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ist die Jazzzeitung eine moralische Anstalt? Niemals. Das riecht nach „Jazz-Polizei”. Denn auf was sind Jazzer denn am meisten stolz? Auf die Freiheit! Frei sein vom Korsett der Noten und Partituren, von den Zwängen konzertanter Aufführungsrituale, frei vom gesamten bildungsbürgerlichen Ballast – manchmal leider auch frei von den Zwängen eines geregelten Berufslebens. Doch auch Jazz hat längst sein eigenes inner- und außermusikalisches Regelwerk entwickelt. Glaubt man gar unserem Kolumnisten Rainer Wein, dann ist Jazz schon längst zur Baukastenmusik verkommen, die mit Kreativität nichts mehr am Hut hat.
Das Problem hat etwas mit Lernen von Jazz zu tun hat. Wie das Kind beim Spiel nach und nach die Regeln desselben entweder selbst festlegt oder von Größeren und Erwachsenen übernimmt, so geschieht das auch beim „Musik-Spielen”. In jungen Jahren kommen Kinder mit Jazzmusik immer noch zu wenig in Kontakt; außer die Lehrerin in der musikalischen Früherziehung ist Jazzfan, oder die Eltern und großen Geschwister leben das musikalisch vor. Doch es gibt Initiativen, die Abhilfe schaffen wollen. In der Musikakademie Marktoberdorf etwa gibt es seit Jahren einen erfolgreichen Zweig von Jugend jazzt: den Workshop Jazz Juniors (unser Berichte auf Seite 10). Die Musiker genauso wie wir Journalisten sind gefordert, Jazzmusik auch zu vermitteln, die Substanz von dem was Jazz ist, an die nachwachsende Generation weiterzugeben. Deshalb finden Sie bei uns neben Kritiken oder dem Konzertkalender auch Berichte über Initiativen wie die Bayerische Lehrer Big Band (Seite 20), oder Notenbesprechungen (Seite 17) und Transkriptionen (Seite 21). Vielleicht lohnt ein Blick auf Seite 11. Dort interviewt die Jazzzeitung ihren German Jazz Trophy Preisträger Wolfgang Dauner. Dieser galt in den 70er-Jahren als „Mozart der Kindermusik” und entwickelte mit Redakteuren des damaligen Süddeutschen Rundfunks TV-Sendungen zur Musikvermittlung – exemplarisch sei der Vierteiler „Glotzmusik” genannt. So etwas vermissen wir im Zeitalter von MTV und VIVA in den Medien – insbesondere in den öffentlich-rechtlichen. Andreas Kolb |
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