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Das erste Highlight der 18. Ingolstädter Jazztage hatte mit Jazz reichlich wenig zu tun: Mit den Revival Bands der Supremes und der Temptations lockte man jedoch eine Menge Publikum. Etwas langweilig geriet Pete Yorks stromlinienförmiger Tribut Hello Satchmo. Jazz in den Kneipen führte dann endlich zum lebendigen Pulsschlag der improvisierten Musik. Im Diagonal wartete Donald Harrison Jr. mit einer multikulturellen Mischung aus Postbop, New Swing, Mardi Gras und Rap auf. Intime Duos fanden sich im Ölbaum mit Patrice Fisher und Betsy Braud, im Lemon mit Kim Prevost und Bill Soley. Heiße Atmosphäre erzeugten im Daniel die starken Stimmen von Jeanne und Karen Carroll wie auch in der Neuen Welt Larry Garners gitarrenbetonter Urban Blues. Heimliches Highlight der Jazztage: Das Thomasz Stanko Quartet Ambassador. Stankos melancholische Neugier und seine höchst eigenständige Tonbildung zeigen ihn als einen der kreativsten Trompeter unserer Tage. Mit dem Ellis Marsalis Quartet samt der souveränen Posaune von Sprössling Delfaeyo konnte die Zusammenarbeit der Ingolstädter mit dem New Orleanser Jazzfestival erfolgreich fortgesetzt werden. Klaus Doldinger und Ellis Marsalis überreichten den beiden Schülern Nick Flade und Dominik Kögler je ein Stipendium fürs Louis Armstrong Summer Jazz Camp. Bei der nächtlichen Jazzparty rieb Andy Summers seinen spröden Fusiongitarrensound mit liebevoller Hingabe am querköpfigen Vermächtnis von Thelonious Monk und Charles Mingus. Elektrotrompeter Nils Petter Molvaer vereinte derweil reichlich laute psychedelische Dancefloor-Grooves mit oszillierenden Sounds zu lang anhaltenden Klanggewittern. Weit bodenständiger ließ dagegen die Joe Crown Organ Combo down and dirty den Blues erklingen. Die zweite Jazzparty bot dann Gelegenheit, den Spagat zwischen New Orleans und Funk auszureizen. Im Restaurant hielt zunächst E-Bass-Derwisch Victor Bailey seine Fans mit energiegeladener Fusion in Atem. Danach heizte der tiefschwarze afrikanische Funk von Manu Dibango (siehe unser Foto) ein. Nur wenig von dessen differenziertem Ideenreichtum übertrug sich auf den recht simplen Partyfunk der Funky Brotherhood, die nichtsdestotrotz bis in den frühen Morgen hinein die Puppen tanzen ließ. Auf der New Orleans Stage im Trivasaal verwöhnte Ellis Marsalis die Puristen mit flüssig perlenden Standards, danach das Astral Project mit zeitgemäßen Improvisationen. Tobias Böcker |
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