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Jazzzeitung
2005/09 ::: seite 12
jazz heute
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Lange Jahre hat sich Joe Zawinul nicht sonderlich um seine Heimatstadt
Wien gekümmert und sie sich auch nicht um ihn. Das ist inzwischen
anders: der permanent in den Vereinigten Staaten lebende, in Downbeat
Polls ständig als „bester Keyboarder“ nominierte Zawinul,
kehrt, zumindest für einige Tage im Jahr, wieder in die österreischische
Hauptstadt zurück. Grund dafür ist der Wiener Club „Joe
Zawinul‘s Birdland“, der, in der Tat unter Zawinuls Leitung,
dieser Tage seinen ersten Geburtstag feiert. Benannt ist er nach dem gleichnamigen
Club in New York, in dem Zawinul erste kreative Inspiration sammelte.
Das einjährige Jubiläum des Clubs geht einher mit der Gründung
des hauseigenen Labels „BirdJAM“ – passenderweise wird
die erste Veröffentlichung eine Doppel-CD des „Joe Zawinul
Syndicate“ sein. Das Label sei ausschließlich im „Birdland“
eingespielter Musik vorbehalten, um die erstklassige Live- und Aufnahmesituation
zu dokumentieren, erklärt Zawinul, der unlängst seinen 75. Geburtstag
feierte. Und ein weiteres Lorbeerblatt bekam er derweil an die Mütze
geheftet: sein Konterfei ziert – eine Ehre für Wiens heimgekehrten
Sohn – eine österreichische Briefmarke…
Jazzzeitung: Ein eigener Club in Wien, das Birdland
und nun zusätzlich ein eigenes Label, BirdJAM – Sie werden
sicher viel danach gefragt. Handelt es sich hier um die späte Erfüllung
Ihrer Lebensträume?
Joe Zawinul: Ich habe keine Lebensträume gehabt,
ich habe nur verschiedene Sachen für mein Leben machen wollen und
eher eine Vision gehabt als Träume. Seit langen Jahren habe ich mir
vorgestellt, einen Club in meiner Heimatstadt zu haben. Aus dem Grund,
weil ich so viel Glück gehabt habe im Leben – in der ganzen
Welt herumzufahren mit dem, was ich gerne mache. Was ich sowieso gemacht
hätte, hätte ich auch kein Geld damit verdient! Musik zu spielen,
das ist mein Hobby! Und mein Hobby habe ich nie aufgehört zu haben.
Ich bin soviel gereist und weiß, wie schwierig es beispielsweise
für die Wiener ist, selbst viel zu reisen. Außerdem wollte
ich etwas zurückzahlen – obwohl sie mir gar nicht soviel gegeben
haben. Trotzdem wollte ich das. Und den Leuten etwas bringen, was sie
vor Ort erleben können, ohne die Welt zu bereisen.
Jazzzeitung: Das erste BirdJAM-Album enthält eine
Zusammenstellung von Songs, die das Zawinul Syndicate mit Gästen
im Laufe von fünf Abenden eingespielt hat: Artists in Residence für
mehrere Tage – wie kann sich das Birdland Wien diesen kreativen
Luxus leisten?
Joe Zawinul: Ja, fünf, Nächte sind das Längste
– manchmal sechs, für Leute, die fähig sind, das auch
zu tragen. Wie Sie total korrekt sagen, es ist ein Luxus. Die haben mir
zwar das Geld für den Club im Hilton Hotel gegeben – alles
total neu gebaut, es ist der Wahnsinn! – aber ich kriege keine Extra-Subventionen.
Ich bringe Leute aus Amerika, aus Peru, aus Russland dorthin, was so viel
Geld kostet. Bislang haben wir – der Club fasst etwa 200 Leute –
nur den Eintritt, der nicht sehr hoch ist. Aber wir werden das ändern;
wir kriegen ein wenig von der Gastronomie, weil das Hilton mit dem Essen
verdient. Inzwischen haben wir auch Sponsoren und es werden mehr, weil
der Club im Weltinteresse steht: Man redet in Amerika davon. In einem
Artikel stand vor kurzem, es wäre „the ultimate club“
mit dem „modernsten Sound Europas!“
Jazzzeitung: Ein paar Worte zu dem neuen Album bitte,
Herr Zawinul.
Joe Zawinul: Ich glaube, dass diese Platte, die erste
der Reihe, einen großen Eindruck machen wird. Es ist wirklich live,
nix ‘rumgedoktert!
Carina Prange
CD-Tipp
Joe Zawinul & The Zawinul Syndicate: Vienna Nights – Live
at Joe Zawinul‘s Birdland; BirdJAM/BHM 4001-2/ZYX
Joe Zawinul’s Birdland
Am Stadtpark 1, Eingang: Landstraßer Hauptstraße 2, A-1030
Wien, Tel. ++43-1/219 63 93, www.birdland.at
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