Anzeige |
|
|
Anzeige |
|
Der mittlerweile verstorbene Gesellschaftsreporter Albert Krogmann hat einmal einen seiner Interviewpartner mit folgender Frage in Verlegenheit gebracht: Wie sind Sie eigentlich zur Mode gekommen Sie stammen doch aus Hannover?
Diese etwas schnippische Bemerkung sagt eine Menge über das Image der niedersächsischen Landeshauptstadt aus. Innovation und Hipness verbindet man nicht unbedingt mit der norddeutschen Metropole. Kulturelle Impulse kommen aus Berlin, München, Hamburg oder Köln, aber nicht von der Leine so die auswärtige Einschätzung. Hannover-Hasser wie Harald Schmidt etablieren zudem gerne ein Bild, das die ehemalige Heimat diverser englischer Könige als Hochburg des Provinziellen, Braven, Faden, Biederen, bestenfalls Soliden darstellt. Was allerdings die dortige Jazz-Szene betrifft, kann man ohne jedes Vorurteil sagen, dass sie so ziemlich jedes Klischee erfüllt, das man sonst Hannover anheftet. Umso erstaunlicher ist, dass ein Kind der Stadt sich nun aufmacht, ein richtiger deutscher Jazzstar zu werden: der Pianist Jens Thomas. Der blonde Hüne, der seine Herkunft auf seiner jüngsten Einspielung durch den Titel The Battle of Laatzen (ein Stadtteil Hannovers) preisgegeben hat, feiert gerade mit seinem Ennio Morricone-Tribut You Can´t Keep A Good Cowboy Down (ACT) Triumphe. Das Album ist ein Bestseller (in Jazznormen gemessen), die Kritiken fielen hymnisch aus, und das Publikum applaudierte Jens Thomas in seinen Konzerten jüngst stehend. Selbst Maestro Morricone zeigte sich äußerst beeindruckt von den Interpretationen des Deutschen. Jens Thomas ungewöhnliche, charakterstarke, zwischen Zartheit und Härte vermittelnde Spielweise nährt sich zwar auch aus den Mitteln des Jazz, bezieht aber fast noch stärkere Einflüsse aus der Klassik, der Neuen Musik und der Rockmusik der Pianist war ein bekennender Police- und, leider kein schlechter Scherz, BAP-Fan. Der Bezug zum Jazz in meiner Musik lässt sich wohl in erster Linie über das Element Improvisation herstellen. Improvisation war auch das Kommunikationsmittel, das Jens Thomas bei zwei Reisen nach Ghana wählte. Dorthin wurde er als Mitglied der Gruppe Triocolor vom Goethe-Institut binnen kurzer Zeit gleich zweimal entsandt, um den Afrikanern ein Stück deutscher Kultur zu vermitteln. An der Seite seiner gleichberechtigten Partner, dem Bassisten Stefan Weeke und dem Schlagzeuger Björn Lücker, jammte er mehrere Male auf einer Bühne mit der einheimischen Gruppe African Sound Project. Die Spielauffassungen beiden Formationen hätten sich verblüffend geähnelt, befand Jens Thomas nach dem Trip zum schwarzen Kontinent. Die afrikanischen Erfahrungen und Impressionen hat Triocolor jetzt auf einem Album festgehalten, das den einleuchtenden Titel Colours Of Ghana (ACT) trägt und jenseits von Afrika, nämlich in Hannover eingespielt wurde. Auf der CD machen die drei Musiker nicht den Fehler, sich mit nachempfundenen afrikanischen Sounds oder Spielgewohnheiten anzubiedern, sondern improvisieren lustvoll über die gewonnenen Eindrücke ihrer Reisen. Ssirus W. Pakzad on tour 7.1. Münster, Jazzfestival
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|