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Da gab es jahrelang den von den Straubinger Jazzfreunden sehr erfolgreich durchgeführten und vom Bayerischen Rundfunk engagiert unterstützten zweitägigen „New Generation“-Wettbewerb, in dessen Rahmen oft mehrere der sechs Endausscheidungs-Formationen in den Genuss verschiedener Fördermaßnahmen kamen und dessen Siegerband auf dem renommierten Festival „Jazz an der Donau“ auftreten durfte. Nun hat sich der Straubinger Jazzfreunde e. V. entschlossen, diesen Wettbewerb grundsätzlich zu reformieren und in ein neu gegründetes Projekt mit dem Titel „Startbahn Jazz“ zu integrieren. So sollte es bei der diesjährigen Ausgabe keine Platzierungen im Sinne eines ersten oder zweiten Preises geben, sondern verschiedene Bands sollten durch verschiedene Fördermaßnahmen, darunter auch der Auftritt bei „Jazz an der Donau“, unterstützt werden. Und genau da lag auch das Problem. Denn unabhängig davon, ob es sinnvoll ist, die Endausscheidungsteilnehmer in einem Wettbewerb unplatziert zu lassen – und das ist nicht sinnvoll, weil das für die Bands in der Presse und gegenüber Veranstaltern in Bezug auf die PR schlecht verwertbar ist – wurde deutlich, dass das neue Konzept außer dem Veranstalter Straubinger Jazzfreunde e.V. niemand begriffen hat, ja aufgrund der vorhergehenden Informationen auch nicht begreifen konnte. Nun aber zum Wesentlichen und das ist ja schließlich immer noch die Qualität der beteiligten Formationen und diese war heuer so hoch wie selten. So beeindruckte die Ludwigsburger Formation „mit4spiel5“, die zurecht bei „Jazz an der Donau“ am 19. Juli auftritt, durch innovative Eigenkompositionen und Arrangements ebenso wie durch die künstlerische Reife der einzelnen Mitglieder. In der Eigenkomposition „Stau auf der A 6“ oder der Bearbeitung des Miles-Davis-Standards „Seven Steps To Heaven“ fesselten neben gut aufgebauten Soli beispielsweise auch die wirklich groovig gestalteten Siebener-Takte, die trotz ihrer komplementärrhythmischen Synkopik mitreißend lebendig und überhaupt nicht verkopft über die Bühne kamen. In den in der Davis-Bearbeitung zu hörenden Bebop-Passagen ging so richtig die Post ab. Für eine selten zu hörende und erfrischende Klangfarbe sorgte auch der Einsatz der Hammond-Orgel von Tastenspieler Martin Meixner. Die Gewinner der „Bayern-Tour“, „Change Request“ aus Leipzig, bestachen durch ihre vielschichtige Mischung zwischen durchkomponierten und freien Passagen sowie durch die stilistische Breite. So vernahm man beispielsweise in der etwas experimentelleren Komposition „Mutig aber richtig“ an Satie erinnernde, impressionistisch schwebende Akkorde am Klavier, die sich dann zu grollenden Klangpyramiden entwickelten. In der Nummer „Tanzwurst II“ konnte die Band durch ihren quirligen Bebop mitreißen und Soli präsentieren, die neben fingertechnischer Virtuosität auch eine bestechende emotionale Ausdruckskraft aufwiesen. Letzteres gilt auch für das bereits am Freitag auftretende Berliner Trio „Inner Shape“ (unser Bild), das im Januar nächsten Jahres bei den Straubinger Jazzfreunden gastiert und dabei vom BR aufgezeichnet wird. Die künstlerische Reife kam hier in wunderschönen Spannungsbögen und berührender emotionaler Tiefe zum Ausdruck. Großes Lob gebührt aber auch den anderen drei Endausscheidungsformationen, nämlich „Liaison Tonique“ aus Köln, „Julia Oschewsky & Band“ und „Christian Pabst-Trio“, beide aus Amsterdam. Unabhängig von der Konfusion im Rahmen der diesjährigen Preisverleihung ist die Erweiterung der Fördermaßnahmen natürlich sehr zu begrüßen und so geht großer Dank an die Vizevorsitzende der Straubinger Jazzfreunde, Uli Schwarz, und an Roland Spiegel vom Bayerischen Rundfunk. Vielleicht darf die eine oder andere Band auch auf eine CD-Produktion durch Jury-Mitlgied und „Double Moon Records“-Chef Volker Dueck hoffen. Stefan Rimek
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