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Wenn Sängerin Lilian Vieria mit ihrem betörenden brasilianischen Akzent das Wort „Groove“ nur ausspricht, ist das bereits Musik. Denn sie rollt das „r“ so exzessiv wie sonst nur die Oberpfälzer (wobei das ein anderes „R“ ist…).
Wenn ihre Band Zuco 103 jedoch zu spielen beginnt, steht nicht mehr nur das Wort, sondern der gesamte Begriff „Groove“ im Raum. Und das, obwohl sich die sowieso schon raren Besucher im Leeren Beutel an diesem Abend gleich zu Beginn des Konzerts jazztypisch auf die noch viel rareren Sitzplätze verteilt hatten. Während jedoch Keyboarder Stefan Schmid mit klassischen Rhodes-Sounds auf der einen und modernen Synthieklängen auf der anderen Seite „Brazilectro“-Stimmung aufkommen ließ, knackte Bassist Lesley Kühr dann endgültig die Sitzordnung und brach mit seinen Basslines auch den Willen des konsequentesten Nichttänzers. Zum Glück anders als der vielzitierte „Mainstream“ wie etwa De-Phazz verwenden Zuco ihre elektronischen Sounds nicht als Ersatz, sondern als Erweiterung zu ihren Instrumenten. Was dazu führt, dass man sich eher an die – leider in die Versenkung entschwundenen – „Smoke City“ erinnert fühlt, aber nur bis zu dem Punkt, an dem das Geschehen auf der Bühne in ausgiebige Jams umschwingt. Dann ist Jazz angesagt, was allerdings insofern überhaupt nicht auffällt, als dass sich von der Präsenz der Band nichts ändert. Was zum Glück die sich immer weiter vermehrenden Tänzer vor der Bühne nicht wirklich stört. Was sich leider wieder einmal zeigte: Der Jazz hat ein Nachwuchsproblem. Und zwar nicht auf, sondern, wie es scheint, vor der Bühne. Denn wenn eine Band wie Zuco 103 es selbst in Zeiten des Lounge-Sounds nicht schafft, einen kleinen Club zu füllen, dann kann das nicht an der Band selbst liegen. Denn „Groove“ war genügend da. Sebastian Klug |
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