Anzeige |
|
|
Anzeige |
|
Bei seinen Reisen rund um den Globus besuchte das JugendJazzOrchester NRW (JJO NRW) bereits 1992 einige Länder Mittelamerikas und der Karibik. 12 Jahre später stand diese Region erneut auf seinem Tourneeplan. Die Vorbereitungen hierzu begannen vor rund zwei Jahren. Anfragen liefen zunächst über das Goethe-Institut Mexiko und führten später zu ausführlicher Korrespondenz mit den jeweiligen Deutschen Botschaften der Tourländer.
Mit Unterstützung des Goethe-Instituts, des LandesMusikRats NRW, der Staatskanzlei NRW sowie einer Zuwendung der Westdeutschen Landesbank konnte die jetzige Tournee realisiert werden. Sie dauerte vom 15. August bis zum 11. September 2004 und führte durch sieben Länder: Guatemala, El Salvador, Honduras, Nicaragua, Costa Rica, Panama und die Dominikanische Republik; 17 Konzerte und 12 Flüge waren zu absolvieren. Nach Transferübernachtung in St. Domingo und Umsteigen in Panama City erreicht die Band den Ausgangspunkt ihrer Reise: Guatemala City, 1.500 Meter hoch, von Vulkanen umgeben. Kühl die Temperaturen, karg und heruntergekommen die Innenstadt. Die Reiseinformationen des Auswärtigen Amtes warnen vor hoher Kriminalität. Vor Ort organisiert die Deutsche Botschaft in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Club den Aufenthalt des Orchesters. Auftritte finden statt in „Antigua“, der ehemaligen Hauptstadt des Landes – von der UNESCO zum Kulturerbe der Menschheit erklärt – sowie im „Gran Teatro Nacional“ in Guatemala City. Dazu kommen Workshop-Konzerte in der Deutschen Schule. Großer Erfolg zu Beginn der Tournee. San Salvador empfängt die Band mit Temperaturen um 35 °C und 98 % Luftfeuchtigkeit. Beklemmend der Anblick des mit schweren Waffen ausgestatteten Wachpersonals vor öffentlichen Gebäuden. Das Risiko, von Jugendbanden ausgeraubt zu werden, ist – wie in Guatemala City – erheblich. Die Deutsche Vertretung kooperiert hier mit der Deutsch-Salvatorianischen Industrie- und Handelskammer sowie dem „Hilton Princess Hotel“. Die Unterbringung ist entsprechend erstklassig. In der Nobelherberge spielt die Band vor geladenen Gästen, ein weiteres Konzert findet statt im „Teatro Presidente“. Das Publikum feiert das Orchester mit „standing ovations“. Zum Schluss des Aufenthalts lädt der Präsident der Handelskammer ein in sein Privathaus an den Pazifik. Nächste Station: Tegucigalpa, Honduras, 800 hoch. Der internationale Flughafen gehört zu jenen weltweit, die am schwierigsten anzufliegen sind. Hotelunterbringung deutlich bescheidener als die in San Salvador. Auch hier beängstigend viel Wachpersonal mit großkalibrigen Waffen; die Straßen sind ab 21:00 wie leergefegt. Die Deutsche Botschaft und das „Centro Cultural Aleman“ kümmern sich um uns. Die Band konzertiert im ehrwürdigen Theater der Stadt, einem restaurierten Kolonialbau mit Plüschsesseln und Fledermäusen im Gebälk. Am nächsten Tag zunächst Workshop-Konzert mit Studenten der „Escuela de Musica“, dann 4-stündige Busfahrt nach San Pedro Sula, einer aufstrebenden Handelsmetropole im Nordosten Honduras’. Wieder auf Meeresniveau angelangt Temperaturen um 30 ° C, Luftfeuchte jenseits der 90 %. Nach der Ankunft direkt Session in einem Jazzclub ohne Klimaanlage, am nächsten Tag Konzert im „Centro Cultural Sampedrano“; alle CDs des Orchesters sind zu diesem Zeitpunkt bereits ausverkauft. Die Organisation liegt in den Händen des Humboldt Instituts. Nach Besichtung einer Bananenplantage Weiterflug über San Salvador nach Managua, der Hauptstadt Nicaraguas. Auch hier Empfang und Organisation durch die Deutsche Botschaft. Erstes Konzert im Hotel „Las Mercedes“, für drei Tage auch die Herberge der Band. Zuvor lädt der Deutsche Botschafter in seine Residenz, einer parkähnlichen Anlage mit Pool und Aussicht auf einen Vulkan, abgeschirmt von Armut und Tristesse der mittelamerikanischen Metropole. Am nächsten Tag steht ein Konzert in Granada auf dem Programm, einer liebevoll restaurierten Kolonialstadt, zwei Busstunden von Managua entfernt. Spielort ist die „Casa de Los Tres Mundos“, einem von Ernesto Cardenal und Dietmar Schönherr gegründeten Kulturzentrum. Panama City ist das nächste Ziel. Der Flug dorthin wird zunächst abgesagt. Die Band trifft mit achtstündiger Verspätung im „Panama-Sheraton-Hotel“ ein. Das aus Sponsoringgründen angesetzte Konzert in der Hotelhalle muss ausfallen, die Band kann hier trotzdem „first class“ wohnen. Es gibt Ausflüge in die Altsstadt und an die Kanalschleusen „Miraflores“. Der Auftritt findet statt im „Teatro Balboa“, einem muffigen Bau mit Schimmel an der Decke. Gegen die hohe Luftfeuchtigkeit hilft nur die Klimaanlage. Die kostet Energie, das Theater hat kein Geld. Letzte Station: St. Domingo in der Dominikanischen Republik. Unterbringung in einfacher Herberge, Klimaanlage Fehlanzeige, dafür Propeller unter der Decke. Konzert im Musikkonservatorium der Hauptsstadt, gesponsert etwa von Audi, BMW und der Bayer AG. Per Bus geht es tags darauf in vier Stunden an die Nordküste, nach Sosua. Die Clubanlage „Amsha Marina Reef“ (all inclusive) stellt die Kulisse für den letzten Auftritt der Tour. Die Band feiert ihren Tourneeabschluss ausgiebig. Nach kurzer Nacht geht es – noch halb benommen – zurück zum Flughafen St. Domingo; zum letzten Mal das Orchesterequipment einchecken, dann neun Stunden Flug nach Europa mit Umsteigen in Paris. In Düsseldorf angekommen vermisst man zunächst die hohe Luftfeuchtigkeit. Thomas Haberkamp
|
|