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Es ist das Instrument aller Instrumente: die Stimme. „Voices“ war das Programm des 6. European Jazztivals auf Schloss Elmau überschrieben, das völlig ohne Urschreitherapie auskam.
Die, die da umgeben von idyllischster Kulisse ihre Stimme erhoben, taten das auf eine Art und Weise, dass sich das Publikum der vier Tage währenden Veranstaltung über einen Mangel an Abwechselung kaum beklagen konnte. Archaische, zwischen arabischer und afrikanischer Klangfärbung changierende Gesänge des marokkanischen Oud- und Guembri-Virtuosen Majid Bekkas gab es da, Klagelieder, die Michael Riessler aus der Renaissance und dem Frühbarock für sich, einen Cellisten und das Vokalensemble „Singerpur“ ins Jetzt holte. Christian Brückner, Robert De Niros deutsche Stimme, gab der derben Poesie von Charles Bukowski plastische Gestalt, Lauren Newton durfte an der Seite von Joachim Kühn die gemäßigte Avantgarde repräsentieren, und das famos arrangierte Thärichens Tentett, Publikumsliebling in Elmau, hatte mit dem femininen, schräg-charmanten Michael Schiefel die Gesangsentdeckung des Festivals in seinen Reihen. Innerhalb des Schwerpunkts „Voices“ wurde das Spotlight besonders auf ein Phänomen gerichtet: aus einem scheinbar unversiegbaren Quell in Skandinavien sprudeln Jazzsängerinnen an die Oberfläche. Vier davon landeten in der Schöpfkelle von Programmgestalter Ralf Dombrowski. Die mit reichlich Lorbeeren dekorierte Norwegerin Rebekka Bakken scheiterte sanft, weil sie sich mit dem Korsett ihrer Songs die Beweglichkeit nahm. Ihre Landsfrau Beate Lech alias Beady Belle dagegen verstand nicht nur, Pop, Jazz und elektronische Grooves auf einen Nenner zu bringen, sie ließ ihren Stücken auch genug Spielraum für Dynamik. Die Dänin Susi Hyldgaard kredenzte geheimnisvoll glitzernde Songjuwelen, in denen das scheinbar Schlichte eine Allianz mit der Raffinesse einging. Die in Dänemark lebende, mit nuancenreicher Stimme gesegnete Schwedin Josefine Cronholm, die manchmal wie eine Waldfee und dann wieder wie ein naives kleines Mädchen wirkte, hauchte mit viel Sinnlichkeit manches ihrer elegischen Stücke zum Ausklang des Festivals aus. Ssirus W. Pakzad |
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