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Charlie Marianos musikalische Entwicklung bezeichnet keine Kurve, sondern steigt linear: Die leuchtend-reife Strahlkraft seines Tons, die berückende Emotion jeder Phrase, jedes Tones, suggerieren nicht selten, dass der schaffensbiografische Höhepunkt des Altsaxophonisten noch nicht so lange her scheint... Aus dieser Perspektive gehört, kam es im Trio mit Daniel Humair, Schlagzeug und Ali Haurand, Bass nur zu einem meisterhaften Konzert mit drei großen Musikern nicht mehr, aber auch nicht weniger! Erwartungsgemäß auf höchstem Niveau beeindruckte im prall gefüllten Leeren Beutel jeder mit seiner eigenen Sache vor allem solistisch; wenn es um spontane Berührungen oder gar Verschmelzungen ging, dominierte eher Zurückhaltung. Am Bass Ali Haurand, seines Zeichens Gründungsmitglied des European Jazz Ensembles. Zuvorderst, omnipräsent und raumgreifend ließ derweil Daniel Humair am Schlagzeug nichts von jenem Spieltemperament außen vor, wie er es im vergangenen Trio mit Joachim Kühn und JF Jenny Clark jahrelang kultivierte. Flexibel zaubert er oft verquere, mal versponnene, immer plausible und solide antreibende Impulse hervor, die er hier mit knatternder Snare und opulentem Beckengezischel ausgiebig im Vordergrund platzierte. Mariano selbst? Entspannt gab dieser sich dem gewählten, enzyklopädischen Rahmen des Gespielten hin. Er offenbarte sich als einer, der eine Vielzahl stilistischer Berührungen aufsaugen durfte und konnte, vielleicht auch musste, um zu dem zu werden, was ihn auch mit 77 mehr denn je auszeichnet. Gefühlvoll singt sein Horn auf traumwandlerischen Pfaden. Freigeistig sprudelt das Vokabular hervor, wenn er Coleman-Themen reflektiert und dabei in seiner eigenen Sprache bleibt, die sich aus einem urbanen Kosmos an Inspirationsquellen von gestern und heute nährt. Zeitlos stark fiel im Leeren Beutel seine Verneigung vor einem seiner einstigen Bandleader und musikalischen Arbeitgeber aus: Mingus suchte ebenso wie heute noch Mariano ständig nach neuen Ufern, denn erst so entsteht und definiert sich Jazz. Zum Abschied ein Blues: Good Bye Pork Pie Hat! Stefan Pieper |
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