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Scott MacGillivray and Ted Okuda: The Soundies Book – A Revised and Expended Guide, iUniverse, Inc., Lincoln, USA, 414 Seiten Soundies sind Musikfilme von jeweils etwa drei Minuten Dauer, die auf 16 mm Lichtton zwischen 1940 und 1946 in den USA von der „Soundies Distribution Corporation of America“ herausgebracht wurden (insgesamt über 1.800 Titel). Sie waren auf einer „Movie Jukebox“ namens Panoram zu sehen, einem Projektor in einer Art Schrank mit einer Projektionsfläche von etwa 90 mal 60 cm. Jede Filmrolle enthielt jeweils acht dieser Filme, die nur in einer festen Reihenfolge abgespielt werden konnten; nach dem Einwurf eines Dime (10 Centstück) sah man dann denjenigen Titel, der gerade dran war. Die Panorams waren in Lokalen, Restaurants, Nachtclubs, Hotels, Busstationen zu finden. Die Filme zeigten damals populäre Bands, Sängerinnen und Sänger, dazu häufig auch Tänzerinnen und Tänzer, Schauspieler und Komiker, das Ganze mitunter in eine Mini-Story eingebaut. An Musik gab es eine ganze Menge Jazz: von Louis Armstrong, Fats Waller, Nat King Cole, Louis Jordan, Albert Ammons/Pete Johnson, Cab Calloway, Duke Ellington, Gene Krupa, Stan Kenton, Count Basie u.a. Mag auch manches heute kitschig wirken und manches Musikstück eher durchschnittlich sein, so ist der dokumentarische Wert doch hoch. Leider war der große Anfangserfolg nicht von Dauer, denn nach dem
Kriegseintritt der USA kam es zu einer Rohstoff-Bewirtschaftung, was
die Herstellung der Panorams stark einschränkte. So wurde die Produktion
schließlich 1946 eingestellt. Viele der Filme landeten später
bei Sammlern. Veröffentlichungen auf Video und neuerdings auf DVD
machen uns heute wenigstens einen Teil davon zugänglich. So ist
das vorliegende Buch (eine erweiterte Neuausgabe der Erstveröffentlichung
von 1991) eine wertvolle Hilfe. Leider fehlen fast überall die Besetzungen;
hier muss man „Jazz in the movies“ von David Meeker (Da Capo
Press, New York) zu Rate ziehen. Joshua Berrett & Louis G. Bourgois III: The Musical World of J.J. Johnson (mit Notenbeispielen), The Scarecrow Press, Inc., Lanham, USA, 453 Seiten (= Studies in Jazz, No.35) James Louis Johnson – den Spitznamen „Jay Jay“ (geschrieben J.J.) bekam er schon in früher Jugend – ist der eigentliche Schöpfer der Posaunenspielweise, die seit dem Bebop auch sehr schnelle Passagen ermöglicht. Wie bei den anderen Blasinstrumenten war der Verzicht auf ein durchgängiges Vibrato dafür die Voraussetzung. Stattdessen versahen viele, vor allem Saxophonisten, – Les-ter Young hatte es vorgemacht, längere Töne mit einem Endvibrato. J.J. Johnson brauchte bis zur Perfektion freilich einige Zeit. Erst sein mit Recht berühmtes Quintett (Jay and Kai) mit Kai Winding als zweitem Posaunisten (1954–56) brachte den Durchbruch. Beide bewiesen mit hervorragenden Arrangements und Solos, dass Präzision und swing einander nicht ausschließen. Hinzu kam der variantenreiche Gebrauch von Dämpfern, wie etwa in „lt‘s alright with me“ (26.1.1955). Johnson machte sich auch als Themenkomponist einen Namen, vor allem mit seiner Ballade „Lament“, ebenso als Komponist mit Arbeiten für spezielle Besetzungen (Poem for Brass, El Camino Real, Perceptions) und für Filme und TV-Serien während seiner Zeit in Hollywwod (1970–87). Die Autoren haben sein ereignisreiches Leben sorgfältig recherchiert. Hinzu kommt eine ausführliche Diskografie und ein Verzeichnis seiner Kompositionen. Sehr empfehlenswert. Warren W. Vaché: Back Beats and Rim Shots – The Johnny Blowers Story, mit einer Diskografie, The Scarecrow Press, Inc., Lanham, USA, 197 Seiten (= Studies in Jazz, No.25) Bassist Warren W. Vaché, Vater von Trompeter Warren jr. und Klarinettist Allan, legt nach Biografien von Pee Wee Erwin und Claude Hopkins eine Arbeit über den Schlagzeuger Johnny Blowers vor, einer der vielen exzellenten Sidemen des Jazz, ohne die es ebenso wenig große Bands gegeben hätte wie ohne Solisten. Blowers, geboren am 21. April 1911, machte seine ersten Aufnahmen 1936 mit der Big Band von Bob Pope. 1937 wollte ihn Red Norvo engagieren, aber Pope gab ihn nicht frei. Blowers kündigte und ging nach New York, wo er bald Zugang zur damals sehr lebendigen Dixieland-Szene fand. 1938 engagierte ihn Bunny Berigan; ein Angebot von Glenn Miller schlug er aus. Dann ging er zu Ben Bernie, der ein gutes Tanzorchester mit wenig swing leitete, aber sehr gut bezahlte. Ein Angebot von Tommy Dorsey lehnte er ab – sicher ein Fehler. Ende 1939 war er bei Jan Savitt. Anfang 1940 heiratete er. Als seine Schwiegermutter von seinem Beruf hörte, sagte sie entsetzt: „A drummer! My goodness! How is he ever going to support a wife and family? There are only three big parades a year in New York.“ Als sie dann hörte, dass er einen Studiojob bei CBS in Aussicht hatte, war sie beruhigter – und erzählte später Freunden, Johnny sei der Präsident von CBS. Neben seiner Studioarbeit für CBS, später für NBC und ABC (alle in New York) bis 1958 fand er noch Zeit zu Aufnahmen u.a. mit Eddie Condon, Bing Crosby, Ella Fitzgerald, Billie Holiday, Louis Armstrong und vor allem mit Frank Sinatra, bis dieser 1953 nach Hollywood ging. Er wollte Johnny Blowers mitnehmen, der es aber vorzog, in New York zu bleiben. In den 60er-Jahren als Freelancer in New York wurde es für ihn schwieriger, Arbeit zu finden. 1971 war er erstmals in Europa (mit der „World’s Greatest Jazz Band“ von Yank Lawson und Bob Haggart). 1986 stieg er dann bei der „Harlem Blues and Jazz Band ein, mit der er oft in Europa war sowie bei mehreren Jazz Cruises. Im Oktober 1996 habe ihn ich dann mit dieser Gruppe im Burghauser Jazzkeller gehört. Er war inzwischen 85, saß entschlossen hinter seinem Schlagzeug und tat, was er ein langes Musikerleben hindurch mit großem Erfolg getan hatte: er hielt die Band zusammen und swingte, mehr als viele Jüngere. Der Autor hat anhand langer Interviews ein vergnüglich zu lesendes Buch geschrieben, dem Johnny Blowers mit vielen Geschichten und zahlreichen Details Witz und einen hohen dokumentarischen Gehalt gibt. Joe Viera |
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