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Am 20. Mai eröffnete das Polnische Kulturinstitut seinen neuen Sitz mitten im Herzen Berlins – zwischen Museumsinsel und Hackeschem Markt; in einem restaurierten, mit moderner Technik ausgestatteten Altbau. Das Ereignis fand im Rahmen des Deutsch-Polnischen Jahres 2005/2006 statt. Der Andrang war so groß, dass auf der Straße vor dem Institut kein Durchkommen mehr war; die Eröffnungsreden wurden daher kurzerhand auf die im Freien aufgebaute Musikbühne verlegt. Vor der malerischen Kulisse von Spreeufer und Alter Nationalgalerie begrüßten der Polnische Botschafter Dr. Andrzej Byrt, die stellvertretende Berliner Bürgermeisterin Karin Schubert und die Leiterin des Polnischen Instituts Joanna Kiliszek die zahlreichen Besucher. Eine freundliche Geste begleitete die Einweihung des Hauses: An die Gäste wurden Geschirr und Keramik verschenkt, die aus dem polnischen Laden des alten Instituts stammten. Anschließend wurde die Musikbühne ihrem eigentlichen Zweck zugeführt – mit einem Konzert der Jazzband Pink Freud. Dieses Trio gründeten junge Musiker aus Danzig 1998. Die Musik von Pink Freud ist stark von Improvisation geprägt und gleichermaßen von Jazz, Rock, Folk, Trance und Drum&Bass inspiriert. Der Umzug des Polnischen Instituts ist Teil eines aktuellen Konzepts, das die Neuorganisation aller insgesamt 21 internationalen Polnischen Institute umfasst. Der Referent für Öffentlichkeitsarbeit Marcin Zastro|ny erläutert die neue Philosophie: „Anstatt wie bisher alle Veranstaltungen in institutseigenen Räumen durchzuführen, soll verstärkt auf die Zusammenarbeit mit örtlichen Partnern gesetzt werden“. Das Institut funktioniert also wie eine Art Agentur, die die Kunst aus Polen an verschiedene lokale Veranstalter vermittelt und damit verstärkt in die Berliner Kulturlandschaft integriert. Für den Jazz heißt das: Die Gagen der polnischen Musiker werden vom Institut finanziert, die Konzerte finden aber in den Berliner Clubs statt. Die Vorteile liegen für Marcin Zastrozny auf der Hand: „Die Atmosphäre in den Clubs ist besser und wir erreichen auch Jazzfans, die nicht den Weg ins Polnische Institut gefunden hätten“. Verschwimmt so nicht das Profil des Instituts? „Nein, Es geht uns in erster Linie um die Qualität der Kunst; wir wollen die polnische Nationalität gar nicht zu sehr in der Vordergrund stellen“, führt Zastrozny fort. Nur Ausstellungen werden weiterhin im Institut stattfinden. Im Erdgeschoss befindet sich eine Galerie, die an jenem Abend mit einer Installation von Leon Tarasewicz eröffnet wurde. Der Künstler hatte bunt gestreifte Stelen im Raum verteilt, die für Auflockerung und Gesprächsstoff sorgten. Die Berliner Jazzszene darf sich von der Eröffnung des Polnischen Instituts eine Bereicherung des hauptstädtischen Musiklebens versprechen, hat sich doch der Jazz aus Polen einen weltweit exponierten Platz erobert: Die gesamte Nachkriegsgeschichte der Unterhaltungsmusik stand in diesem Land unter dem Zeichen des Jazz. Hier findet auch seit 1956 das Jazzfestival mit der längsten Geschichte in Europa statt, „Jazz an der Oder“. Wichtige, international geachtete Jazzmusiker stammen aus Polen. Kein Wunder, dass der Jazz auch im Programm des polnischen Instituts einen Schwerpunkt bildet: Mit ein bis zwei Konzerten pro Monat ist er weit häufiger vertreten als andere Musikformen. An jenem Abend kamen die Musiker von Pink Freud sogleich in den praktischen Nutzen des kulturellen Austauschs: „Vom Leipziger Jazzfest ist ein Veranstalter hier, der uns spontan zu diesem Festival eingeladen hat“, freute sich Trompeter Tomek Zietek. Antje Rößler
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