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„17.000 Besucher/-innen – und das bei 16.100 Einwohnern “, zieht Festivalmacher Gerd Huke zufrieden Bilanz über sein Festival. Der Erfolg ist kein Zufall, sondern das Ergebnis umsichtiger und mutiger Programmplanung über viele Jahre. Auch im 12. Jahr spähte Gerd Huke einmal mehr hochkarätige Künstler aus, die eben nicht auf jedem Festival zu hören sind – dieses Mal vor allem den amerikanischen Bluesmeister Ernie Payne oder die Band um den schwarzen Saxophonisten Fuasi Abdul-Khaliq. „Wäre das Wetter so geblieben wie am ersten Festivalwochenende, hätten wir die 20.000 weit überschritten“, weiß Huke.
Ein Termin für das nächste Festival steht schon fest: Vom 29. April bis 7. Mai 2006 soll dass 13. New Orleans Festival über die Bühne gehen. Ganz oben auf Gerd Hukes Wunschliste stehen die Tex-Mex-Rootsrocker Los Lobos, Tony Joe White, Madelaine Peyroux, Corey Harris, Sherman Robertson & Blues Move, John Lee Hooker jr. & Band und Eric Bibb, um nur einige zu nennen. „Aber fix ist noch nichts“, lacht der Festivalmacher und fügt hinzu: „Denn bisher hatte ich mit meinen Wunschkandidaten selten Glück, ich denke nur an Charlie Watts mit seinem Tentett. Watts rief selbst bei mir an und wollte spielen, aber leider hat es noch nicht geklappt.“ Neben den Auftritten der W.C Handy-Award Gewinner John Hammond, Duke Robillard und James Harman sorgte vor allem der lebensweise Bluesmusiker Ernie Payne – irritierenderweise erst im Herbst seiner Karriere hierzulande entdeckt – für eine stille und umso eindrucksvollere Sensation mit seinem Solo-Auftritt. Ob Ry Cooder und David Lindley wohl Ernie Payne gehört haben, ohne seinen gewichtigen Einfluss auf ihr Spiel je öffentlich eingeräumt zu haben? Viele Indizien sprechen nach Paynes Auftritt in der Wendelsteiner Jegelscheune dafür. Mit Payne hat Wendelstein zweifelsohne einen Blues-Goldfisch aus den Sümpfen Louisianas geangelt. Wer ist nun Ernie Payne? Spätestens seit seiner aktuellen CD „Coercion Street“ zählt der afroamerikanische Country-Gospelblueser Ernie Payne zu den großen späten Newcomern der amerikanischen Szene. Einen Monat, bevor der in Louisiana geborene und in Texas aufgewachsene Feintöner auf Einladung von Ex-Led Zeppelin-Sänger Robert Plant als „support“ für dessen großartige neue Band „Strange Sensation“ auf dem legendären Isle of Man-Festival auftreten sollte, spielte Payne auf dem Niveau von Otis Taylor oder Taj Mahal. Wer das Frühwerk von Ben Harper, John Hiatt (mit Little Village und Ry Cooder) oder Lowell George von Little Feat schätzt, wird die Bedeutung von Ernie Payne schnell einschätzen können. Ein Schlüssel zu Paynes Werk ist das Titelstück seiner aktuellen CD „Coercion Street“. Da porträtiert sich Ernie Payne, nach eigener Aussage Sohn eines gottesfürchtigen Baptisten und einer kreolischen Katholikin, stimmig und unprätentiös selbst: „Ich bin in der Coercion Street geboren, wo Schwierigkeiten, Alkohol-Bottles, Fäuste und Füße, die dich treten, meinen Alltag regierten.“ Und erklärt weiter, wie er seine ureigene Stimme fand: „Ich führte ein Leben zwischen Barhocker, Kirchenbank, freundlichem Händeschütteln und geballten Fäusten. Deshalb traf ich, mir der damit verbundenen Risiken bewusst, meine Wahl: Ich bewährte mich in Straßenkämpfen, spielte Blues Shuffles, vervollkommnete mein Talent.“ Und Payne bekennt weiter: „Mit jedem Schritt kämpfte ich mich geschickter heraus und fand auf diesem Weg meine eigene Stimme.“ Und schlussfolgert schließlich: „Jeder wird geprägt durch seine Taten – und am Ende überlebte ich Coercion Street.“ Natürlich ist Ernie Payne nicht nur ein außerordentlicher Texter und Songschreiber, sonder auch ein hervorragender Instrumentalist. So spielt er gleichermaßen virtuos akustische Gitarren und Dobro – aber insbesondere seine Stimme geht unter die Haut: Seit John Hiatt all sein Herz und seinen Schmerz in den Song „Have a little faith in Me“ legte, hat man kaum einen Sänger so soulvoll singen hören wie Ernie Payne. Reinhold Horn |
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