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Mit großen und kleinen Bussen, mit PKWs oder mit dem Zug reisten am 25. Juni 2010 in Bingen von Wismar bis Böblingen, von St. Wendel bis Radeberg mehr als 350 Teilnehmer der 8. Bundesbegegnung „Jugend jazzt“ an. Bei heißem Sommerwetter trafen sich erstmalig die großen Jazzformationen, zugleichwurde der Škoda Jazzpreis ausgetragen.
Den Wettbewerb eröffnete am 26. Juni 2010 um 9 Uhr die Big Band der Kreismusikschule Mühlhausen Johann Sebastian Bach unter der Leitung von Christian Rangnick. Vor vollen Rängen im Musiksaal des Gymnasiums präsentierte die Band aus Thüringen Standards und Eigenkompositionen, während die Band „Big Brass“ aus Brandenburg in der Aula den Soundcheck machte. Fortan setzte eine regelrechte Wanderbewegung ein. Im fliegenden Wechsel im Stefan George Gymnasiums mit einem malerischen Blick auf den Rhein präsentierten sich im Halbstundentakt die 14 Jazzorchester. Voll sichtlicher Freude an der Big-Band-Musik spielten die jungen Musiker vor der Expertenjury auf. Marko Lackner, der in Würzburg Big-Band-Leitung und Komposition/Arrangement lehrt, stand der Jury vor. Er wurde von seinen aufmerksamen Kollegen, den Dozenten Manfred Bründl, Michael Küttner und Jesse Milliner, dem Big-Band-Leiter Adi Becker sowie dem Musikjournalisten Klaus Mümpfer unterstützt, die aus den 14 Bands die sechs Finalisten ermittelten. Die Stücke erstreckten sich von Big Band Standards über Eigenarrangements bis hin zu bisher unbekannten Eigenkompositionen oder Kompositionen zeitgenössischer Musiker. Der Renner des Tages war dabei „Hay Burner“ von Sammy Nestico. „Das verfolgt mich“, kommentierte ein Zuhörer, „dieses Stück habe ich bisher in jeder Big Band gehört“. Soli, ob gekonnt oder auch noch recht rudimentär, wurden vom fairen Publikum ebenso wie die vorgetragenen Werke mit viel Applaus bedacht. Ausgeschrieben war der Wettbewerb für „Jazzorchester“, also auch für alle Jazzformationen, die nicht einer „klassischen Big Band“ entsprechen. So variierte die Besetzung auch von der für eine Big Band noch unvollständigen Formation von „Think Big“ aus Hamburg bis hin zu einer Instrumentierung von Violinen, Querflöten und Klarinetten, wie bei der Big Band des Humboldt-Gymnasiums aus Radeberg in Sachsen. Einige Bands würzten ihr zwanzigminütiges Programm mit Gesangsstücken, vornehmlich vorgetragen von engagierten Sängerinnen. Nach der Verkündigung der sechs Finalisten am Abend auf dem Jazzfestival „Bingen swingt“ durch Hugo Strasser warfen sich die jungen Musiker ins Festivalgetümmel, während ihre Bandleiter den Tag auf einem Empfang der Bürgermeisterin mit Blick vom Balkon auf „Bingen swingt“ ausklingen ließen. Die sechs Finalisten präsentierten sich am Sonntag im voll besetzten großen Saal des Rheintal Kongress Zentrums auf der großen Bühne. „Ich bin erstaunt über das hohe Niveau heute“, stellte Sänger und Juror Tom Gäbel fest, der im Rahmen des Škoda Jazzpreises Proben und einen Auftritt mit den „IKS Swing Kids“ aus Hessen durchführte. „Big Bands spielen eine exorbitant große Rolle für die Entwicklung von Musikern heute“, bekannte Gäbel im Interview mit dem Moderator Ulf Drechsel. Auch Till Brönner, der den „Peter Herbolzheimer Preis“ und den „Till Brönner Preis“ im Rahmen des Škoda Jazzpreises durchführte, stellte fest, dass er „ohne eine Förderung wie diese“, in seinem Fall vor allem ohne das Bundesjazzorchester, „nicht da sei, wo er heute sei“. Diese Einschätzung teilt auch der Präsident des Deutschen Musikrats, Martin Maria Krüger: „Jugend Big Bands haben in der heutigen Zeit mit der Zunahme der Ganztagsschulen eine immer größere Bedeutung. Sie vermitteln in besonderer Weise eine ursprüngliche Lebensfreude. Die Bundesbegegnung ‚Jugend jazzt‘ wird hoffentlich motivierend auf die schätzungsweise 20.000 Schüler wirken, die in Deutschland in Jazzorchestern musizieren“, äußerte er im Interview nach der Veranstaltung, die im Wesentlichen durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, den Deutschlandfunk und durch Škoda ermöglicht wird. Die Bundesbegegnung „Jugend jazzt“ endete mit Preisen und Urkunden für alle Beteiligten, die von Sponsoren wie dem Kurt Maas Notenversand, „Drums only“, der Union Deutscher Jazzmusiker und den veranstaltenden Partnern, dem Landesmusikrat Rheinland Pfalz, der Deutschen Jazz Föderation, der Landesarbeitsgemeinschaft Jazz Rheinland-Pfalz, der Stadt Bingen, dem Deutschen Musikrat und last but not least Škoda vergeben wurden. Zudem verkündete Christoph Ludewig von Škoda spontan die Verleihung eines vierten Jazzpreises an die Berliner Big Band der Musikschule Charlottenburg JayJayBeCe, um die Interpretation von Berliner Komponisten in hoher Qualität angemessen zu würdigen. Der Leiter des Yellow Tone Orchestras des Musikgymnasiums Montabaur in Rheinland-Pfalz nahm aus den Händen von Gisela Herbolzheimer den Peter Herbolzheimer-Preis entgegen. Sie stellte ergriffen fest, dass Till Brönner ein würdiger Nachfolger zur Durchführung des Workshops sei, den eigentlich ihr erst kürzlich verstorbener Mann dirigieren sollte. Till Brönner wird auch Proben und einen Auftritt mit der Big Band des Gymnasiums Berenbostel leiten. Vom 22. bis 26. Juni 2011 messen sich wieder Jazzensembles im Wettstreit der „9. Bundesbegegnung Jugend jazzt“ in Dortmund. Leonie Schönbohm |
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