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Jazzzeitung

2010/04  ::: seite 6

berichte

 

Inhalt 2010/04

Inhaltsverzeichnis

STANDARDS

Editorial / break / Nachrichten aus der Jazzszene / kurz, aber wichtig Jazzlexikon: Hank Jones


TITEL -
Ein Haus für den Jazz in Rom
Junge Hamburger Musiker auf Italienreise


DOSSIER - Jazzgeschichte. I remember Bill
Vor 30 Jahren verstarb der Pianist Bill Evans


Berichte

18. Augsburger Jazzsommer 2010 // „Jugend jazzt“ für Jazzorchester mit dem Škoda Jazzpreis // Festival Jazz an der Donau im Jahr 2010 // Jazzopen Stuttgart 2010 // Jazz Sommer 2010 im Hotel Bayerischer Hof // Bayerisches Jazz-Weekend 2010 // Südtirol Jazzfestival


Portraits

Jason Moran & the Bandwagon // Frank Chastenier // Die dänische Sängerin Sinne Eeg // Charlotte Ortmann // Thomas Quasthoff // Über den Tenorsaxophonisten Booker Ervin // Fritz Rudolf Fries zum 75. Geburtstag


Jazz heute und Education
Dresdens Hochschule für Musik baut die Förderung künftiger Jazz-Musiker aus // Ein Interview zum Jazz in Deutschland mit Joe Viera // Abgehört: Wayne Shorters Solo über „Wildflower“

Rezensionen und mehr im Inhaltsverzeichnis

Neue Partner – Neue Wege

Jazzopen Stuttgart 2010: Crossover mit viel Jazz

Über 14.000 Zuschauer sahen während des zehntägigen Festivals vom 16. bis 25. Juli 2010 mehr als 50 Acts auf 5 Bühnen. Das Crossover-Programm bot sein typisches dem „open“ verp?ichtetes Kaleidoskop aus Jazz, Pop und Klassik. Mit im Boot sitzt seit diesem Jahr neben Mercedes Benz als neuer Hauptsponsor die Sparda-Bank Baden-Württemberg, nachdem die Landesbank Baden-Württemberg als Sponsor ausgeschieden war. Wieder war die Nachwuchsförderung groß geschrieben: Die im Wettbewerb playground BW durch eine Jury ausgewählten Bands spielten an sieben Festival-Abenden im Vorfeld der Hauptacts. Ausgewählt waren die Bands Simon J. Petersen, Double View, Limanya, Goldstaub, Samuel Jersak Trio, Julian Moehring Trio und Kate Leahy. Mit den eintrittsfreien Veranstaltungen „Jazz für Kinder“ am ersten Festivalsonntag und der Veranstaltung „Jazz for Kids“ am letzten Veranstaltungssonntag konnte die nachwachsende Zuhörerschaft tatkräftig an das künftige musikalische Geschehen des Jazz herangeführt werden.

Dauner (li.) trifft Doldinger. Foto: Reiner Pfisterer

Bild vergrößernDauner (li.) trifft Doldinger. Foto: Reiner Pfisterer

Bereits am Eröffnungsabend des Festivals wurde mit der extatischen wie jazzigen Performance von „Earth, Wind & Fire“ – den Bühnendinosauriern im 40. Bühnenjahr – in der Porsche-Arena der erste atmosphärische Höhepunkt gesetzt. Das Publikum stimmte mit ein als die zwölfköp?ge Band um Philip Bailey (Vocals, Percussion, Kalimba), Verdine White (Bass Guitar) und Ralph Johnson (Vocals, Percussion) in ihrem einzigen Deutschlandkonzert Evergreens wie „Shining Star“, „Kalimba Story“, „Reasons“, „Fantasy“ und „Let´s Groove“ performte und es bedankte sich bei der Band mit Standing Ovations für den unglaublichen Gesang von Philip Bailey: Er hatte das Publikum mit seiner fünf Oktaven umfassenden Stimme in die höchsten Höhen mitgenommen.

Die anschließenden beiden Konzerte im BIX Jazzclub waren mit ihren Deutschlandpremieren die Vorboten der internationalen Newcomer und Jazztrendsetter, die den Zuhörern auf diesem Festival im weiteren Verlauf begegnen sollten. Mit der Entertainerin Camille O´Sullivan und der Sängerin Gretchen Parlato hatten die Festivalmacher ein feines Händchen bei der Auswahl der Sängerinnen für das Festival bewiesen.

Am Abend darauf gab Curtis Stigers eine beeindruckende Performance im BIX Jazzclub und eroberte sein Publikums wieder einmal neu. Der BIX Jazzclub war das eigentliche Herz des Jazzfestivals. Hier waren an weiteren Tagen zu hören: Die Sängerinnen Verena Nübel mit ihrem Quartett und Robin McKelle mit der Deutschlandpremiere ihres Albums „Mess Around“. Die poetische holländische Saxofonistin Tineke Postma präsentierte mit ihrer Band ihr neues Album „The Traveller“. Der Echopreisträger Bassist und Songwriter Helmut Hattler, feat. Fola Dada (vc) wartete mit seiner Deutschlandpremiere des neuen Albums „Best Cuts“ im Vorfeld der Veröffentlichung auf. Diese legendäre Formation mit Torsten de Winkel (guit.) und Oli Rubow (dr) präsentierte coolen Clubsound, Psychedelic Pop und Nu-Jazz der besten Art, eingebettet in den Klang der wundervoll soulig-samtigen Stimme von Fola Dada. Das Downsouth Trio, feat. Alexandra Mayr (vc) brachte durch die Stile Hip-Hop, Soul und Electronica inspirierte Musik mit. Zwei Leckerbissen des männlichen Stimmfaches im Jazz traten am 21. Juli 2010 in Erscheinung. Mit Jeff Cascaro und José James präsentierten sich auf der intimen Festivalbühne die erstaunlichsten Jazz-Stimmen des Jahres. Jeff Cascaro präsentierte als Shooting Star des deutschen Vocal-Jazz Teile seines neuen Albums „The Soul of Jeff Cascaro“. José James zelebrierte im aufgeheizten Festival-Club die erotisch-geladene Performance seines Titels „In the darkness we make love“. Mit dem Konzert von Mic Donet – dem Multitalent und Münchner Stimmwunder, der mit seinem erstaunlichen Stimmspektrum und Charisma eine Zeitreise zurück in die Motown-Ära der 70er-Jahre mit Titeln aus seinem neuen Album „Plenty of Love“ gestaltete – schloss der diesjährige Konzertreigen der Geheimtipps, Trendsetter und Shootingstars des BIX.

Für die Fans von Wolfgang Dauner, dem Stuttgarter Jazzpianisten, wurde mit der Premiere von „Dauner´s Salon“ am 5. Festivaltag ein besonderes Konzert-Highlight in das Festival eingebunden: „Dauner around – around Dauner“. Die ungewöhnliche Besetzung mit vier Schlagzeugern aus vier Generationen (Alphonse Mouzon, Wolfgang Haffner, Obi Jenne u. Florian Dauner) ließ bereits im Vorfeld Ungewöhnliches erwarten. Nach Dauners solistischem Klavier-
opening über das Gershwin-Thema „Pet-ronella Don’t Change“ erspielte er sich, in den Duetten mit Jean-Luc Ponty („Drachenburg“ und „Jig“) und Klaus Doldinger („In a sentimental mood“) und einem Trio („Raga Yagapriya“) für zwei Schlagzeuger (F. Dauner, W. Haffner) und Klavier eine begeisterte Zuhörerschaft. Im sich anschließenden Quintett mit dem Drummer Alphonse Mouzon und dem Bassisten Wolfgang Schmid gab es eine Rückerinnerung an die Zeiten des Fusion Jazz mit dem Titel „Hong Kong Fu“. Nach der Pause versetzten seine Freunde und Wegbegleiter der ersten Stunde – Klaus Doldinger und Manfred Schoof – die Zuhörer mit den Titeln „Old Friends“, „Wendekreis des Steinbocks“, „Yellow Cab“ und „Horizons“ zurück in die Zeiten der Entstehung des europäischen Jazz. Dauner, der Pianist und Komponist, erfüllte sich in wechselnder und steigernder Besetzung seinen abschließenden Herzens­wunsch: das Konzert?nale mit vier Schlagzeugern und dem Tutti der Solisten unter dem Titel „Trans Tanz“. Dem Jubilar stand am Ende ein erfreutes und bewegtes Publikum in lang andauernden Standing Ovations gegenüber.

Durch die Integration der Verleihung der „German Jazz Trophy“ in das Festivalprogramm der Jazzopen 2010 – an dem eigens anlässlich des zehn­jährigen Jubiläums der Preisverleihung vorgesehenen Veranstaltungstag – wurde das Festival um einen jährlich retournierenden neuen Höhepunkt bereichert. So erhielt am 25. Juli,dem Abschlussabend des Festivals, der französische Pianist Jaques Loussier, der mit seinen Interpretationen klassischer Werke von J.S. Bach die Verbindung von Jazz und Klassik populär gemacht hatte, diese Auszeichung im Alter von 75 Jahren. Nach frenetischem Beifall des midaged Publikums gab er lächelnd seiner Bewegtheit mit den Worten Ausdruck: „Wissen Sie, es ist der erste Preis, den ich für meine Arbeit erhalte“.

Christina Calla

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