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Lester Young (27.8.1909 Woodville bis 15.3.59 New York), der Prototyp des coolen Musikers, hat lange vor dem Cool Jazz mit verhaltener, vibratoarmer Tonbildung und relaxtem swing musiziert. Sein trockener Sound und weiches Spiel war in den 30er-Jahren, als sein Antipode Coleman Hawkins übermächtiges Vorbild Aller war, unerhört. Ansatzpunkte zu seinem Klangideal lagen allenfalls im Chicago Jazz (Frankie Trumbauer, Bud Freeman). Doch während seiner Zeit bei Count Basie (193640, 194344, später als Gast), der Youngs Stil kontrastierend zu dem des Hawkins-Schülers Hershel Evans einsetzte, errang er als selbst-ständige Stimme Gehör. Seine oft pentatonische Melodik, sein Hupen auf einer Note, seine empfindsamen Balladen glichen nichts Dagewesenem. Der Militärdienst (194446) hinterließ bei dem sensiblen Künstler ein schweres Trauma; die melancholische Komponente in seinem Spät-werk wurde akzentuiert und der Sound fragiler. Young, der auch ein hervorragender Klarinettist war, erhielt von seiner Freundin Billie Holiday den Spitznamen Pres, der seine Stellung als Präsident der Saxophonisten zu unterstreichen. Sein Einfluss war enorm: Charlie Parker beispielsweise (er kam übrigens auch aus K.C.) beherrschte alle Young-Soli auswendig. Besonders vorbildlich wurde Youngs Stil der sanften, leisen Töne im Cool Jazz: (Stan Getz, Jimmy Giuffre). Zur gleichen Zeit gab es aber auch Stimmen, die von Young zwar die melodische Ökonomie und Merkmale der Phrasierung übernahmen, im Übrigen aber eine Young-Variante in laut pflegten (Gene Ammons). Der Mensch hinter der Musik, der Kollegen mit Lady anredete und sich oft eines kaum verständlichen Kauderwelsches bediente, galt als introvertierter Exzentriker. Der gesundheitlich, vor allem vom Alkohol stark Geschwächte starb nach einem vorzeitig abgebrochenen Paris-Gastspiel. Marcus A. Woelfle |
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