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 2001/01

 seite 26
 education

 

Inhaltsverzeichnis Jazzzeitung 01/2001


Inhalt 01/2001

Standards
Editorial
News
Education: Nürnbergs neuer Hochschulstudiengang
Glossar: Oldtime Jazz

titel / jubilee
Der Pianist Jens Thomas
Joe Haider wird 65

jazz heute
Der Jazzer und der DJ
Break (von Joe Viera)

berichte
9. Allgäuer Jazz Woche
Charlie Mariano Trio im „Leeren Beutel“

story
Branford Marsalis
Die Arbeit des BuJazzO

stadt-portrait
Jazz in and out of Rosenheim

studio-portrait
Bob Rückerl und das Bobtale Studio

dossier
Über die Arbeit des Landesjugendjazzorchesters Bayern
Maximaler Jazz

medien/service
Franz Dannerbauer auf Video
Link-Tipps
Charts
Rezensionen 2001/01
Service-Pack 2001/01 als pdf-Datei ( Kurz aber wichtig, Clubadressen, Kalender, Jazz in Radio & TV Jazz in Bayern und anderswo (256 kb) )

 

Jazzpremiere

Nürnbergs neuer Hochschulstudiengang

„Handlungsbedarf an Deutschlands jüngster Musikhochschule“ titelt die neue musikzeitung in ihrer Dezember/Januar-Ausgabe. Zu Wort gemeldet hat sich die Studenteninitiative „SOS-Musikhochschule in Not“, die zusammen mit dem AStA für bessere Sudienbedingungen an der Nürnberger Abteilung der Hochschule für Musik Nürnberg-Augsburg kämpft. Von untragbaren Studien- und Lehrbedingungen ist da die Rede und von mangelndem Informationsfluss seitens der Stadt und der Hochschulleitung. Auch die Bildersprache lässt an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig: Das Foto zeigt eine offenbar als Übungsraum benutzte Instrumentenrumpelkammer – in den Staub, der den Flügel großflächig überzieht, sind die Buchstaben SOS gemalt.

Stille Nacht? Das Sören Ballendat Trio (mit Andre Schulz, b, und Thomas Beier, dr) nimmt in Räumen der Hochschule Weihnachts-Songs auf.
Foto: Hinterholzinger

Schwarzmalerei oder schonungsloser Tatsachenbericht? Und wie ist Bayerns erster und einziger Hochschulstudiengang im Jazz davon betroffen? „Improvisieren kann man lernen“: Christian Dieners Aussage bezieht sich nicht auf den Umgang der Jazzstudierenden mit der Überakustik ungeeigneter Räumlichkeiten oder mit drittklassigen Gitarrenverstärkern. Der Bassist, der seit zwei Jahren die Theoriefächer Harmonielehre, Gehörbildung und Improvisation/Analyse lehrt, will das Gespräch wieder auf Inhalte lenken. In Anlehnung an Methoden, wie sie sich an der Berklee School of Music bewährt haben, versucht er, das Improvisieren didaktisch in den Griff zu bekommen. Seine Aufgabe sieht er darin, bei den ihm Anvertrauten eingefahrene Muster, die Wiederholung ähnlicher Phrasen gezielt zu durchbrechen und Alternativen anzubieten. Dadurch, dass er immer den kompletten, meist 10- bis 20-köpfigen Jahrgang in allen Fächern unterrichtet, können diese aufeinander bezogen und den Möglichkeiten und Interessen angepasst werden. Die äußeren Bedingungen sieht Diener eher gelassen: Mit den Schwierigkeiten umzugehen, habe auch seinen Lerneffekt.

Bevor die Gegenseite zu Wort kommt, ein bisschen Historie: Seit zehn Jahren ist Jazz in Nürnberg „akademisch”, doch die Anfänge gehen weiter zurück. Ausgehend von der Big Band des damaligen Meistersinger-Konservatoriums, die Silvan Koopmann aufgebaut hatte, entstand der Wunsch, den Jazz auch als Studienfach zu etablieren. Dies gelang, nachdem man sich „mit dem damaligen Direktor zusammengerauft hatte” (Koopmann). Der vielseitige, auch Klassik-erfahrene Posaunist ist seitdem die feste Größe in Nürnberg, war Leiter der Jazzabteilung am „Kons“ und ist nun, nach der „Hochschulwerdung“, deren Sprecher. Vieles habe man in den schweren Anfangszeiten mit Idealismus den Widrigkeiten abtrotzen müssen, Jazz werde gegenüber der Klassik eben immer noch als Nebensache behandelt. Und auch der Übergang in die jetzigen durchaus noch im Wandel begriffenen Strukturen sei natürlich nicht ohne Reibungsverluste abgegangen.

Basisarbeit
Dennoch ist aus Koopmanns Einschätzung auch eine – vielleicht fränkische – Gelassenheit abzulesen, die sich bei der Beurteilung des prekären Status quo fortsetzt. Die Zusammensetzung des Senats, der sich zum kommenden Sommersemester konstituieren soll, sei eben noch unklar, und auch die heikle Frage nach den Professuren regle Gründungspräsident Müller-Heuser auf seine Weise. Ganz konkret ist nach Koopmanns Einschätzung aber die Aufgabenstellung eines Jazzstudienganges zu umreißen: „Es gibt an der Basis einfach zu wenig Jazzunterricht; Jazz sollte Zusatzausbildung in anderen Bereichen der Instrumentalausbildung sein.“ Als Posaunist verweist er naheliegenderweise auf die gerade in Bayern so zahlreichen Bläser/-innen, für die der Jazz eine wichtige Ergänzung und Perspektive sein könnte. „Die Pädagogen, die wir ausbilden, sollen einmal genau diese Basisarbeit leisten. Wir müssen einerseits also die Individualisten bedienen, die echten Begabungen herauspicken, gleichzeitig aber eine hohe Qualität zukünftiger Jazzdozenten sicherstellen.” Für die nötige Bodenhaftung sorgen in Nürnberg auch die auf das Leben nach dem Studium ausgerichteten Angebote: Musikbusiness und Tonstudiotechnik

Bedingungen – Probleme
Für den zweiten Bereich ist Toni Hinterholzinger zuständig, der in Nürnberg sein pädagogisches Jazzklavier-Diplom gemacht hat und im Moment den künstlerischen Abschluss vorbereitet. Er ist es auch, der in Sachen Studien- und Lehrbedingungen schärfere Töne anschlägt: Nach wie vor gebe es Probleme mit dem Stundendeputat, nicht alle Pflichtkurse könnten in dem vorgesehenen Semester angeboten werden. Auch die Raumsituation empfindet er als untragbar. Ein wegen der Staubbelastung eigentlich zu versiegelnder Raum wird inzwischen für regulären Unterricht verwendet. Auf Grund nicht vorhandener akustischer Maßnahmen müssten die Musiker beim Combounterricht Ohrstöpsel tragen. Wie Koopmann bedauert er außerdem, dass die Chance, die Umwandlung in eine Hochschule zur Imagepflege zu nutzen nicht genutzt werde. Da steckt man ein wenig in der Zwickmühle, denn um Studierende darf offiziell gar nicht geworben werden, sollen die Studentenzahlen in Nürnberg doch keinesfalls steigen.

Dabei ist der Zulauf durchaus beachtlich, der durch Namen wie José Cortijo (Jazz-Rhythmik), Martin Schrack (Klavier), Annette Frank (Gesang) oder Helmut Kagerer (Gitarre) ausgelöst wird. Zwei von Kagerers Schülern, Gunnar Seitz und Andreas Wiersich, schätzen an der Nürnberger Ausbildung vor allem die weit gestreuten Anregungen, die ihnen angeboten werden. „Die reichen fürs Leben“, so Gunnar Seitz, und hier sei die Zeit da, diese Einflüsse ohne Marktdruck aufzunehmen, ergänzt Wiersich.

Stilistische Bandbreite
Dass der Unterricht um den Schwerpunkt Bebop herum angesiedelt ist, stört sie kaum, was Koopmanns Standpunkt bestätigt, dies sei eben die Weiche, von der aus sich alle Stile weiterentwickelt hätten und die dem Jazz seinen Platz in der Kulturszene erobert habe. Mit den zahlreichen Combos erweitert sich die stilistische Bandbreite aber ohnehin beträchtlich und auch in den Theoriekursen wird Wert auf eine Erweiterung des Horizonts gelegt.
Die Prüfungsanforderungen haben sich im Vergleich zum Konservatoriumsabschluss spürbar erhöht. Statt 20 müssen nun 80 Standards im Repertoire sein, die Zahl der Transkriptionen ist von einer auf zehn gestiegen. Gestiegen ist damit aber natürlich auch das Prestige des Diploms, das Anreiz genug sein dürfte sich diesen höheren Hürden zu stellen. Auch das gute Klima unter den Hochschul-Jazzern ist unbestritten und zählt zu den großen Pluspunkten des Studienortes Nürnberg, der mit einer beachtlichen Jazzszene den Studierenden überdies die Möglichkeit zum Sprung ins vielleicht gar nicht so kalte Wasser bietet.

Juan Martin Koch

HfM Nürnberg-Augsburg, Abtlg. Nürnberg, Am Katharinenkloster 6, 90403 Nürnberg, Tel. 0911/231 23 73; http://www.kubiss.de/bildung/info/musikhochschule/

 

fortbildung

  • Jazz-Workshop Vocal Jazz vom 16. bis 18. Februar 2001 mit Silvia Droste, Workshop Saxophon vom 16. bis 18. März 2001 mit Dirk Zygar. Informationen: SOBI, Schlingenstr. 65, 33649 Bielefeld, Tel. 0521/45 18 11, Fax 0521/ 45 90 42, www.einschlingen.de, E-Mail: sobi@einschlingen.de

  • „Jazz-Improvisation für Instrumentalisten“ mit Tom van der Geld und Frank Haunschild vom 16. bis 18. Februar 2001 an der Landesmusikschule NRW in Heek-Nienborg, Kontakt: Landesmusikakademie NRW, Steinweg 2, 48616 Heek-Nienborg, Tel. 02568/9 30 50, Fax 93 05 10 62, www.landesmusikadademie-nrw.de

  • 10. bundesweites Jazznachwuchs-Festival vom 29. bis 31. März 2001 in Leipzig für Jazzer unter 30, den Gewinnern winken Auftritte bei den 25. Leipziger Jazztagen im Herbst 2001. Interessenten können sich bis zum 10. Januar 2001 mit einer Kassette und einem Infoblatt bewerben. Teilnehmende Bands bekommen die Kosten für Anreise und Übernachtung erstattet. Infos: 10. Jazznachwuchsfestival, Moritzbastei, Postfach 1027, 04010 Leipzig.

  • 20. Internationaler Jazz Workshop des Freizeitamtes der Stadt Erlangen vom 14. bis 22. April 2001, Dozenten: Rainer Glas (Bass), Sandy Petton (Gesang), Leszlek Zadlo (Saxophon, Flöte), Stephan Holstein (Saxophon), Johannes Faber (Brass), Peter O‘Mara (Gitarre) u.a., Infos: Rainer Glas, Freizeitamt Erlangen, Jazz-Workshops, Südliche Stadtmauerstr. 35, 91054 Erlangen. Tel. 09131/60 35 68

  • 5. Interlaken Workshops für europäische Berufsmusiker/-innen vom 17. bis 20. April 2001, Dozenten: Kenny Barron (Piano), Nicholas Payton (Trompete), Russell Malone (Gitarre), Lewis Nash (Drums) und warscheinlich auch John Pattitucci (Bass); Kontakt und Informationen: www.jazzworkshop.ch

  • Die Mediterranean Music School kündigt für 2001 einwöchige Gitarrenworkshops an: 14. bis 21. April Laurence Luber, 28. April bis 5. Mai David Qualey, 24. Juni bis 1. Juli Werner Lämmerhirt, jeweils Toskana und andere; Kontakt und nähere Informationen: Mediterranean Music School, Mainzer Str. 143, 71672 Marbach, Tel. 07144/59 87, Fax 98 23 50, www.med-music-school.com, E-Mail: Sebastian.banger@t-online.de


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