Das Südtirol Jazzfestival Alto Adige findet dieses Jahr drei Wochen
später statt, vom 26. Juni bis 5 Juli. Man erhofft sich besseres
Wetter und mehr Touristen unter en Besuchern. Seit drei Jahren verwandelt
sich das traditionsreiche Südtirol Jazzfestival Alto Adige vom Traditionsfestival
des zeitgenössischen Jazz zu einem modernen Kulturprodukt. Welche Überlegungen
dahinterstehen und was dies für Auswirkungen auf das Festival und
seine Musik hat, beantwortet Klaus Widmann, künstlerischer Leiter
des Südtirol Jazzfestivals Alto Adige.
Jazzzeitung: Kürzlich erschien beim Athesia Verlag in Bozen ein
Band „Transfer – Potentiale von Kulturevents für den
Tourismus“. Du bist einer der drei Herausgeber. Was hat dich bewogen,
als Festivalleiter daran mitzuwirken?
Klaus Widmann: Wir wollten über die einheimische Bevölkerung
hinaus auch internationales Publikum erreichen. So kamen wir auf die
Idee, das Thema Kulturtourismus und Jazz mit einer Tagung im Rahmen des
Festivals im Jahr 2007 zu verbinden. Wir fanden in der Europäischen
Akademie (EURAC) einen Partner, der das Thema aufgriff und wir gestalteten
gemeinsam die Tagung „Culture meets Economy“, deren Vorträge
jetzt in einem Bändchen gesammelt vorliegen.
Jazzzeitung: Wo liegt das Geben und Nehmen
zwischen Wirtschaft und Kultur?
Widmann: Es gibt verschiedene Schnittstellen. Dazu zählt das Kultursponsoring,
das oft durch die Nähe der Verantwortlichen in den Betrieben zum
Thema Jazz initiiert wird. Nach Außen geht es dabei um das Image
der Unternehmen und nach Innen ums Betriebsklima und die Identifikation
der Mitarbeiter mit dem Jazzfestival und der eigenen Firma.
Jazzzeitung: Fördert nun der Tourismus den Jazz, oder der Jazz den
Tourismus?
Widmann: Wir werden aus dem Tourismus- und Wirtschaftsbereich
von öffentlichen
Institutionen gefördert und bemühen uns um einen Return. Da
sind wir aber noch auf dem Weg. Mit einem modernen Kulturprodukt die
Region Südtirol zu bewerben, ist noch etwas Neues. Die Zukunft des
Tourismus kann nicht nur mit traditionellen Dingen verbunden sein, wie
etwa Volksmusik. Tradition und Moderne ist unsere Botschaft.
Jazzzeitung: Gibt es Ängste, dass das Jazzfestival zum Kommerzprodukt
wird?
Widmann: Sorgen bestehen von Seiten der Jazz Community – es wird
ein Absacken in der Qualität befürchtet. Wir müssen dem
Festival zwar eine touristische Qualität geben, etwa durch die Wahl
der Spielorte, der Landschaft, auch der Wahl der Künstler et cetera,
aber die Qualität der Musik muss deshalb nicht darunter leiden.
Ich möchte das Festival allerdings nicht auf eine Stilistik festlegen.
Mich interessiert die Vielfalt des Jazz, wie sie sich auch in unseren
Programmen ausdrückt. Das hat nichts mit minderer Qualität
zu tun.
Jazzzeitung: Was erwartest du vom Panel „Tourism Meets Jazz“ auf
der Jazzahead?
Widmann: Unser Konzept ist sehr jung. Ich möchte von anderen Festivals,
wo längere Erfahrungen vorliegen, profitieren und Neues aufnehmen.
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