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Diese Frau in ihrem Quartett ist schon ein musikalisches Ereignis. In zwei Stunden durchmisst sie mit ihren Mitmusikern eine Welt, die zwischen Folklore und Experiment, zwischen Song und Improvisation pendelt, weder zur einen noch zur anderen Seite sich neigend. Da hat sich eine ganz eigene Musiksprache gebildet.
Doch wie funktioniert die eigentlich? Da sind die Kompositionen von Mário Laginha, die meistens mit ganz einfachen harmonischen Mitteln gebaut und meistens homophon angelegt sind. Sie bilden die Basis für sentimentale Episoden wie für kraftvolle, energiereiche stürmische Strukturen. Auch hier gilt, dass es bei diesen Konstruktionen eine hohe Wandlungsfähigkeit gibt. Die musikalischen Aspekte changieren. Von entscheidender Bedeutung für das Quartett ist die Rolle des norwegischen Percussionisten Helge A. Norbakken. Sein Schlaginstrumentarium kommt ohne Snare, Hi-Hat und Bassdrum aus. Damit fallen automatisch alle Mainstream-Schlagzeug-Stereotypen unter den Tisch. Statt dessen wird zum Beispiel die große Trommel geschlagen, nicht getreten. So kann Norbakken den Grad der Differenziertheit seiner rhythmischen Impulsgeberschaft sehr weit treiben ohne dass ein Hauch von Penetranz fühlbar wird. Etwas abseits, eher unterschwellig ist dagegen die Arbeit des Akkordeons mit Toninho Ferrugati, das mehr zur klanglichen Färbung beiträgt. Und mittendrin eben Maria João, die die Musik tanzt und bewegt: Als eigener Stimm- und Klangkörper. Nicht so entscheidend ist, dass sie ihre Stimme durch alle Register bewegen kann, dass ihre Stimmenvirtuosität im wahrsten Sinne des Wortes halsbrecherisch ist. Das wäre ja nur Wirkung ohne Ursache, also bloß Effekt. Nein, Joãos Gesang berührt durch Flexibilität und Anschmiegsamkeit an die musikalischen Genres, die dieses Quartett jenseits musikalischer Kulturen von Brasilien oder Portugal entwickelt und ihnen doch immer verbunden bleibt. Martin Hufner |
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