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Wer nach dem Tod Benny Carters unter den Größten der Ältesten nach einem Jazzmusiker Ausschau hält, der seine Position als „elder statesman“ einnehmen könnte, wird die Kandidaten an den Fingern einer Hand aufzählen können. Zu den „Ruheständlern“ gehört Artie Shaw. Unter den noch Aktiven wird wohl nun neben dem in der Öffentlichkeit freilich bekannteren Dave Brubeck nun Max Roach verstärkt als Vater, ja als Großvaterfigur wahrgenommen werden. Der bedeutendste unter den Lebenden der frühen Bebop-Ära ist er ohnehin. Sonny Rollins, der nur sechs, aber entscheidende Jahre jünger ist und einst Roachs Quintett angehörte, gehört eigentlich schon zu einer anderen Generation. Max Roach, der sich unter anderem 1944/45 im Orchester Benny Carter einen Namen machte, hob mit Kenny Clarke im Bebop das moderne Schlagzeug-Spiel aus der Taufe und trommelte ebenso einflussreich wie Art Blakey den Hardbop herbei, und zwar mit seinem 1954er Quintett, dem der unvergessene Trompeter Clifford Brown angehörte. Der Jazz verdankt Roach auch (darin waren seine Bestrebungen denen Brubecks ähnlich), dass ungerade Metren seit den 50er-Jahren eine Selbstverständlichkeit wurden. Eines seiner Stücke heißt bezeichnenderweise „The drum also waltzes“. Auch Roachs Versuche mit ungewöhnlichen Besetzungen charakterisieren ihn bis heute als experimentierfreudigen Drummer. Mit seiner „Freedom Now Suite“, an der seine damalige Gattin Abbey Lincoln mitwirkte, setze er 1960 ein künstlerisches Signal für Selbstbestimmung der Schwarzen, und das ist nur eines der vielen Kulturdenkmäler, die der Jazz ihm verdankt. Marcus A. Woelfle |
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