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Da ist ihm ein dicker Fisch an die Angel gegangen. Mit Arbors Records gelingt Uwe Leibers Vertrieb jazz-network.com endlich der lang ersehnte und in mühsamer Kleinarbeit in die Wege geleitete Sprung über den großen Teich. Eines der wichtigsten US-amerikanischen Labels für Mainstream und Swing findet damit in Deutschland einen Vertriebspartner, der sich in den letzten Jahren mit Energie und Liebe zur Sache ein beachtliches Standing in einem wahrlich schwierigen Feld erworben hat (siehe Gespräch in der Jazzzeitung 3/04). Nun sei die Zeit reif, die Ausrichtung zu internationalisieren, meint Tausendsassa Leiber und macht sich daran, neben deutschen verstärkt auch europäische, US-amerikanische und japanische Produktionen und Labels in den Blick zu nehmen. Fertige Verträge liegen neben Arbors mit Caber Music aus Schottland vor, Gespräche führt man von Stuttgart aus derzeit auch mit mindestens zwei skandinavischen Labels. „Ein bisschen marktgerechter“ möchte sich jazz-network.com verhalten. Man könne nicht umhin, auf die veränderte Marktsituation zu reagieren: „Ich kann nicht nur Avantgarde machen.“ Es sei zudem wichtig, den Import mit etwas zu beginnen, was ein gewisses Maß an Masse verbürge. Arbors Records sei da mit inzwischen 300 Produktionen – von denen immerhin 200 lieferbar sind – „ein Schwergewicht für unseren Katalog“. Andererseits ergebe sich mit größeren Importmengen die Gelegenheit, auch kleinere feine Sachen ins Shipping-Paket mit hinein zu nehmen. Leiber ist auch schon dabei, den amerikanischen Markt zu beobachten, Marktforschung und Produktsuche zu betreiben, zu sichten, was sich inhaltlich und vom Bedarf her für den deutschen Markt eignet. Zunächst aber hat er alle Hände voll zu tun, die neuen Aktivitäten des Vertriebs entsprechend zu platzieren. Dazu dient unter anderem der nun schon traditionelle Stand von LeiCom/jazz-network.com auf der MIDEM in Cannes. Das 1989 von Rachel und Mat Domber gegründete Label Arbors Rocords hat sich den klassischen Stilarten des Jazz verschrieben. Der Jurist Mat Domber – Büro in New York und Immobilien-Anteile in Pennsylvania, West Virginia und Florida – ist seit seiner Jugend ein treuer Jazzfan, Live-Hörer und Plattensammler. Der Weg zum eigenen Label liegt da so weit entfernt nicht. 1990 veröffentlichte die Firma ihre erste Aufnahme: „Rick Fay’s Hot Five: Live at Lone Pine“. Seitdem hat Arbors Records über 300 CDs veröffentlicht, geprägt durch Künstler wie etwa Ruby Braff, Dick Hyman, Kenny Davern, Bob Wilber, Dan Barrett, Bob Haggart, Dave Frishberg, Rebecca Kilgore, Johnny Varro, George Masso, Bucky Pizzarelli, Bobby Gordon und Jackie Coon. Music Director des Labels ist der Posaunist, Kornettist und Arrangeur Dan Barrett. Unter dem Motto: „Classic Jazz lives on“ setzt man bei Arbors Records fast ausschließlich auf Neuproduktionen mit „Koryphäen, die den traditionellen Jazz verkörpern“, wie Leiber mit leisem Stolz feststellt: „Arbors ist das Original in diesem Bereich. Das Label steht in seinem Segment für das Maß der Dinge.“ Aktuelle Produktionen liegen vor von Allan Vache, Ruby Braff, Flip Phillips, Warren Vache, Buddy DeFranco, Bob Dorough, Dave Frishberg, Bucky Pizzarelli, Johnny Varro, Kenny Davern, Dick Hyman and Tom Pletcher, Dave McKenna, Bob Wilber, Engelbert Wrobel’s Swing Society, nicht zuletzt Scott Robinson mit einer Louis Armstrong-Hommage, den Statesmen of Jazz um Clark Terry und den Beiderbecke Centennial All Stars Celebrating Bix! His 100th Birthday. Dass der Deal quer über den großen Teich möglich wurde, ist im Übrigen nicht in erster Linie dem Business, sondern ganz wesentlich den persönlichen Kontakten und dem Engagement von zwei Musikern zu verdanken, die sich ihrerseits von Deutschland aus mit Arbors auf dem amerikanischen Markt platzieren konnten: „Da haben Chris Hopkins und Bernd Lhotzky sehr hilfreiche Überzeugungsarbeit geleistet“, will Leiber mit durchaus dankbarem Unterton vermerkt wissen, denn: „Der Abschluss eines solchen Vertrages ist immer Vertrauenssache.“ Auf der anderen Seite gilt: „Die Details sind dann freilich Verhandlungssache.“ Eineinhalb Jahre hat es schließlich gedauert, bis alles unter Dach und Fach war. Aber Leiber war sich von vornherein sicher: „Wenn wir die kriegen, dann kann ich USA machen.“ Für die deutschen Fans ist es allemal eine Bereicherung, wenn CDs, die bislang nur über teure Umwege zu haben waren, nun „ganz normal“ im Plattenladen bestellt und erworben werden können. Tobias Böcker |
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