Unmittelbaren (wenn man ein Thema von ihm spielt und anschließend darüber improvisiert) bis zur bewussten und sogar unbewussten Inspiration durch seine Musik beim Schreiben eigener Themen und dem Arrangieren von Themen und der Improvisation darüber, die von (ganz) anderer Art sind. Der Autor geht sehr differenziert vor; mitunter schreibt er allerdings komplizierter als nötig und missachtet dabei einen wichtigen Satz, den er zu Beginn zitiert und akzeptiert: „If you have a good idea, say it as plainly as you can so people can get it; if you don‘t have a good idea, no amount of academic jargon will cover it up.“ (Albin Zak). Kapitel 1 rekapituliert in Kürze Monks Leben. Kapitel 2 behandelt Elemente, die für sein Spiel charakteristisch sind; dabei kommt seine so wesentliche Harmonik allerdings viel zu kurz. Kapitel 3 geht auf Fragen ein, die sich bei der Interpretation der Musik Monks stellen. Kapitel 4 analysiert die Musik dreier Pianisten (Danilo Perez, Fred Hersch, Jessica Williams) in der Auseinandersetzung mit Monk. Kapitel 5 und 6 untersuchen die Position Monks innerhalb der Jazzgeschichte; hier kommt auch sein Sohn T.S. Monk mehrfach zu Wort. Kapitel 7 und 8 widmen sich dem Einfluss Monks auf den Free Jazz, im Besonderen auf das Art Ensemble of Chicago und das Team Steve Lacy/Roswell Rudd (Randy Weston passt nicht hierher). Eine Reihe von Interviews bieten interessante Stellungnahmen und Einsichten. Dazu kommen Transkriptionen; besonders wertvoll das in Struktur und Spannungsverlauf unglaubliche Solo Monks in „Bag’s Groove“/Take 1 (24.12.1954); leider ist nur die rechte Hand angegeben. Trotz mancher Schwächen, die in einer Neuauflage beseitigt werden sollten, eine ergiebige Lektüre. Bruno Rub: Der Teamplayer Erich Peter (1935–1996) – Jazzbassist aus Aarau, hier + jetzt/Verlag für Kultur und Geschichte, Baden/Schweiz, 116 Seiten Es dauerte lange, bis in Europa zumindest einzelne Bassisten ihren amerikanischen Kollegen in Tonbildung, Phrasierung und harmonischem Verständnis näherkamen. Der erste in der Schweiz war Erich (Eric) Peter. Da ein Jazzmusiker dort zu jener Zeit von seiner Musik nicht leben konnte, ging Erich Peter schon bald ins Ausland, erst nach England (1955–57), später nach Frankreich, Deutschland und Italien und dann für 15 Jahre (1962–77) nach Spanien, wo er vor allem mit Tete Montoliu spielte. Später unterrichtete er eine Zeitlang an der Swiss Jazz School in Bern und trat daneben in vielerlei ad-hoc-Besetzungen auf, ein vorzüglicher und geschätzter Begleiter, eben ein Teamplayer, wie sie auch der Jazz braucht. Viel zu früh starb er mit nur 61 Jahren — ein großer Verlust nicht nur für die Schweiz. Leider enthält dieses lobenswerte Buch kein Register, aber eine Diskografie und eine CD mit neun Aufnahmen, unter anderem mit Bud Powell, Victor Feldman, Tete Montoliu, Ben Webster, Pedro Ituralde und Heinz Bigler. Bleibt die Frage, wer ein Buch über Peter Trunk schreibt, der eine solche Würdigung genauso verdient hat. The little Giant – The story of Johnny Griffin, Northway Publications, London, 230 Seiten Jazzmusiker spielen so wie sie sind. Vor allem beim Improvisieren können sie sich nicht verstellen (und wollen es im allgemeinen auch nicht). Dieser Satz gilt für Johnny Griffin ganz besonders. Seine quicklebendige Spielweise, aus Lebensfreude und einem gewissen Sarkasmus gespeist, entsprach genau seiner Persönlichkeit. Dass er von 1962 an mit kurzen Unterbrechungen bis zu seinem Tod 2008 in Europa lebte und hier in vielen Ländern gastierte, oft mit einheimischen Rhythmusgruppen, hat unsere Jazzszene ungemein belebt. In der Clarke-Boland Big Band (wann schreibt endlich jemand die Geschichte dieses legendären Orchesters?), in der er von 1968 bis 1970 saß, spielte er mit einer Reihe europäischer Spitzenmusiker zusammen, die er sehr schätzte: „I never played with a better lead alto than Derek (Humble... (S. 146)... I was amazed by Tony Coe... (S. 147)... Ake Persson was another giant... (S.148)... And don’t forget Ronnie Scott – a great tenorsaxophonist...” (S. 148). Von seinen vielen Platten sei hier besonders die Aufnahme mit Thelonious Monk vom 7. August 1958 im New Yorker „Five Spot“ genannt („Thelonious in action“ auf Riverside). Von den vielen Live-Auftritten, die ich erlebte, ist mir vor allem einer mit Wes Montgomery 1965 in Paris und einer mit seinem alten Duo-Partner Eddie „Lockjaw“ Davis in den 80er-Jahren in der Züricher „Widder Bar“ in starker Erinnerung… Mike Hennessey hat Johnny Griffin, den er gut kannte, ein ausführlich recherchiertes, sehr gut geschriebenes Buch gewidmet – eine würdige Erinnerung an diesen großen Tenorsaxophonisten. Joe Viera |
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