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Klaus Schulz: Steffl Swing – Jazz in Wien zwischen 1938 und 1945, Verlag Der Apfel, Wien 2008, 187 Seiten, 36,80 Euro Seit über vier Jahrzehnten erforscht der Wiener Publizist Klaus Schulz die österreichische Jazzgeschichte. Sein besonderes Interesse gilt dem Faschismus, als Jazz als „konforme deutsche Tanzmusik“ mehr schlecht als recht geduldet wurde. „Den wesentlichsten Protagonisten des Jazzmusizierens in den Nazijahren“ ist der Autor persönlich begegnet, wie in seiner jüngst erschienenen Darstellung jener Jahre zu erfahren ist. „Steffl Swing“, das den Jazz in Wien zwischen 1938 und 1945, so auch der Untertitel, behandelt, ist eine wahre Fundgrube an Artikeln und Dokumenten, die der Forscher gesammelt und in akribischer Kleinarbeit aufgearbeitet hat. Schulz schildert kursorisch die Ereignisse, die zum Anschluss an das Deutsche Reich 1938 und zur Aufgabe staatlicher Souveränität führten. Ähnlich wie im Nachbarland verlief die Entwicklung jazzartiger Tanzmusik, die von aggressiver, hasserfüllter Polemik in den Zeitungen verfolgt wurde. Der anhaltenden Swingbegeisterung in Wien seit Mitte der dreißiger Jahre tat dies keinen Abbruch. „Swing mit Jazzsolistik“ wurde trotz einzelner Verbote auch während des Krieges gespielt. Der Untergrund traf sich in der Steffl-Diele im Wiener Zentrum. Sie war der Ort für „Swingbegeisterte Schlurfs, für Sympathisanten des Widerstands gegen das Hitler-Regime und für Nonkonformisten jeder Art“. Für Schulz unfassbar, „dass man Musiker und Zuhörer in der Steffl-Diele gewähren ließ“ und so eine „kurze Zeit der Jazz-Hochblüte“ bewirkte. „Außergewöhnliche Virtuosen“ wie Victor Ducchini, Herbert Mytteis und Ernst Landl, „Österreichs erster Jazzpianist von Rang“, traten auf den Plan. „Ein weiteres Zentrum“ bildeten die „Panter Babies“, denen der heute 81-Jährige, in Deutschland nicht ganz unbekannte Pianist und Komponist Roland Kovac angehörte. Nach dem Krieg hieß es „Hallo Swing“ im Radio, in den US-Clubs in Wien, Linz und Salzburg fanden Jazzmusiker Arbeit. Die Entwicklung verlief ähnlich wie in Deutschland. Doch in seiner kompakten Darstellung liefert Klaus Schulz durchaus Neues über die Entwicklung des Jazz in Österreich während der dunklen Nazi-Jahre. Seine Arbeit ist überaus verdienstvoll zu nennen. Zahlreiche Zeitzeugen kommen zu Wort, die Authentizität garantieren. In der schieren Fülle von Namen und Daten allerdings findet sich der außenstehende Leser nur schwer zurecht. Reiner Kobe |
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