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Sowohl spannende Herausforderung als auch persönliche Bereicherung eigener Spielkunst brachte die Begegnung mit indischer Musik. Die 43. Arbeitsphase des BuJazzO, die Anfang März im badischen Trossingen stattfand, widmete sich der Musik des Subkontinents. Im Vorfeld hatte der veranstaltende Deutsche Musikrat darauf hingewiesen, dass „hier zwei Musiktraditionen aufeinandertreffen, die seit Jahrhunderten gewachsen sind. Beide verfügen über ein Notation und beruhen dennoch auf Improvisation“. Dies hatte sich und dem jungen Orchester der neu bestellte Leiter Mike Herting ins Stammbuch geschrieben. Der 54-jährige Kölner Pianist und Bigband-Leiter hat mehrfach den indischen Subkontinent bereist und mit einheimischen Musikern gearbeitet. Das Programm, das meist von Herting arrangierte und gemeinsam erarbeitete Stücke der grandiosen Vokalistin Ramamani enthielt und zum Abschluss öffentlich präsentiert wurde, hatte spannende Momente. Sie ließen nie nach während des dreistündigen Konzerts. Hier prallten keineswegs zwei Welten aufeinander, sondern fand fruchtbarer Dialog, fand Verständnis füreinander statt. Hertings Idee vom „musikalischen Austausch, gegenseitigen Durchdringen von Kreativität und Spiritualität im Spielprozess“, mithin ein Ziel dieser Arbeitsphase, wurde unverkrampft, ja vorbildlich vorgeführt. Die jungen Musikerinnen und Musiker waren allzeit bereit, sich auf ein neues Klang-abenteuer einzulassen. Während Herting die präzisen Einsätze mit Händen, Armen und dem ganzen Körper gab, gelegentlich auch die Reihen abschritt und die Solisten anfeuerte, agierte das Orchester mit bewundernswerter Konzentration und großer Spielfreude. Immer wieder wurden die Impulse der vorne postierten Gastsolisten aufgenommen. Mit viel Drive folgten komplette Bläsersätze Ramamanis rasanten Vokalisen. Typisch ist die Silbensprache Konnako, die wie flexible Scats daherkamen. Ihr ist das Dutzend Sängerinnen und Sänger verpflichtet, die nach Tagen intensiven Probens die schwierigen Gesangspraktiken exzellent beherrschten. Als besonders einfühlsam tat sich diesbezüglich Martin Hagen hervor, der mit der indischen Gefühlswelt am besten zurecht kam. Passend dazu das feinsinnige, virtuose Solo des Posaunisten Damian Omansen. Konnte schon die Vokalkunst überzeugen, so war es auch um die Perkussion bestens bestellt, dank der beiden Virtuosen, dem in Köln lebenden Ramesh Shotam und T.A.S Mani, dem langjährigen Leiter des Karnataka College of Music. Mit sechs BuJazzO-Perkussionisten wurde ein höchst lebendiges Stück zum Besten gegeben. Hiervon hätten sich die drei abwechselnd agierenden Schlagzeuger, die glücklicherweise nicht alleine den Rhythmus bestimmten, einiges abschneiden können. Die Bläsersätze, aus denen sich immer wieder selbstbewusste und brillante Solistik herausschälte, hatten ebenfalls ihren Anteil am zündenden, rhythmischen Geschehen. Mit den ungeraden Metren, die regelrecht zelebriert wurden, kam man bestens zurecht. Auch dass weniger Noten als sonst gespielt wurden, war für die Bläser kein Problem. Melodik und Rhythmik also wurden glänzend beherrscht, Harmonik nicht vermisst. Die Annäherung zweier verschiedener Idiome, das des Jazz und das der indischen Musik, war gelungen. Der geplanten Indien-Tournee im nächsten Jahr steht hoffentlich nichts im Wege. Reiner Kobe |
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