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Ulm und Neu-Ulm haben nicht nur jeweils eigene Verwaltungen und Bahnhöfe, sondern gehören sogar zu verschiedenen Bundesländern. Aber da es hier ja nicht um staatlichen Kulturföderalismus geht, soll die Szene der Doppelstadt als eine einheitliche betrachtet werden. Grundsätzlich überrascht nicht nur die enorme Kneipendichte, sondern auch ein Kulturprogramm, das dichter und vielfältiger kaum vorstellbar ist und, umgerechnet auf die Einwohner, selbst Berlin hinter sich lässt. In Sachen Jazz gibt es vier Veranstalter, die regelmäßig Konzerte veranstalten. Zahlenmäßig an der Spitze liegt wohl der Jazzkeller Sauschdall in Ulm, einer der traditionsreichsten seiner Art und schon immer ausschließlich ehrenamtlich betrieben. Seit langem gehört es zum besonderen Profil des Jazzkellers, ein Herz für ungewöhnliche und moderne Spielarten des Jazz zu haben. Im Frühjahrs- und Herbstprogramm gibt es also von Swing bis Avantgarde, von Rockjazz bis zu Workshops ein äußerst vielfältiges Programm, jeweils auch mit Highlights, die man sonst oft nicht mehr in solch intimer Mini-Club-Athmosphäre sieht, denn der Club befindet sich im urigen Gewölbekeller der ehemaligen Bundesfestung.
Das moderne Café Wintergarten dagegen präsentiert gleich neben dem städtischen Theater ein eher kommerziell ausgerichtetes Programm, kein Wunder, muss Wirt Jörg Spannknebel doch alles aus eigener Tasche finanzieren und auf öffentliche Förderung verzichten. Hut ab also auch vor diesem Engagement. Beide, Sauschdall und Wintergarten, pflegen übrigens die Sessionkultur: an jedem ersten und dritten Montag im Monat. Der Verein für moderne Musik präsentiert anspruchsvolle und ausgefallene Modern-Jazz-Konzerte in loser, aber thematisch gestalteter Reihenfolge in der postmodernen Architektur des Ulmer Stadthauses gleich neben dem gotischen Münster. Thema des Jahres 2001: Swiss made. An wechselnden Orten dagegen treten die Bands und Musiker auf, die der Verein zur Förderung des New Orleans Jazz monatlich engagiert. Alle vier bisher genannten Veranstalter ziehen an einem Strang und verkaufen einen Jazzpass, dessen Besitzer eine Ermäßigung auf alle Eintrittspreise der genannten Veranstalter bekommt. Eine wirklich kuriose Angelegenheit ist ein kleiner Jazzclub, der öffentlich überhaupt nicht in Erscheinung tritt, aber für seine Mitglieder und Freunde an jedem 13. eines Monats Jazz live vorstellt; das Haus Waldeck wird deswegen auch gern Club 13 genannt. Daneben gibt es eine Reihe von Veranstaltern, die im Rahmen ihres breiter gefächerten Kulturprogramms auch Jazz anbieten. Das geht von Großkonzerten und Materialausgaben im soziokulturellen Zentrum Roxy über Events im Café dArt und der Neu-Ulmer Musikschule bis zu Jazzkonzerten in großen und kleinen Theatern, manchmal sogar in Wohnzimmern. Fast jedes Jahr im Herbst gibt es außerdem das Jazzkartell-Festival,
von Mai bis Juli steht im Friedrichsau-Park das Ulmer Zelt,
im Programm kommt neben vielem anderen auch Jazz vor. In der Donau-Doppelstadt gibt es eine erkleckliche Anzahl von hervorragenden Jazzformationen, teilweise zu ordern über die Musikerselbsthilfe-Agentur KULTours music. Aus der Vielfalt müssen sicher die bekanntesten Musiker besonders hervorgehoben werden: Natürlich ist da der renommierte Pianist und Saxophonist Jo Mikowich zu nennen, für internationales Aufsehen sorgte in den letzten Jahren auch der Komponist und Bassklarinettist Michael Riessler. Thomas Hirt und Manfred Schlaier sind im gemeinsamen Duo, Ersterer auch in anderen Besetzungen, ebenfalls weit über Deutschland hinaus sehr erfolgreich tätig. Joo Kraus und Hellmut Hattler kennt durch Tab Two wohl inzwischen jeder. Außerdem leben in Ulm/Neu-Ulm zwei amerikanische Drummer, die ebenfalls international bekannt und aktiv sind: Bill Elgart und Ray Kaczinski. Daneben hat auch der Schlagwerker Jürgen Grötzinger durch seine grenzüberschreitenden Projekte die Aufmerksamkeit der Fachpresse und eines größeren, überregionalen Publikums auf sich gezogen. Für die nächsten Monate vielleicht noch zwei Jazztipps: Im Jazzkeller Sauschdall läuft bis Mitte Mai die hochkarätig besetzte Reihe Unbeschreiblich weiblich, und in der Woche nach Pfingsten feiert der Verein für moderne Musik sein Jubiläum mit dem Trio Konitz-DiCastri-Elgart, dem Trio Sclavis-Texier-Romano, dem Trovesi Octet, mit Michael Riessler Orange sowie dem Daniel Humair Trio feat. Marc Ducret. Reinhard Köhler
service: neu-ulm & ulm
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