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Jazzzeitung

2009/02  ::: seite 4

jazzlexikom

 

Inhalt 2009/02

Inhaltsverzeichnis

STANDARDS

Editorial / break / Nachrichten aus der Jazzszene / kurz, aber wichtig / Schlagzeuger Louie Bellson / Mel Lewis / Multiinstrumentalist und Labelchef Bob Rückerl


TITEL -
Treibstoff Ungewissheit
Jazzförderung und die neue Liebe zum Jazz


DOSSIER
- Jazz, Architektur und mobiles Leben
BMW Welt Jazz Award

Berichte
43. Arbeitsphase des BuJazzO // 4. Festival Women in Jazz in Halle // Frederik Köster Quartett erspielte sich den Neuen Deutschen Jazzpreis 2009 in Mannheim // Aki Takase und Louis Sclavis im Neuburger Birdland // Vorschau: Internationale Konferenz auf der jazzahead! 2009


Portraits

Michael Cuscuna // Branford Marsalis // Madeleine Peyroux // Pianist Kristjan Randalu // Ida Sand // Die „9 Symphonies“ von Marcus Schinkel // Derek Trucks


Jazz heute und Education
Interview mit Hans-Georg Küppers, Kulturreferent der Stadt München // Café Lido hat München // 5 Fragen an Klaus Widmann vom Südtirol Jazzfestival // Abgehört: John McLaughlins Solo über „Joy“

Rezensionen und mehr im Inhaltsverzeichnis

 

Art Davis

12. Mai 1934 bei Harrisburg, Pennsylvania bis 29. Juli 2007 Long Beach, Kalifornien

Dr. Arthur D. Davis war Bassvirtuose, Psychologe und Bürgerrechtler. Obwohl sein Name vielleicht nicht den gleichen Glanz wie die seiner Spielgefährten hatte, war er ein kongenialer Sideman der anerkannten Riesen. Davis, ein vollkommener Bassist, spielte präzise wie ein Metronom und doch mit der Lebendigkeit eines pulsierenden Herzens. Seine Intonation war astrein. Sein Sound besaß viel Körper. Mit der scheinbar mühelosen Leichtigkeit eines eleganten Edelblüters, der keinen Tropfen Schweiß verliert, bewegte er sich durch einige der heißesten Klanglandschaften der wilden 60er-Jahre – regelmäßig bei Max Roach, Dizzy Gillespie, John Coltrane, gelegentlich bei Größen wie Art Blakey oder Roland Kirk. Daneben begleitete der wendige Musiker Gott und die Welt, Armstrong, Basie, Barbara Streisand, Bob Dylan, Peter, Paul and Mary. Als klassischer Bassist spielte er mit vielen Orchestern und war zeitlebens davon überzeugt, im klassischen Sektor wegen seiner Hautfarbe benachteiligt zu werden. Daher führte er einen Kampf für die Gleichstellung schwarzer Musiker in Symphonieorchestern – ein Engagement, mit dem er sich zeitweilig ins berufliche „Aus“ katapultierte.

Als Kind lernte er Klavier und ging als Sieger eines nationalen Tuba-Wettbewerbes hervor. Das mit 16 begonnene Bassspiel lag ihm so gut, dass er innerhalb eines Jahres, noch als Schüler, bereits im Symphonieorchester seiner Heimatstadt spielte. Beim Vorspiel zu seiner ersten Anstellung machte er eine prägende Erfahrung. Die Kommission war wegen seiner Hautfarbe so rau und übertrieben anspruchsvoll, dass der Dirigent Edwin McArthur ausrief: „Wenn ihr ihn nicht wollt, wollt ihr mich auch nicht.“ 1951 und 1952 gewann Art Davis mehrere Wettbewerbe sowie Stipendien für Juilliard und die Manhattan School of Music. In New York nahm er Unterricht bei Anselme Fortier, dem ersten Bassisten der New Yorker Philharmoniker, der vergeblich versuchte, für ihn die Rassenschranken niederzureißen. Dieser schrieb die Leiter aller wichtigen amerikanischen Orchester an, konnte aber nichts erreichen.

1958 konnte Davis sich Max Roach anschließen. Bei Dizzy Gillespie wurde er bekannt, bei John Coltrane fast berühmt. Wer achtet schon auf den Bassisten, wenn ein John Coltrane sich vorne die Seele aus dem Leib bläst und nach den Sternen greift, während der Bassist die meiste Zeit nur im Hintergrund tätig ist, wenn auch als stützende, erdende, antreibende und inspirierende Kraft? Es heißt, dass Art Davis, Oscar Pettifords Lieblingsbassist (!), auch Tranes liebster Tieftöner war. Seine Abneigung gegen das Reisen soll schuld daran gewesen sein, dass Davis nicht festes Mitglied von Coltranes Gruppe wurde.

Art Davis hat nur zwei Alben unter eigenem Namen vorgelegt. Der Virtuose ist vielen Jazzfreunden nur wegen seiner Mitwirkung an Coltrane-Alben wie „Africa/Brass“ oder „Ascension“ bekannt, die gar nicht so viel über seine Bandbreite und Virtuosität verraten. Man muss schon zu weniger legendären Alben mit vielen Bass-Solopassagen greifen, etwa McCoy Tyners „Inception“ oder Art Blakeys „A Jazz Message“, um seinen Rang einschätzen zu können. Art Davis war zweifellos neben Kollegen wie Paul Chambers, Ron Carter, Doug Watkins, Richard Davis, Reggie Workman oder Jimmy Garrison einer der herausragenden Bassisten seiner Generation. Dass er sich auf seiner Webseite als „weltbester Bassist“ bezeichnete, wie in den allzu kurzen Nachruf-Meldungen amüsiert erwähnt wurde, mag großspurig erscheinen. Mit solchem Selbstverständnis sorgte der als Bürgerrechtler unbequeme Perfektionist wohl für einen Ausgleich für die zu geringe Beachtung seines Schaffens, das in der Tat großen Respekt verdient.

Marcus A. Woelfle

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