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Die Freude ist Manfred Rehm förmlich anzusehen. Der sonst eher ruhige und beherrschte Impressario des Neuburger Birdland Jazzclubs gerät richtiggehend ins Schwärmen, wenn das Gespräch auf den clubeigenen Bösendorfer Flügel kommt. Gelobt wird die Qualität des Instruments auch im Pianistengästebuch des Clubs: A wonderful piano! (Benny Green), Best piano (Kevin Hays), edelster aller Flügel (Joe Kienemann) Superlative, die sich auf eine ausgezeichnete Klangqualität beziehen, die gerade im Jazzkontext zum Tragen kommt.
Rehm weiß um sein Kapital: Die Musiker wissen, dass hier ein großartiger Flügel steht. Das spricht sich herum. So bekommt man immer mal wieder große Pianisten zu Konditionen, die auch ein kleiner Club realisieren kann, weil sich die gerade auf Tourneen freuen, wenn sie ein gutes Instrument bekommen. Auch die Amerikaner wissen mehr und mehr die Qualitäten eines europäischen Spitzenflügels zu schätzen. Seit zehn Jahren steht der Bösendorfer 200 nun im Keller unter der Hofapotheke in Neuburgs Altstadt. Pflege und Wartung des Instruments sind aufwändig, im Winter sorgt die Fußbodenheizung für trockene Luftverhältnisse, im Sommer muss jedoch permanent ein Luftentfeuchter betrieben werden, um die Atmosphäre im Gewölbe den Bedürfnissen des Instruments anzupassen. 56 Konzerte der Reihe Art of Piano haben inzwischen stattgefunden, unter anderem mit Marc Copland, Bob Degen, Enrico Pieranunzi, Michel Petrucciani, Brad Mehldau und Ahmad Jamal, das erste im September 1991 mit Larry Porter. Letzterer hatte seinerzeit auch die Endauswahl unter den fünf Flügeln getroffen, die Oscar Peterson bei einem Wienaufenthalt in einer Vorauswahl im Hause Bösendorfer dem Club empfohlen hatte. Zunächst hatte der Club ein Instrument aus einer anderen renommierten Werkstatt ins Auge gefasst, sieben von zehn eigens befragten Pianisten hatten allerdings dem Bösendorfer vor der Marke mit dem S den Vorzug gegeben. So wählte man den jetzigen Flügel aus, der jedoch ohne das großzügige Engagement des Mäzenaten Fritz von Philipp, der Stadt Neuburg sowie des ehemaligen Chefs der Firma Piano Olbrich nicht nach Neuburg gekommen wäre. Zum Zehnjährigen suchte der Club nun erneut Kontakt zu Bösendorfer. Das Wiener Pianohaus hat seinerseits zunehmend Interesse an Musikern aus dem Jazzbereich; so fand Geri Allen über Neuburg Kontakt zu den Pianobauern, bei denen sie inzwischen Vertragskünstlerin ist. Nicht nur die Donau verbindet Neuburg mit Wien: Birdland und Bösendorfer einigten sich jetzt auf eine regelmäßige Zusammenarbeit in der Veranstaltung der Reihe Art of Piano. Als nächste stehen Paul Kuhn (7.9., 20.30 Uhr) im September sowie Hank Jones im Januar auf dem Programm. Die Zukunft der Jazzstadt Neuburg hat mit der Kooperation ein weiteres qualitativ hochwertiges Standbein bekommen. Tobias Böcker |
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