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Wenn das kein Ereignis war: Pops und der Duke für zwei Tage im Studio vereint! Ich habe mir erlaubt, vor dem Abhören der beiden CDs dieses Gipfeltreffens, wie es die Herausgeber getauft haben, die einschlägige Literatur zu konsultieren: Ihr einhelliger Tenor ist zurückhaltend bis negativ, die verpasste Gelegenheit nämlich Louis mit dem Ellington-Orchester aufzunehmen wird bejammert, doch säuerlich eingeräumt, diese einzige dokumentierte Begegnung sei immer noch besser, als wenn sie sich gar nie getroffen hätten. Die klingenden Tatsachen jedoch, die wir der Geistesgegenwart des Produzenten Bob Thiele verdanken, strafen alle
Beckmesser Lügen: Was wir hier vor uns haben, ist nichts weniger als die nach Jazzmaßstäben letzte
wirklich bedeutende Aufnahme Armstrongs und zugleich ein deutlicher Verweis auf den Klavierstilisten Ellington, der
einem Monk in nichts nachstand was er im folgenden Jahr auf Money Jungle eindeutig klarstellen
sollte.
Einige Kritik haben die anderen Musiker dieser Session einstecken müssen, aber wer würde neben diesen Giganten nicht alt aussehen? So gesehen, ziehen sich Trummy Young und Barney Bigard, der als einziger langjährige Erfahrung mit beiden Bandleadern vorzuweisen hatte, ziemlich elegant aus der Affäre. Auch an Mort Herbert (bass) und dem Hawaiianer Danny Barcelona (drums), als deren beste Aufnahmen diese gelten, gibt es nicht das Geringste zu mäkeln. Begeisterung löst der Klang der CDs aus: Die Neuabmischung der originalen Dreispurbänder hätte nicht räumlicher und luftiger ausfallen können. Mein einziger Einwand gegen diese Ausgabe: Die zweite CD The Making Of... werde ich mir wahrscheinlich nie wieder anhören. Da die Track-Markierungen ungeschickt platziert wurden, muss man sich durch minutenlanges Gerede und mehrere Fehlstarts hindurchquälen, um zu den Alternativfassungen vorzustoßen. Obwohl die nächsten beiden Platten in keiner Ellington-Empfehlungsliste auftauchen, bieten sie in ihrem unverkrampften business-as-usual-Tonfall einen attraktiven Seiteneingang zum Ellington-Universum; für die Fixsterne darin haben wir schließlich das ganze Leben Zeit. In seinem Ellington-Buch verurteilt Hans Ruland die Platten, die der Duke in den Sechzigern für Frank Sinatras Reprise-Label aufnahm, in Bausch und Bogen als harmlos, ja ausgesprochen verunglückt. Dieser Einschätzung kann ich nach zunächst vorsichtigem, dann zunehmend begeistertem Verfolgen dieser CD ganz und gar nicht folgen. Rulands Wertung muss weitgehend auf anderen Alben fußen diesen hier sind allenfalls irreführende Titeleien vorzuwerfen: Der Afro-Bossa ist in Wahrheit ein Bolero, und das Konzert auf den Jungfrauen-Inseln mag zwar stattgefunden haben, die gleichnamige Platte besteht jedoch eindeutig aus Studioaufnahmen. Die Musik indes lässt keine Wünsche offen. Anders als bei Konzertmitschnitten der Sechziger (oder den zahlreichen
Suiten-Kompositionen jener Jahre) beschränken sich die ausschließlich von Ellington oder seinem Sidekick
Billy Strayhorn komponierten Nummern auf das Drei-Minuten-Format und jeweils einen gefeatureten Solisten. Ob der Trompeter
und Stratosphären-Noten-Spezialist Cat Anderson, der Weltmeister des sinnlichen Altsaxophons Johnny Hodges, die
nostalgischen Reiz verbreitende Geige von Ray Nance oder der stets unterschätzte Klarinettist Jimmy Hamilton
(um nur wenige Beispiele herauszugreifen), alle kommen ohne Umschweife auf den Punkt und zeigen, was in ihnen steckt.
Die Far East Suite einer der angesprochenen Fixsterne markiert die letzte vollendete
Zusammenarbeit des Duke mit seinem musikalischen Partner und Alter Ego Billy Strayhorn, der fünf Monate nach
den Aufnahmen verstarb. Die wichtigsten Solisten des Duke bekamen alle ihr eigenes Feature: Tenorist Paul Gonsalves zeigt uns den Tourist Point Of View, Jimmy Hamilton singt auf seiner Klarinette wie der Bluebird of Delhi, Hodges führt auf dem rockigen Blue Pepper die bluesige Seite seines Könnens vor, Harry Carney childert Agra auf dem Baritonsaxophon, und Ellington höchstselbst bringt den Rausschmeißer Ad Lib On Nippon mit einem trocken-dissonanten Klaviersolo in Fahrt. Mátyás Kiss Diskografie
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