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Der Weg führt durch eine Allee von Kugelrobinien, vorbei an botanischen Klein-idyllen, dann rechts ab zum Rosengarten. Hier, umgeben von Blüten, Duft und sattgrünen Bäumen, steht der nach allen Seiten offene Rosenpavillon: ein einmaliger Ort für ein jährliches Event, den inzwischen bestens renommierten Augsburger Jazzsommer. Bereits anno 1993, im zweiten Jahr seines Bestehens, zog das damals auf zwei Konzerte beschränkte „Festival“ im Event-Gefolge des inzwischen ausgestorbenen Augsburger Sommertheaters vom Seminarraum in den zehn Hektar großen Botanischen Garten. Das Theater hörte auf, die swingenden „Sommernachtskonzerte“ blieben und wuchsen auf fünf, dann zehn, schließlich auf fünfzehn Termine an. Auch der Interpretenkreis erweiterte sich: spielten anfangs höchstens überregionale
Gruppen – Teilnehmer der ersten Stunde waren etwa Harald Rüschenbaum
oder das Joe Kienemann Trio – kam bald internationales Format dazu.
Schon 1995 war der „Augsburger Jazzsommer“ zu dem bis heute
bestehenden Jazz-Triptychon ausgereift: den „Brunnenhofkonzerten
im Zeughaus“ mit Dixieland und Swing, der Reverenz an das Jazz-Potential
in und um Augsburg mit Konzerten in städtischen Locations und eben
dem Botanischen Garten mit seiner – selbst im Schlechtwetter-Refugium
Glashaus - einmaligen Atmosphäre für Gastspiele von Monty Alexander,
Brad Mehldau, Steve Kuhn, Randy Brecker, Dave Liebman, Enrico Rava oder
McCoy Tyner. Der Auftritt der 71-jährigen Jazzlegende Tyner, Pianist
des John Coltrane Quartet, war krönender Abschluss des diesjährigen
Festivals, das einen weiten Bogen spannte von Kurt Ellings wunderbar
vielseitigem, poppig angehauchtem Jazz-Gesang, Chico Freemans multistilistischem
Schillern bis zu Nicolas Simions „Transsylvanian Jazz“, einem
jazzigen „Crossing“ durch Balkan-Folk, Klezmer von Hora bis „Oriental
Groove“ und einer Prise Klassik, oder dem nordischen Klassikjazz
des Ketil Bjørnstad Trio. Eine große Bandbreite im Programm
ist Festivalgründer und -leiter Christian Stock wichtig. Der Augsburger
ist selbst exzellenter Kontrabassist und entsprechend verankert in der
Szene. Diese Beziehungen und die, vielleicht aus Stocks eigenen Erfahrungen
resultierenden, ausgezeichneten Spiel- und Aufenthaltsbedingungen für
die gastierenden Musiker verschafften dem Augs-burger Jazzsommer sogar
jenseits des Atlantik einiges Renommée: „Das Festival hat
sich in New York sehr gut rumgesprochen“, weiß Stock. Inzwischen
kommen die Agenturen der Jazz-Elite zum Teil auf den künstlerischen
Leiter zu. Auch der Radius der Besucher wird größer: bis aus
Mailand und Zürich kommen Bestellungen. Trotzdem organisiert Christian
Stock das einmonatige Festival, abgesehen von den helfenden Händen
bei der Durchführung, immer noch allein. Stephanie Knauer |
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