Anzeige |
|
|
Anzeige |
|
Für international agierende Unternehmen ist es längst nicht mehr ausreichend, nur die eigenen Produkte günstig am Markt zu platzieren. Konzerne wollen sich nicht mehr allein auf Qualitätssicherung beschränken, sondern fassen ihre gesellschaftlichen Botschaften mittlerweile weiträumiger. Man stößt immer weiter ins kulturelle Leben vor und erobert sich Lebensräume im Alltag der potentiellen Kunden. Für die BMW Group zum Beispiel heißt das, nicht nur ein Fixpunkt im mobilen Leben zu sein, sondern auch Impulse im sozialen und kulturellen Bereich zu setzen. Am Stammsitz in München tut das Unternehmen das bereits seit längerem als Partner der Bayerischen Staatsoper bei „Oper für Alle“, den öffentlichen Live-Übertragungen von Opernvorstellungen aus dem Nationaltheater. Ein absoluter Langzeitrenner in der bayerischen Landeshauptstadt. Und auch das dort ansässige Münchener Kammerorchester wird bei seinen erfolgreichen zeitgenössischen „Nachtmusiken“ in der Pinakothek der Moderne von BMW unterstützt. Mit dem neuen Prestigeprojekt BMW-Welt steigt der Konzern nun auch selbst als Veranstalter in den Ring. Andere haben es schon vorgemacht. Mit dem Audi-Forum in Ingolstadt, das gleichzeitig repräsentatives Auslieferungszentrum und Veranstaltungsort für mitunter hochklassige Konzerte ist, hat der Volkswagen Konzern die Möglichkeiten solcher Allround-Kultur-Kommerz-Tempel aufgezeigt. Mercedes hat mit der Mercedes-Benz Welt ein ähnliches Multifunktionsgebäude errichtet, das gleichzeitig Auslieferungszentrum und Museum ist aber auch Mediengroßveranstaltungen wie die BAMBI-Verleihung im Jahr 2006 beherbergen kann. Insofern war die 2007 eröffnete BMW-Welt ein längst fälliges Nachzügler-Projekt im Kampf der großen Automobilhersteller um die öffentliche Aufmerksamkeit. Freilich eines, das geeignet ist, die Vorgängermodelle der Konkurrenz in den Schatten zu stellen. Weniger durfte es auch nicht sein, denn wie als Mahnung an den eigenen Führungs- und Innovationsanspruch steht dem neuen Prestigebau der „Vierzylinder“ gegenüber, das zur Olympiade 1972 erbaute Hochhaus, mit dem BMW schon einmal Architekturgeschichte geschrieben hat. In dieser Hinsicht hat man sich jedoch keine Blöße gegeben: Auch die Optik der neuen BMW-Welt ist kühn, elegant und zukunftsorientiert. Das eigenwillige und aufregende Stahl-und-Glas-Ensemble des Wiener Architektenbüros COOP HIMMELB(L)AU, in dem die einfache gerade Wand kein besonders hohes Ansehen genießt, transportiert in seinem architektonischen Gestus durchaus die Botschaft eines Automobilkonzerns, für den alles passender ist als Starre. Auch im Inneren ist der Blick nach vorne gewandt: Die zentrale Große Halle erinnert an das Hangardeck eines imperialen Sternenzerstörers aus Star Wars, mit turmhohen Wänden, überragt von einer wuchtigen Kommandobrücke. Die ist allerdings, fast wundert es einen, in Wirklichkeit ein Restaurant und nicht von Darth Vader, sondern von hungrigen Besuchern besetzt, die beim Essen den Blick hinab auf das chromblitzende Innenleben der BMW-Welt genießen können. Die geschwungene Front des Gebäudes suggeriert Bewegung. Eine Bewegung, die sich am markantesten Punkt, dem Doppelkegel, beschleunigt und zu einem Strudel auswächst. Ein Mahlstrom, in dem die Energie des Gebäudes verschwindet. Vielleicht verschwindet sie gar nicht, sondern wird dort gebündelt, denn der Doppelkegel ist dieser Ort an dem künftig der kulturelle Puls der BMW-Welt schlagen soll. Das Kulturprogramm wurde offiziell im November 2007 mit einem Allstar-Treffen der drei Amerikaner Warren Vaché, Jesse Davis und Harry Allen eröffnet. Im Rahmen der „Jazzwochen“ und der „Festlichen Adventskonzerte“ folgten in den Monaten darauf Auftritte von Quadro Nuevo, Echoes of Swing, Andrej Hermlin, Klazz Brothers, Tailed Comedians und dem Sharoun-Ensemble. Bei der Programmgestaltung vertrauten die Verantwortlichen von BMW auf die Unterstützung durch professionelle Berater aus dem Kulturbereich. „Wir sind dafür da, Autos zu bauen und sind keine Autoritäten im kulturellen Bereich“, meint dazu Thomas Girst, Leiter des Referats KulturKommunikation bei BMW. „Das heißt, wir bauen auf verlässliche Partner, die uns ein möglichst breites Spektrum bieten können. Das Know-how findet also außerhalb von BMW statt und wir versuchen, im Dialog mit diesen Partnern zu einem runden Ergebnis zu kommen. In diesem Jahr ist uns das gelungen, aber das wäre nicht ohne die Hilfe von Damen und Herren möglich gewesen, die im Kulturbereich die Autoritäten sind, wie wir sie im Automobilbereich sind.“ Die sonntäglichen Matineen bei freiem Eintritt waren allesamt gut besucht und viele Konzertbesucher nutzten die Gelegenheit auch zu Streifzügen durch Ausstellungen und Restaurants, so dass BMW die erste Runde der hauseigenen Kulturoffensive als Erfolg verbuchen kann. Text/Foto: Jörg Lichtinger |
|