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wo waren Sie? In Saalfelden oder Fürstenfeldbruck, in Willisau oder Montreux, in München oder Dresden? Sagen Sie mir, auf welchem Festival Sie waren, und ich sage Ihnen, welche „Sorte“ Jazz Sie gerne hören: freie Klänge oder Dancefloor Jazz, Experimentelles oder Prominentes, swingende Grooves oder treibende Two-Beat-Rhythmen. Die Landschaft der Jazzfestivals scheint so bunt wie nie zu sein. Doch das Bild vom blühenden Festivalleben ist trügerisch: Schaut man sich die Programme etwas genauer an, dann ähneln sie sich oft. Fünf, sechs Agenturen und Konzertveranstalter bieten europaweit die gleichen Acts an und der Unterschied zwischen den Festivals beruht fast nur noch in der Auswahl und Anordnung hoch gehandelter Namen. Hier sollen einmal die löblichen Ausnahmen Erwähnung finden.
Bereits im Frühsommer setzte die Triennale mit ihrem Jazz-Konzept einen neuen Maßstab: Gerard Mortier berief Bill Frisell und Mathias Rüegg als künstlerische Leiter eines kleinen aber feinen Jazzfestivals im großen Klassikfestival. „Century of Song“ hieß das Projekt (die Jazzzeitung wird im November ausführlich darüber berichten), das improvisierenden Musikern aus Europa und Amerika Gelegenheit bot, Konzertprogramme ausschließlich für die Triennale zu entwickeln. Ein weiteres Beispiel: Das Menuhin Festival Gstaad vergab einen Kompositionsauftrag für eine Jazzoper an George Gruntz (Bericht Seite 5). Und nochmals sind die Schweizer vorbildlich: Das Lucerne Festival/Moderne beauftragte vier Komponisten – Alexander von Schlippenbach, Mela Meierhans, Jacques Demierre und Bettina Skrzypczak –, für das Quartett Noir (Marilyn Crispell (p) Fritz Hauser (dr) Urs Leimgruber (ts, ss) und Joelle Leandre (b)) zu schreiben. Doch nicht nur die großen, gut betuchten Festivals leisten hier Exemplarisches. Ein Beispiel direkt vor unserer Haustüre ist das ICI ensemble munich. Jedes Jahr lädt das Kulturreferat der Stadt München renommierte Jazzer ein, um für Münchner Musiker zu komponieren und mit ihnen Aufführungen zu erarbeiten. (Jazzzeitung 09/03, Seite 5). Vier Beispiele für 2003, wie viele sind es wohl 2004? Andreas Kolb |
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