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Wahrlich, ich habe Mr. Super King Khan gesehen, und obwohl seine Ausstrahlung schlicht magisch ist, möchte ich Zeugnis ablegen, auf dass Sie möglichst sterben vor Neugierde. King Khan, der Maharadscha des Soul, Bruder aller Indianer, Voodoo Prediger und Ladies Love in einem, dieser Hans Dampf in allen windschiefen Gassen ist nichts weniger als die Begegnung mit einem Paralleluniversum, in dem die Heimat statt in Depression in Euphorie verfallen ist. King Khan schüttelt auf der Bühne alle lästigen Bedenken mit einem Urschrei ab, wirbelt um das Mikrofon und verfällt in einen hypnotischen Groove, wie wir es seit Little Richard und Wilson Picket nicht mehr erlebt haben. „King Khan and his Sensational Shrines“ sind nicht erst seit ihrer Zusammenarbeit mit Sandra Weckert („Bar Jazz“) das Soul-Jazz-Ding des Jahres. Auf der Bühne bebt der bengalische Dschungel im Takt des Boogaloo. Die Scheinwerfer in den Farben rot, grün und gelb tauchen die elfköpfige Band mit Tigerzahn-Ketten in fiebrigen Glanz. King Khan ist heute Abend im Club Maria in absoluter Hochform. Seine Haare glänzen in perfekt dunklem Seidenlicht, der angedeutete Bart gibt dem Spross indisch-stämmiger Kanadier einen glamourösen Look irgendwo zwischen Gangster, Edelmann und Rock’n’Roll-Halbgott. Ein aufregend durchgeknalltes Mädchen in Tigerbody führt King Khan auf die Bühne und tanzt unablässig an seiner Seite Go-go. King Khan und das Tigermädchen scheren sich keinen Deut um die Berliner Herbstkälte und die Bunker-Stimmung im Maria – sie explodieren einfach: hier, heute und heiß wie Feuer. Sex, Sex, Sex. Das Tigermädchen schmeißt ihre Arme ohne Atempause in die Luft, dreht sich und stachelt den Sänger an. King Khan kurbelt weiter an der Temposchraube. Was Sie bei den Blues Brothers im Kino gesehen haben, hier kriegen Sie es live und ganz real. Immer wenn Sie denken, noch schneller können Sie nicht tanzen, schießt ein neues Bläserriff in Ihre Beine und reißt Sie abermals fort. Die Sensational Shrines kommen weder aus New Orleans noch aus Memphis, sondern aus Kassel, sozusagen „Made in Germany“. Aber der Geist des Sumpflandes ist mit King Khan wild und brodelnd in sie gefahren, holt Abend für Abend das Maximum aus der Band heraus. Die Bläsersektion kreischt, der Organist hämmert stehend in die Tasten und der Gitarrist sinkt mit einem Schlag in die Seiten hinab in den Spagat. Hinter King Khan aber wummert mit faszinierender Geschmeidigkeit der Bass, getrieben vom peitschenden Bann des Uptempo-Rhythmus. Plötzlich eine Schrecksekunde: Die Band verlässt die Bühne, Irritation im Publikum. Die Band kehrt zurück, Erleichterung. Doch wo bleibt Khan? Eine Ansage bittet um Aufmerksamkeit für den „jetzt folgenden Höhepunkt der Show“: Mr. Super King Khan betritt die Bühne! Wahnsinn, King Khan kehrt im Superheldenkostüm mit den großen Initialen „KK“ auf die Bühne zurück und trägt einen Superheldenhelm auf dem Kopf. Die Band heizt noch aufgeregter ein als zuvor, der Superhero des Soul kreischt unter seinem Helm hervor und das Publikum tobt. Es gibt nur einen, dessen unbegrenztes Selbstbewusstsein heute Abend wider die Gravitation deutscher Schwermütigkeit Flammen in uns entzünden und die Müdigkeit triumphierend als Aschenrest am Spreeufer der Flut übereignen kann: King Khan, bengalischer Tiger, Kanadas Stolz, Wahlhesse, last Soul Man Standing. Al Weckert |
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