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Jazz unterm großzügig aufgespannten Baldachin städtischen Kulturengagements? Mit diesem Bild hätte man sich beim offiziellen Empfang im Reichssaal des Alten Rathauses durchaus anfreunden können. Richard Wiedamann gab sich mit seiner Rabo Swing Maschin selbst das Ständchen in historisch gediegener Kulisse, ließ es sich aber auch nicht nehmen, den offiziellen Dankesbezeugungen zur 20. Ausgabe dieses Regensburger Erfolgsartikels mit einigen nachdenklichen Tönen zu antworten, auf verpasste Chancen beim städtischen Umgang mit dem Jazz hinzuweisen und dann seinen Rückzug aus der künstlerischen Leitung bekannt zu geben. Lange genug habe er die Fäden in Sachen Jazzweekend zusammengehalten, nun sei es auch aus gesundheitlichen Gründen an der Zeit, die Verantwortung in neue Hände zu geben. Im September sollen die Gespräche über die Zukunft des Weekends in die entscheidende Phase gehen. Fest steht vorerst nur, dass für das kommende Jahr am Termin im Juli festgehalten wird. Die inhaltliche Vorarbeit ist in jedem Fall getan, davon konnte man sich bei dieser 20. Auflage überzeugen. Internationale Akzente, wie sie schon der Auftakt im Gewerbepark außerhalb der Altstadt geboten hatte, waren etwa beim Auftritt des zufälligen Quintetts von Jazzenthusiasten, der polnischen Formation O.K.E.J. zu bestaunen: Anfangs noch etwas zurückhaltend steigerten sich die fünf jungen Musikstudenten aus Breslau in einen mitreißenden Spielrausch und überzeugten auch mit eigenständigen Arrangement. Ebenso beeindruckend die schottische Variante des Funkjazz, die von Bug & Friends rund um den fabelhaften Gitarristen Graham Stephen mit einer Mischung aus existenzialistischer Strenge und keltischer Melancholie aus Aberdeen an die Donau herübergeholt wurde. Daneben natürlich auch Bewährtes, aber nicht minder Qualitätvolles, etwa von den Mind Games oder vom Summit Jazz Orchestra in blendender Spiellaune und mit einer überragenden Annette Frank als Gast am Gesangsmikro. Was das Weekend aber auch abseits des Mainstream zu bieten hat, demonstrierte der Klavierklangerkunder Klaus Treuheit im Trio mit Klaus Füger am Bass und Walter Bittner am Schlagzeug. Mal nachdenklich die Grenzen des freien Spiels zu dritt abschreitend, mal explosiv die eigene Stimme erhebend, sorgten sie für eine dem touristisch gefälligen Ambiente des fürstlichen Schlosscafés konsequent den klanglichen Baldachin verweigernde Herausforderung des Hörens. Noch ein Bild, mit dem man sich anfreunden könnte. Juan Martin Koch |
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