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John McLaughlin: Shakti Mit Betrachtungen über die Ausflüge bekannter Jazzmusiker in die indische Klassik ließe sich leicht eine komplette Ausgabe füllen. Improvisation stellt ein wesentliches Merkmal beider Musikgattungen dar, doch die indische Musik kennt keine Harmonik im westlichen Sinne. Vielmehr wird anhand von festgelegten Skalen (Ragas) modal über einem stets präsenten Bordunton improvisiert. Gitarrist John McLaughlin besetzte sein Projekt „Shakti“ (im Hinduismus steht dieser Begriff für die weibliche Urkraft des Universums) u.a. mit den klassischen indischen Meistern L. Shankar (Violine) und Zakir Hussain (Tabla). Die beherrschenden Töne des Solos entstammen den beiden Skalen E-F-Gis-A-H-D sowie E-F-A-B-D, aus denen auch die Melodie der Komposition hervorgeht. Spannung entsteht im ersten Teil durch – rhythmisch verschobene – Motiv-Wiederholungen in frappanter Geschwindigkeit, die in den kleinen Sekundvorhalt zum Grundton E münden (F in T. 23, aufgelöst in T. 27). Hussain spielt zunächst eine stete Begleitung, bevor sich sein Spiel in der zweiten Hälfte immer mehr mit dem McLaughlins „verzahnt“ und gemeinsame rhythmische Akzente gesetzt werden (T. 43–60). Zur hohen Kunst der klassischen indischen Musik gehört – ausgehend vom Gesang – die „Flexibilisierung“ des Tonmaterials durch bewusst veränderte Tonhöhen in mikrotonalen Abstufungen (Shrutis). Wie bei der indischen Sitar erreicht McLaughlin dies durch das Dehnen der Stahlsaiten. Ron Cherian |
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