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Jazzzeitung
2003/10 ::: seite 17
rezensionen - noten
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Christoph Hahn: A Taste of Tango, Fidula Verlag, 31 Seiten, €
9,80
12 Stücke für Klavier solo mit malerischen Titeln, die sich
in der musikalischen Umsetzung widerspiegeln. Diese Gestaltungs-Details
zu benennen, kann zu gründlicher Analyse anregen und bleibt dem
Entdeckungsdrang des Einzelnen vorbehalten. So vergnügt man sich
auf jeden Fall mit Titeln wie Tangorilla, Tangondel, Satango, Tangobelin,
Kasachstango oder Tangorbatschow. Die Stücke sind maximal zwei
Seiten lang und dort mit Fingersatz versehen, wo er hilfreich sein könnte.
Teilweise sind die humorigen Tangos vom Blatt spielbar, zum Teil muss
verstärkt geübt werden. Vereinzelt tauchen weite Griffe auf,
die für kleinere Hände leicht entschärft werden können.
Am Ende zeigt ein kleiner Workshop, wie man nach dem Baukastenprinzip
aus einem zweihändigen einen vierhändigen Tango zaubert –
„Aus zwei mach vier!“. Natürlich wird das fertige Ergebnis
gleich mit abgedruckt, das heißt in diesem Heft liegt das Stück
„Tangoliese“ sowohl für zwei als auch für vier
Hände vor. Da lässt sich jederzeit die Entwicklung nochmal
nachvollziehen und übertragen oder beliebig variieren, dem Geschmack
sind keine Grenzen gesetzt. Rhythmisch raffiniert mit teils spektakulären,
knackigen Schlüssen, wie man sie eben vom Tango kennt. Nette Abwechslung
und gute Ergänzung zum Klavier-Alltag. Der Musiker und Pädagoge
Christoph Hahn (Jahrgang 1950) studierte zunächst Kirchenmusik.
Er arbeitete in Rock-, Pop- und Jazzprojekten und komponiert und arrangiert
außerdem E-, U- und Filmmusik.
Uli Führe: Ukulala. Chorlieder für Sopran, Alt, Männer,
Fidula Verlag, 47 Seiten, € 10,80
Lyrisch-heitere, poppige und jazzige Unterhaltung sowohl für Sänger
als auch für Hörer aller Altersgruppen bietet diese Ausgabe
mit 17 Titeln nach Texten von Uli Führe, Robert Gernhardt, Mascha
Kaléko, Christian Morgenstern, Joachim Ringelnatz, Kurt Tucholsky
und aus dem Talmud, von Uli Führe vertont oder gesetzt. Dabei tritt
eine überbordende Ausdruckslust und wilde Laut- und Klangphantasie
zutage. Die Titel sind stilistisch breit gefächert, nicht schwer
gesetzt, die Stimmen unterschiedlich miteinander kombiniert oder aufgeteilt.
Die Chorlieder sind schlicht für jede Gelegenheit gedacht, bei
der gesungen wird, und laden in ihrer Vielfalt zum Ausprobieren ein.
Die Männerstimme wurde grundsätzlich so angelegt, dass sie
sowohl vom Bass als auch vom Tenor bewältigt werden kann –
sehr praktisch, da heutzutage die Männerstimmen in Chören
vermehrt in der Minderzahl sind. Eröffnet wird der Reigen der Chorlieder
von Gernhardts „Nachmittag eines Dichters“: „Horch!
Es klopft. Es klopft an deiner Tür: ‚Mach mal auf und lass
mich rein!‘ ‚Wer da? Wer da?‘ ‚Die Einfallslosigkeit!‘“
Und eben die wird dann herrlich schonungslos im 12/8-Takt in Wort und
Musik zum Ausdruck gebracht: A-hemm… Äh… Äh…
hä… Äh… A-hamm… Ah…,“ bis sie
sich schließlich verabschiedet mit den Worten: „So schön
besang mich noch keiner!“ Ansteckende Musik mit Leichtigkeit und
Tiefgang.
Außerdem von Uli Führe: Er und Sie, Jazzige Madrigale,
Fidula, 32 Seiten, € 9,80
11 Titel nach Texten von Robert Gernhardt. Teils vierstimmiger Satz
(SATB), teils Kanon, Chorfuge oder Blues. Rhythmik, Melodieführung
und Stimmumfang sind ideal für Laien, die Lust am Singen haben.
Was zunächst kompakt und in sich geschlossen aussieht, entpuppt
sich als höchst flexibel und wandelbar: Je nach Bedarf und Voraussetzungen
lassen sich die Titel individuell arrangieren, mit Klavier oder einer
ganzen Rhythmusgruppe, mit Gitarre, Schlagzeug und Bass begleiten, geübtere
Ensembles können improvisieren, Abschnitte können solistisch
besetzt werden, Stimmen können bei Bedarf durch Instrumente ersetzt
werden et cetera. „Erlaubt ist, was die Singenden und Hörenden
annehmen.“ Sehr praktisch gedacht. Und vergnüglich obendrein.
Die Madrigale sind bei Fidula auch auf CD erschienen.
Chris Amelar: Kochbuch für Gitarre (Rezepte für Gitarrentricks,
Effekte und viele andere ausgefallene Techniken), Hal Leonard/deHaske,
56 Seiten, mit CD (35 Min.), 18,95 Euro
Und noch eine Veröffentlichung, die zu kreativem, selbständigem,
eigenschöpferischem, ungewöhnlichem Umgang mit Instrument
und Musik anregt: In diesem Buch wird mit viel Text und Schwarz-Weiß-Fotos
gezeigt und auch erklärt, wie man eine Reihe recht ausgefallener
Sounds mit Hilfe von gewöhnlichen Effektpedalen und einigen unüblichen
Spieltechniken auf der Gitarre erzeugen kann. Tatsächlich ist das
Ganze wie ein Kochbuch mit einzelnen Rezepten aufgemacht: Zuerst werden
die für einen Effekt benötigten Zutaten aufgelistet (also
zum Beispiel welche Effektpedale, welches Plektrum), dann wird erklärt,
wie der Sound vorbereitet und schließlich wie er gespielt wird.
Bilder und Begleit-CD mit 45 Tracks unterstützen den Klangsuchenden
dabei praktisch. Klänge mit Namen wie „Polizeisirene“,
„Rennwagen“, „Türknarren“, „Hubschrauber“
oder „Falsche Slidegitarre“ werden erarbeitet. Die Tracks
klingen zum Teil bizarr und verrückt („Time Warp“)
oder einfach nur verblüffend („Koto“, „Calypso-Trommeln“).
Wie ein Kochbuch eben sein sollte: sehr praktische Anleitung mit vielen
Tipps.
Monika Krämer |